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Dreiste Masche

Frau aus Malchin vermeidet Internet-Betrug

Malchin / Lesedauer: 4 min

Da sollte viel Geld im Spiel sein, bei einer angeblichen Liebesbeziehung. Doch ein angepeiltes Opfer fiel nicht auf den Schwindel rein.
Veröffentlicht:14.07.2020, 10:04

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Eine 68-jährige Deutsche aus Malchin hat einen Betrug mittels Romance Scamming verhindert. Das teilte die Polizei mit. Seit Ende Juni hatte die Frau über Facebook und WhatsApp Kontakt zu einem angeblichen Deutsch-Amerikaner, welcher in Syrien stationiert sein soll. Er habe 1,8 Millionen Dollar als Auszeichnung erhalten, die er zu ihr nach Deutschland schicken würde, da das Geld in Syrien nicht sicher sei, habe der Mann ihr mitgeteilt. Kurze Zeit später erhielt die Geschädigte vom angeblichen Roten Kreuz die Aufforderung, über 5000 Euro zu zahlen, damit das Paket zugestellt werden kann, so die Polizei. Die Geschädigte fiel allerdings nicht darauf rein.

in Ribnitz-Damgarten war die Masche erfolgreicher: Über Facebook hatte ein angeblicher Marokkaner eine Liebesbeziehung zu einer 48-jährige Deutschen vorgetäuscht. Er habe für ein anstehendes hohes Erbe erhebliche Kosten zu tragen, um dieses zu erhalten, erläuterte die Polizei. Er versprach ihr, das Geld nach Deutschland zu schicken. Die Frau vertraute ihm und überwies 22000 Euro ins Ausland.

Die Polizei gibt Hinweise

Romance Scamming oder auch Love Scamming ist laut Polizei eine Art Heiratsschwindler-Betrug in der digitalen Welt und gehört zur Nigeria Connection – dem Synonym für Vorauszahlungsbetrug. Die Nigeria Connection ist seit den 80er-Jahren weltweit aktiv. Was mit Briefen und Faxen begann, hat mithilfe des Internets ungeahnte Ausmaße angenommen. Der Liebesbetrug ist hierbei eine der perfidesten dieser unzähligen Maschen. Die Täter haben es hier nicht auf den Bereicherungswillen der Opfer abgesehen, sondern bringen die Geschädigten in eine emotionale Abhängigkeit und täuschen das Entstehen oder Vorhandensein einer Liebesbeziehung vor. Zum einen dauert es so länger, bis das Opfer den Betrug durchschaut, zum anderen ist die Scham der Geschädigten größer. Oft offenbart sich das Opfer nicht mal dem eigenen sozialen Umfeld, geschweige denn der Polizei. Das Dunkelfeld ist kaum abschätzbar.

Wie gehen die Täter vor?

Zunächst schaffen sich die -meist westafrikanischen- Täter auf diversen Onlineplattformen seriöse Profile. Mittels gestohlener Fotos (oft Models) geben sich die Herren als Ärzte, Ingenieure oder Soldaten und die Damen als Krankenschwestern, Stewardessen oder Lehrerinnen aus. Unter Bedienung sämtlicher Klischees werden phantastische Lebensläufe geschaffen. In sozialen Netzwerken oder Online-Partnerbörsen begeben sich die Täter mit ihren Fake-Identitäten auf die Suche nach potentiellen Opfern. Dabei sprechen sie perfekt Englisch, teilweise Deutsch, wenn auch oft unter Zuhilfenahme teurer Übersetzungstools.

So wird über einen längeren Zeitraum eine Beziehung zum Opfer aufgebaut, es emotional abhängig gemacht und unter Druck gesetzt. Schon nach kurzem Kontakt folgen ellenlange Liebesschwüre. Der eigentlich gut situierte Scammer gerät schließlich unschuldig in eine Notsituation und benötigt dabei die Hilfe seiner großen Liebe. Oft sollen auch Flugtickets erworben werden, um endlich die persönliche Begegnung möglich zu machen.

Was kann ich tun, wenn ich den Verdacht auf einen Liebesbetrug habe?

Da die Betrüger oft dieselben wohlklingenden Namen verwenden, können Sie diesen mit dem Zusatz „Scammer” in eine Suchmaschine eingeben. In vielen Fällen können dortige Treffer Sie vor einem Betrug bewahren. Falls Sie über ein Bild verfügen, starten Sie die umgekehrte Bildersuche. Eventuell landen Sie bei Agenturfotos von Models oder erhalten Hinweise, dass diese Person bereits als Betrüger auffällig geworden ist.

Was muss ich tun, wenn ich tatsächlich Opfer des Betruges geworden bin?

Brechen Sie sofort jeglichen Kontakt ab. Blockieren Sie den Täter auf allen Kanälen. Ignorieren Sie sämtliche Forderungen des Scammers, versuchen Sie bereits geleistete Zahlungen über Ihre Bank rückgängig zu machen. Sichern Sie sämtliche Chatverläufe und Mails, speichern Sie diese ab. Heben Sie Überweisungsbelege auf. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei! Überwinden Sie Ihre mögliche Scham und gehen Sie zur Polizei. Hier sind derartige Fälle bestens bekannt und Ihnen kann Hilfe angeboten werden. Die Strafverfolgung ist schwierig, da die Betrüger im Ausland sitzen, dennoch sollten Sie die Tat melden.