StartseiteRegionalMecklenburgische Schweiz▶ Kerzen gegen die Spaltung der Gesellschaft

Demo in Malchin

▶ Kerzen gegen die Spaltung der Gesellschaft

Malchin / Lesedauer: 3 min

Etwa 100 Menschen haben sich am Sonntag im Malchiner Stadtzentrum versammelt. Mit Kerzen wollten sie ein Zeichen setzen gegen die Trennung in Geimpfte und Ungeimpfte.
Veröffentlicht:12.12.2021, 19:03

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Der kleine Malchiner Marktplatz war am Sonntagnachmittag ein Ort des stillen Protestes. Etwa 100 Malchiner, aber auch Menschen aus der näheren Umgebung der Stadt hatten sich dazu vor dem Rathaus versammelt. Mit dem Aufstellen von Kerzen wollten sie ein Zeichen setzen gegen die immer mehr zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Das Land laufe Gefahr, in der derzeit heftig geführten Impfdebatte immer weiter auseinanderzudriften, war es immer wieder aus der Menschenmenge zu hören.

Protest gegen Einschränkungen für Ungeimpfte

Extra aus Basedow nach Malchin gekommen war der 60-jährige Bernd Stein. „Für mich ist es einfach unerträglich, wenn ich erlebe, wie vergiftet das Klima mittlerweile in unserem Land ist. Dieser Staat versucht Menschen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, gegen eine Impfung entscheiden, weitestgehend aus dem öffentlichen Leben fernzuhalten. Das ist ein Eingriff in die Grundrechte eines jeden Einzelnen, den ich einfach nicht akzeptieren kann”, sagte Stein.

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Wer Initiator des Protestes war, das war am Sonntag nicht erkenntlich. Zu der Aktion war in den sozialen Medien aufgerufen worden. Auf diese Weise hatte auch der Malchiner Michael Großmann davon erfahren. „Wir verlernen immer mehr, uns gegenseitig zuzuhören und die Meinung des anderen zu akzeptieren. Es gibt Menschen, die sich für eine Corona-Impfung entscheiden und es gibt Menschen, die sich dagegen entscheiden. Beide Meinungen sind zu akzeptieren. Von jedem Einzelnen und natürlich auch von der Politik. Und genau aus dem Grund bin ich heute hier”, erklärte der Malchiner.

Durch Corona-Krise fast die gesamte Kundschaft verloren

Der kleine Markt war am Sonntag schon das zweite Mal Ort des stillen Protestes. Schon am zweiten Advent hatten sich hier Malchiner mit dem selben Anliegen versammelt. Als ein gutes Zeichen, dass immer mehr Menschen auf diese Weise ihren Protest kundtun, wertete am Sonntag Diego Marzinke die Aktion im Malchiner Stadtzentrum. Ihn habe die Corona-Krise seine berufliche Existenz gekostet. Noch Anfang des vergangenen Jahres betrieb er den Trucker-Imbiss in Niendorf. Schon nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr habe er mehr als 80 Prozent seiner Kundschaft verloren, mittlerweile habe er sein Geschäft aufgegeben. „Es ging einfach nicht mehr”, so Marzinke.

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Die Malchiner Polizei hielt sich am Sonntag im Hintergrund. Erst als die Menschengruppe von den Geschäften am Markt an den Rathausgiebel und vor die kleine Treppe auf dem Marcusplatz zog, kreuzte ein Streifenwagen auf. Obwohl keiner der Teilnehmer eine Maske trug und auch die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden, griff die Polizei nicht ein. Mit den Protesten, so hieß es, soll es am kommenden Sonntag an gleicher Stelle und zur gleichen Zeit weitergehen.