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Bei Unfällen zerstört

Gnoien bangt um seine historischen Pumpen

Gnoien / Lesedauer: 3 min

Die Wasserspender sind als Erinnerung an die Stadthistorie an drei Stellen errichtet worden. Doch sie stehen offenbar Autofahrern im Weg. Sind die Unikate bald Geschichte?
Veröffentlicht:24.02.2022, 05:26

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Da fehlt doch irgendetwas: Vielen Gnoienern ist es schon aufgefallen, dass dem kleinen Marktplatz ein in den Sommermonaten ziemlich beliebtes Detail abhandengekommen ist. Ende Oktober des vergangenen Jahres war ein Transporter von der Friedenstraße abgekommen und hatte auf dem kleinen Markt alles umgerissen, was da im Wege stand. Darunter auch eine der historischen Wasserpumpen Gnoiens, die von Gästen der Stadt im Landkreis Rostock, aber auch von Einheimischen immer mal wieder gern ausprobiert werden. Nun hat es auch noch eine zweite Pumpe erwischt. Das Schöpfwerk stand in der Hornburgstraße einem Auto im Weg. Wie beim kleinen Markt blieb dem Stadtbauhof auch hier nichts weiter übrig, als die Trümmer der gusseisernen Schwengelpumpe einzusammeln.

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Bei Unfällen herausgerissen

Alles Schrott, so das Urteil von Bauhof-Chef Mathias Focke. Beide Pumpen seien bei den Unfällen regelrecht herausgerissen worden. Von dem historischen Modell ist jetzt nur noch eines übrig, das ebenfalls in der Hornburgstraße, an der Ecke Neue Kirchenstraße, steht. Wer weiß, wie lange noch. Sind die voll funktionsfähigen Wasserspender damit vielleicht bald endgültig Geschichte, obwohl sie doch für Gnoien eine ganz besondere historische Bedeutung haben?

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Besondere Zünfte seit 1309

Die Gnoiener Pumpen erinnern an die sogenannten Sootzünfte, die bis vor 100 Jahren für die Wasserversorgung in der Kleinstadt verantwortlich waren. Damals holten die Gnoiener das Wasser noch ausschließlich mit Pumpen ans Tageslicht, die über Brunnen aufgestellt waren. Die Einwohner hatten sich zu Pumpengemeinschaften zusammengeschlossen, die auch Sootzünfte genannt wurden. Deren Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1309.

Teure Nachbauten

Im Jahr 2001 knüpften die Gnoiener Stadtväter an diese Tradition an und installierten im Zuge der Altstadtsanierung an den überlieferten Standorten drei Nachbauten der historischen Pumpen. Das war nicht gerade billig. 74 000 Euro kostete das Pumpenprogramm, ein Teil der Summe wurde aus Fördermitteln bestritten. Für Gnoien war extra ein Modell aus Guss und Edelstahl entwickelt worden.

Geld von den Unfallfahrern?

Und genau da liegt jetzt das Problem. „Ein Nachbau muss extra neu gegossen werden. Und das kostet natürlich Geld“, sagt Bauhof-Chef Mathias Focke. Fördermittel sind nach den Autounfällen wohl eher nicht mehr zu erwarten. Dafür vielleicht aber Zahlungen aus der Haftpflicht der Unfallfahrer. In beiden Fällen sind die Verursacher der Zerstörungen bekannt – die Karambolagen hat jeweils die Polizei aufgenommen.

Es gibt Hoffnung

Es sei auf jeden Fall daran gedacht, die Relikte der alten Sootzünfte wieder aufzubauen, versichert der Stadtbauhof-Chef. Schließlich erinnern die Gnoiener Unikate an ein besonderes Kapitel der Gnoiener Stadtgeschichte.