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Heftige Kritik – Missbraucht der Kreis die Feuerwehren?

Malchin / Lesedauer: 4 min

Feuerwehrleute in der Region müssen immer wieder Aufgaben erledigen, für die sie eigentlich gar nicht zuständig sind. Ein Wehrführer sieht darin einen Missbrauch des Ehrenamtes.
Veröffentlicht:28.03.2022, 05:52

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Bei der Ankunft der ersten größeren Gruppe von Ukraine-Flüchtlingen in Malchin ist offenbar noch mehr schief gelaufen, als es bisher bekannt war. Darüber hat Malchins Wehrführer René Giese am Wochenende auf der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr berichtet.

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Schwere Vorwürfe gegen den Landkreis

Obwohl man sich längst hätte darauf einstellen können, dass viele Flüchtlinge unterwegs sind, sei in Malchin erst eine Hauruck-Aktion gestartet worden, um den Menschen zu helfen. Mit dem Einrichten der Lindenturnhalle als Notquartier habe er noch gar kein Problem gehabt, schätzte Giese ein. „Dass aber die Feuerwehr auch noch die Aufnahme, die Registrierung und die Verpflegung mit unterstützen muss, ist schon bedenklich“, sagte der Wehrführer.

Ohnehin habe erst ein Mitarbeiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale um Unterstützung gebeten, was offenbar völlig unüblich ist. Anscheinend habe beim Landkreis niemand eine Ahnung davon, wie Feuerwehr und auch die Führung funktionieren, meinte Giese. Verantwortliche seien zudem in der Flüchtlingsunterkunft kaum zu finden gewesen: „Kein Hausmeister der Turnhalle, kein Mitarbeiter des Bauhofes. Nur Ehrenamtliche der Feuerwehr, der Rettungshundestaffel, des Sozialwerks und freiwillige Helfer.“ Dies müsse dringend aufgearbeitet werden, forderte Malchins Wehrführer.

Durcheinander bei der Aufnahme von Flüchtlingen

Zumindest teilweise scheint dies jetzt auch passiert zu sein, wie Stadtrat Theodor Feldmann gegenüber den Kameraden berichtete. Die Betreuung der Flüchtlinge solle fortan professioneller organisiert werden. Mit der Verpflegung würden künftig Caterer beauftragt und es sollen auch mehr Dolmetscher zur Verfügung stehen, versicherte er.

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Ein Grund für das Durcheinander in der Lindenturnhalle sei die Ankündigung des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte gewesen, dass über das Wochenende keine Flüchtlinge kommen würden, kurz darauf habe dann doch ein Bus Malchin angesteuert. Einen Tag zuvor habe der Landkreis sogar zwei Busse mit Flüchtlingen in Aussicht gestellt, worauf die Turnhalle in aller Eile als Notunterkunft eingerichtet werden musste. „Dann aber kam der Anruf: Die Busse sind umgeleitet worden“, erklärte Feldmann. Ein ziemliches Durcheinander.

Behörden seien völlig unvorbereitet

Die Ankunft der Flüchtlinge ist aber längst nicht der einzige Fall, bei dem sich die Malchiner Feuerwehr von Behörden im Stich gelassen fühlt. Es sei schon beunruhigend, wofür das ehrenamtliche Engagement der Kameraden mittlerweile alles missbraucht werde, erklärte Giese. So habe sich bei den Sturmnächten vor einigen Wochen zunächst niemand von den Verantwortlichen für die Bundes-, Landes- oder auch Kreisstraßen blicken lassen, obwohl einige Fahrbahnen nach dem vielen Windbruch einfach nicht mehr passierbar gewesen seien. „Die Stürme waren ja lange genug angekündigt. Da hätte man was vorbereiten können“, schimpfte Giese. Eine Entlastung wäre es schon, wenn die Feuerwehr beim nächsten Sturm zumindest genügend Absperrmaterial hätte.

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Wenig Hoffnung auf schnelle Verbesserungen

Auch als im vergangenen Jahr nach einem heftigen Gewitter die Straßen nach Duckow und Kummerow überflutet waren, sei keine Straßenmeisterei verfügbar gewesen, um das Problem zu lösen. „Die Leitstelle schickte uns dann stattdessen eine Firma aus Neustrelitz, um die Einsatzstellen entsprechend zu sichern. So mussten wir halt mehr als zwei Stunden warten“, berichtete der Wehrführer.

Dass sich an diesen Zuständen rasch etwas ändern könnte, da machte Stadtrat Feldmann den Feuerwehrleuten am Wochenende wenig Hoffnung. Die Stadt habe die Kritik bereits an die zuständigen Straßenmeistereien weitergegeben. „Die Auskunft war: ,Wir machen keine Bereitschaftsdienste. Es wird keiner da sein“, erklärte Feldmann.

Gegenüber dem Nordkurier hatte die Straßenbauverwaltung des Landes nach dem Orkantief „Zeynep“ eine ganz andere Begründung parat gehabt. Die Havarie-Einsätze wegen des Sturms hätten sich mit einer Rufbereitschaft zur Absicherung des Winterdienstes überlagert, hieß es da. Die Stadtverwaltung will nun noch einmal mit dem Straßenbauamt und der Verwaltung des Landkreises Seenplatte reden, kündigte Theodor Feldmann an.