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Ermittlungen

Tödlicher Absturz gibt immer noch Rätsel auf

Warbelow / Lesedauer: 3 min

Ein Adler war der PC 9 vor einem Jahr in die Quere gekommen. Doch der Vogelschlag allein erklärt noch nicht das tragische Unglück, bei dem beide Piloten starben. Warum war das Flugzeug nicht mehr zu halten? Die Ermittlungen dauern an.
Veröffentlicht:17.10.2013, 21:00

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Es herrscht bestes Flugwetter, als am 27. September 2012 um 12.25 Uhr zwei Turbo-Propeller-Maschinen des Typs Pilatus PC 9 vom Flugplatz Neubrandenburg-Trollenhagen in den Himmel steigen. Ihr Ziel ist ein Übungsgebiet zwischen Gnoien und Bad Sülze. Dort trainiert die Bundeswehr – das Flugabwehrraketengeschwader 2 – den „Realfall“. Die beiden PC 9 sind die „feindlichen“ Flugobjekte, die die Luftwaffe bei ihrer Übung erfassen, identifizieren und verfolgen will. Doch soweit kommt es an diesem Tag nicht mehr.

Drei Soldaten, die als Truppführer der Flugabwehr bei den Warbelower Buchen die beiden Maschinen vom Boden aus beobachten, werden Zeuge der Tragödie: Beide Flugzeuge kommen seitlich versetzt über den Wald geflogen, eines dreht nach Osten ab, das zweite kurvt in westliche Richtung, der Pilot zieht die Maschine kurz hoch, die sich daraufhin um die Längsachse dreht und dann zu Boden geht. Der Aufprall auf einem Acker ist so heftig, dass sich die Trümmerteile über mehrere hundert Meter verteilen. Die beiden Piloten, ein 57-jähriger Mann aus Schleswig und ein 59-Jähriger aus Braunschweig, sind auf der Stelle tot.

Ein Jahr nach dem Absturz wollte die Bundesstelle für Fluguntersuchung (BfU) Braunschweig in diesen Tagen eigentlich ihren Abschlussbericht über das Unglück vorlegen. Doch es gibt immer noch offene Fragen, wie der Leiter der Untersuchung, Jens Friedemann, erklärt: „Bis wir alle Fakten zusammengetragen haben, wird es noch einige Monate dauern.“

Klar sei mittlerweile, dass die PC 9 mit einem Adler zusammengestoßen ist. Der Torso des Greifvogels war an der Absturzstelle entdeckt worden. Sicher ist auch, dass bei der Kollision die Spitze einer Tragfläche abgerissen wurde. Das mit Blutspuren versehene Teil lag im Wald – einen halben Kilometer entfernt von der ersten Aufschlagstelle der Maschine. Dass dieser Vogelschlag Ursache des Absturzes war, will Jens Friedemann aber nicht gelten lassen. „Wir müssen noch untersuchen, was gemacht werden konnte, um das Flugzeug zu halten“, sagt der Untersuchungsleiter.

Demnach hätte der Zusammenstoß mit dem Adler und der Verlust der Flügelspitze nicht unbedingt zum Absturz führen müssen. Warum die beiden als sehr erfahren geltenden Piloten die Maschine nicht wieder in den Griff bekommen haben, müsse damit noch geklärt werden. Das werde noch ein paar Monate dauern, auch weil die Braunschweiger Ermittler derzeit noch mit vielen anderen Flugunfällen zu tun haben.

An der Absturzstelle an den Warbelower Buchen erinnert derweil nichts mehr an die Tragödie vor einem Jahr.