StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizBringen Schornsteinfeger nun wirklich Glück?

Mythos

Bringen Schornsteinfeger nun wirklich Glück?

Teterow / Lesedauer: 2 min

Schornsteinfeger gelten als Glücksbringer. Daran erinnern sich gerade zu Silvester viele. Ob das stimmt und warum, weiß Schornsteinfeger Mirko Müller.
Veröffentlicht:31.12.2017, 09:15

Artikel teilen:

Herr Müller, erleben Sie gerade jetzt, dass die Menschen Sie gern anfassen möchten?

Ja, das möchten viele jetzt gern. Vor allem vor Weihnachten sowie zu Neujahr.

Wo möchten die Menschen Sie denn gern anfassen? An der Hand? An der Nase?

Sie berühren meist einfach die Schulter oder zupfen auch gern am Ohrläppchen. Es heißt auch, man sollte den goldenen Knopf an der Jacke berühren, oder den Zylinder.

Bringt das tatsächlich Glück?

(Lacht). Das kann ich wirklich nicht sagen.

Woher kommt denn dieser Glaube?

Er rührt aus dem 15./16. Jahrhundert her, als oft ganze Städte abgebrannt sind. Brände zerstörten mit dem Haus auch Existenz und Glück ihrer Bewohner. Als die Schornsteinfeger kamen, um Schlote und Essen zu reinigen, gab es auch weniger Feuer. Somit haben sie dazu beigetragen, solche Unglücksfälle zu verhindern. Und seither verbindet man den Schornsteinfeger mit Glück. Ein gezähmtes Feuer bringt den Menschen ja seither auch Segen, denn es wärmt, brachte Licht und gegartes Essen.

Manche nehmen gern auch Ruß als Glücksbringer mit. Warum?

Das kommt daher, dass Schornsteinfeger früher keinen Lohn erhielten. Sie brachten den Ruß aber in die Apotheken und bekamen von den dort daraus gemachten und wieder verkauften Kohletabletten ihr Salär.

Heute bekommen Sie natürlich ganz normal ihre „Kohle“! Trotzdem – ist der Beruf des Schornsteinfegers altmodisch geworden?

Der klassische Beruf des Schornsteinfegers stirbt aus, denn das Fegen zählt längst nicht mehr zur Hauptarbeit, sondern zum Beispiel das Prüfen von Heizungsanlagen auf Umweltverträglichkeit, etwa mit Immissionsschutzmessungen. Aber auch heute noch hilft der Schornsteinfeger, Schäden an Gesundheit und Eigentum zu verhüten, indem er alle Feuerungsanlagen verantwortungsvoll betreut.

Dennoch müssen Sie ja anderen aufs Dach steigen, und für diese halsbrecherische Tätigkeit brauchen auch Sie neben Geschick etwas Glück. Warum wollten Sie denn trotz dieser schwierigen Aufgabe Schornsteinfeger werden?

Ich stamme aus einer richtigen Schornsteinfeger-„Dynastie“. Auch Schwiegervater und Cousin üben diesen Beruf aus. Das prägt. Ich persönlich betreue den Kehrbezirk Teterow.