„In den Dreißiger Jahren sind hier relativ viele Kinder gestorben”, sagt Franz Wego. Der 75-Jährige muss es wissen. Hatte er doch vor einigen Jahren die Kirchenbücher des Ortes digitalisiert und daher einen guten Überblick über die dort lebenden Familien und ihre Kinder erlangt.
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Auf zwei Tafeln auf dem Friedhofsgelände hat er nun die Namen aller verstorbenen Schwetziner auf Plaketten erfasst. „Es sind insgesamt 380 Personen, die seit 1934 auf dem Friedhof begraben worden sind”, erklärt der Pensionär. Fünf weitere Namensschilder, von Leuten die kürzlich verstorben sind, liegen schon bei ihm und sollen demnächst angebracht werden.
Das Interesse für den Ort kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist Franz Wego gebürtiger Schwetziner. Und obwohl er der Liebe wegen nach Dummerstorf zog, sei er mit seinem Herzen immer in Schwetzin gewesen. Zu vielen seiner Freunde, die immer noch in Schwetzin und Teterow leben, habe er auch heute immer noch sehr guten Kontakt. Mit ihnen hätte er auch des Öfteren darüber diskutiert, wie man die vielen Namen übersichtlich präsentieren könne.
„Ich will den Verstorbenen einen Namen geben”
Kein Wunder, war doch die erste Idee mit den Schaukästen keine praktikable Lösung gewesen. Schließlich wurde die Idee einer Tafel geboren, auf der jede Person eine Art Namensschilder erhalte. „Auf der jeweiligen Fläche hat jede oder jeder Verstorbene vier Zeilen erhalten”, erläutert Wego. Neben den Geburts- und Sterbedaten sind dann auch noch Geburtsort sowie die Familienzugehörigkeit aufgeführt. „Ich will den Verstorbenen einen Namen geben”, erklärt Franz Wego seine Motivation. Das sei auch ein Anliegen der Einwohner gewesen. Und die jüngeren Generation erfahren dadurch, wo ihre Vorfahren herstammen.
Den Anstoß zu dieser Art der Präsentation hätte eine Bekannte gegeben. Diese hätte ihm gegenüber ihr Unverständnis darüber geäußert, dass es keinen Überblick darüber gebe, wer wo auf dem Friedhof liege.
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Kein Wunder, war der Friedhof doch schon 1934 eingeweiht worden – von einem Bischof sowie den katholischen Siedlern aus Franken, der Rhön, Westfalen, dem Rheinland und Hannover. Diese Bauern hatten in ihrem Herkunftsgebiet keine Landflächen erhalten. Über die Mecklenburger Siedlungsgesellschaft, die insolvente Güter aufkaufte, gelangten interessierte Bauern aus diesen Regionen wieder zu Land.
Dass ausschließlich katholische Bauern nach Schwetzin und die umliegenden Dörfer zogen, hat mit der Besitzerin des Matgendorfer Gutshauses zu tun. Weil sie zum katholischen Glauben konvertiert war, verfügte sie beim Verkauf der Ländereien Ende der Zwanziger, dass nur katholische Bauern dorthin ziehen sollten.
Verstorbene früher in der Gruft beigesetzt
Ab etwa 1929 ließen sich dann katholische Bauern in Schwetzin nieder. Weil es (noch) keinen Friedhof gab, wurden die ersten verstorbenen Menschen noch in der Gruft des Matgendorfer Gutshauses der Familie von der Kettenburg beigesetzt. „Als der Friedhof in Schwetzin dann da war, wurden sie umgebettet”, erläutert Wego.
Der rüstige Senior, der auch stark für den Pferdesport brennt, hat auch traurige Schicksale auf den Tafeln verewigt. Dazu zählt beispielsweise Olga Freytag. Auf ihrer Plakette steht als Zusatz in Klammern Zugunglück. „Sie wurde nur knapp zwei Jahre alt, weil sie von einem Zug erfasst wurde”, sagt Wego mit Blick auf die damals existierende Bahnlinie Teterow-Gnoien.
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Aber auch den Gründer des Friedhofes Stephan Michel können Kenner auf den Plaketten finden. „Von ihm gibt es auch die ein oder andere Aufzeichnung zu dem Friedhof, die in die Chronik der Pfarrei Matgendorf einflossen”, weiß Franz Wego.
Seine Tafeln kommen an. So habe er schon viel positives Feedback von den Schwetzinern erhalten. Auch in einigen umliegenden Orten sind seine Tafeln bereits bekannt. „Es gibt erste Signale, dass auch auf den Friedhöfen in Matgendorf und Levitzow solche Tafeln entstehen sollen”, freut sich von Franz