StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizGnoiens Pastorin zieht’s zurück nach Hamburg

Abschied

Gnoiens Pastorin zieht’s zurück nach Hamburg

Gnoien / Lesedauer: 3 min

Vor fast sechs Jahren kam Angelika Meyer wegen ihres Ehemanns ins Mecklenburgische. Nun ist sie geschieden und möchte wieder näher bei ihrer Familie sein. Was wird der Pastorin von ihrer Gnoiener Zeit in Erinnerung bleiben?
Veröffentlicht:17.10.2019, 19:07

Artikel teilen:

Von Hamburg Bergedorf ins mecklenburgische Gnoien ist auch für eine Pastorin ein eher ungewöhnlicher Weg. Angelika Meyer hat ihn 2014 trotzdem gewählt. Ihrem Mann zuliebe, der in Greifswald wohnte. Da bot sich Gnoien als nächst gelegene Pfarrstelle an. Für die Hamburgerin ein etwas merkwürdiges Städtchen mit einer Kirche, in der eine eigentlich unmögliche Mittelsäule immer irgendwie im Wege steht. Gottesdienste lassen sich hier trotzdem wunderbar feiern, erfuhr die Pastorin rasch. Die Gemeindearbeit ist hier so ganz anders als in Hamburg. „Ich wurde gleich gut aufgenommen, die Leute kamen mir vertrauensvoll entgegen. Die Verbundenheit mit der Kirche ist hier bei vielen Leuten sehr eng“, erzählt die 56-Jährige. Das liegt gewiss auch an der DDR-Zeit, in der sich viele sehr bewusst für die Kirche entschieden hätten.

Anders sieht es heute mit der Familienarbeit in der Kirche aus. „Ein Familiengottesdienst funktioniert hier gar nicht“, hat Angelika Meyer erfahren müssen. Vielleicht weil man in der wenigen freien Zeit, die viele Familien haben, lieber unter sich bleiben möchte.

Wenn es im Pfarrhaus auch noch nicht danach aussieht, ein wenig sitzt die Pastorin bereits auf gepackten Koffern. Ende November kehrt sie zurück in ihre alte Hamburger Kirchgemeinde. „Ich gehe nicht, weil ich hier weg möchte. Aber ich möchte einfach näher an meiner Familie sein. Für meine Kinder ist es schwierig, hierher zu kommen.“ Ein Wunsch, der nach der Scheidung von ihrem Mann immer stärker wurde. Die Kirchenregion Mecklenburgische Schweiz verliert nun auch ihre Regionalpastorin, die Angelika Meyer seit drei Jahren ist.

Undemokratischer Umgang in Stadtvertretung beklagt

Es sei eine großartige Erfahrung, in einer Gemeinschaft zu leben, in der sich beinahe alle kennen. Sie wisse nun, was es heißt, auf dem Lande zu arbeiten, Bauer zu sein oder in einem kleinen Dorf zu leben, in dem kaum ein Bus ankommt.

Gut zusammengearbeitet habe sie mit Gnoiens Bürgermeister, was zum Beispiel Renovierungsarbeiten in der Kirche angeht. Doch auch solche Eindrücke aus der Kleinstadt nimmt die Pastorin mit nach Hamburg: Ein oft undemokratischer Umgang in der Stadtvertretung, wo die stärkste Fraktion sagt: Wir sind die Mehrheit, wir machen das jetzt so! „Einige Leute sind deshalb ziemlich sauer.“

Gern erinnere sie sich an die Gottesdienste im vollen Maria und Marta-Haus oder auch an die Erntefest-Tradition in Wasdow, die sie in den letzten Jahren vermisst habe.

Beim Gottesdienst am 1. Advent wird die Kirchgemeinde Pastorin Meyer verabschieden. Für drei Monate gibt es eine Vakanzvertretung. Wann Gnoien dann einen neuen Pastor oder eine Pastorin bekommt, ist noch ungewiss.