StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizIm Football-Camp drohen für schlechte Worte Liegestütze

Gewaltprävention

Im Football-Camp drohen für schlechte Worte Liegestütze

Malchin / Lesedauer: 3 min

Es ist bereits das 12. Flag Football-Camp, das diese Woche im Malchiner Peenebad ausgetragen wurde. Die Kinder und Jugendlichen treiben nicht einfach nur Sport.
Veröffentlicht:06.08.2022, 07:21

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Die Augen der Kinder und Jugendlichen fixieren konzentriert den Football, der vor ihnen liegt. Dann gibt Coach Milagre Berglöf das Zeichen zum Anpfiff. Fünf gegen Fünf, Mädchen gegen Jungen, hieß es in dieser Woche beim Flag Football auf dem Gelände des Malchiner Peenebads.

Der Schweiß fließt in Strömen. Die Sonne heizt Spielern wie Coaches bei knapp 36 Grad Celsius schnell kräftig ein. Mit Begeisterung und Elan versuchen die Mannschaften dennoch, sich gegenseitig das Leder abzujagen und einen Touchdown zu erzielen.

43 Kinder zwischen 7 und 17 Jahren

Flag Football – das ist so etwas wie eine harmlose Variante des US-Sports. Statt den Gegner mit körperlicher Gewalt zu stoppen, muss eine von zwei Fahnen, die bei jedem Spieler an einem Gürtel befestigt sind, gezogen werden. Dann wird das Spiel unterbrochen.

Gemeinsam sorgen die Coaches Stefan Lehmann, Milagre Berglöf, Stefan Weichler, vier Schulsozialarbeiter aus Altentreptow, Demmin und Burg Stargard sowie Susanne Wilken, die Fachkoordinatorin des Trägerwerks Soziale Dienste, dafür, dass das Camp ein Erfolg wird.

Die insgesamt 43 Kinder zwischen sieben und siebzehn Jahren stammen meist aus schwierigen Familienverhältnissen und sollen ein paar schöne Tage erleben. Sie lernen Fairness und wie man Konflikte ohne Gewalt bewältigt.

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Sport ist der Schlüssel

Der Sport sei der Schlüssel zu den Herzen der Kinder, meint Coach Stefan Lehmann, der bereits bei den Tollense Sharks das Flag Football-Team leitete. Football sei eine besondere Sportart, denn es gebe für jedes Mädchen und jeden Jungen, ob dick oder schlank, schnell oder langsam, die richtige Position auf dem Spielfeld. Das stärke das Selbstvertrauen der Heranwachsenden.

Disziplin wird im Camp groß geschrieben. Wenn jemand ein schlechtes Wort sagt, müsse er mehrere Liegestütze machen. Diese Strafe komme überraschenderweise sehr gut bei den Kindern an, meint Susanne Wilken.

Die Trainingseinheiten dauern jeweils 30 Minuten. Anschließend springen die Kinder ins kühle Wasser des Peenebads, trinken Wasser oder essen Eis, um sich Abkühlung zu verschaffen. Zwischendurch wird getanzt oder ein Spiel gespielt, um die Stimmung aufzulockern.

Kinder lernen, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen

Johannes Speck, Sozialarbeiter an der Schule an den Tannen in Demmin, hilft gerne mit. „Die Kinder blühen auf in der Gruppe“, merkt er an und erklärt, manchen Teilnehmer habe er noch nie so entspannt erlebt.

In Kooperations- und Wettbewerbsspielen lernen die Kinder, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen, aber auch, dass man die Grenzen der anderen akzeptieren muss. Das sei für viele Teilnehmer etwas Neues, so der Demminer.

Nicht nur die Teilnehmer sind begeistert. Auch zahlreiche Gäste, darunter Spender und ehemalige Teilnehmer, schauen zu und feuern die jungen Leute an. An diesem Abend sei ein besonderer Gast zu Besuch: Der Mann hatte eine kriminelle Vergangenheit und saß im Gefängnis. Die Erfahrungsberichte der Geläuterten machen stets großen Eindruck auf die Kinder und Jugendlichen, erklärt Susanne Wilken.

Sie ist sehr zufrieden mit dem Verlauf und nennt es eine große Leistung, dass mittlerweile das 12. Football Camp ausgerichtet werden kann. Das sei keine Selbstverständlichkeit. Die Finanzierung müsse jedes Jahr neu gesichert werden.

Ohne die Spenden des Präventionsrats des Seenplatte-Landkreises, der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, der Ehrenamtsstiftung und vielen weiteren wäre dies nicht möglich gewesen, betont Wilken und bedankt sich ausdrücklich bei Spendern, Organisatoren, Betreuern und allen Helfern.