Es ist der Schlachtruf der Malchiner Motoballer: Bevor sich die Kobras auf ihre Maschinen schwingen, feuern sie sich vor jedem Spiel mit einem lautstarken „Gut Biss“ an. Das dient der eigenen Motivation und soll dem Gegner schon mal akustisch ein wenig Angst einflößen. Beängstigend ist in diesen Tagen aber nicht etwa das, was die Motorrad-Sportler auf dem Platz abliefern, sondern vielmehr die Situation im eigenen Verein. Aus der angriffslustigen Schlange scheint mehr und mehr ein zahnloser Tiger zu werden.
Mannschaftskapitän und Torwart abgesprungen
Für den Vereinschef des MC Kobra gab es im Laufe der vergangenen Woche eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Gleich drei Spieler aus dem Männerkader haben angekündigt, ihre Maschinen fortan in die Ecke zu stellen und nicht mehr für den Spielbetrieb zur Verfügung zu stehen. Zu den Abtrünnigen gehören unter anderem der langjährige Kapitän der Mannschaft, Michel Kühnel, und Torhüter Peter Wienke. Für ihren Abschied aus dem Team geben beide familiäre Gründe an. Besonders schwer ins Gewicht falle nach Aussage des Vereinsvorsitzenden Robert Wenzlaff der Rückzug des Kapitäns. „Michel gehört dem Verein seit seiner Wiedergründung im Jahr 2009 an und war einer unserer absoluten Leistungsträger“, bedauert der Kobra-Chef.
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Dass Spieler den Verein verlassen, das habe es in der Vergangenheit immer wieder mal gegeben. Aber nicht gleich drei binnen weniger Tage. Das schlägt erheblich ins personelle Kontor. Noch könne man eine ganze Mannschaft – dazu gehören vier Fahrer und ein Torwart – auf den Platz schicken. „Bis auf einen Wechselspieler gibt es dann aber keine personellen Reserven mehr“, schlägt Robert Wenzlaff Arlarm. In den sozialen Netzwerken hat der Verein bereits einen Aufruf gestartet und sucht händeringend nach neuen Spielern. Offenbar nicht ganz erfolglos. Für das Training am Samstag hatten sich zwei Neulinge angekündigt. Bis die allerdings ins Team integriert, mit Technik und taktischen Abläufen vertraut sind, werde schon eine ganze Zeit ins Land gehen, weiß der Vereinsvorsitzende.
Corona-Krise mit schuld an Abgängen
Auch ohne die Abgänge war die sportliche Situation in der jüngeren Vergangenheit alles andere als rosig. In der Nordstaffel der Bundesliga gab es in der zurückliegenden Saison jede Menge Niederlagen, der Verein dümpelt herum im Tabellenkeller. Weil er sich mehr um organisatorische Fragen kümmern wollte, hatte der Vereinsvorsitzende dem aktiven Sport im Sommer eigentlich Adieu gesagt. Jetzt setzt sich der 41-Jährige doch wieder aufs Motorrad, um die Männermannschaft zu verstärken. Einen Grund für die angespannte Personalsituation sieht Wenzlaff in der Corona-Krise. „Wir konnten viele Monate nicht trainieren, der Spielbetrieb war ausgesetzt. Da haben sich für so manchen neue Prioritäten ergeben. Dieses Problem haben viele andere Vereine auch“, sagt er. Wer künftig dafür sorgen will, dass die Kobras wieder mehr Biss bekommen, der kann sich jederzeit an Robert Wenzlaff wenden. Fast jeden Samstag ist er auf dem Trainingsplatz in der Malchiner Wald-Arena anzutreffen.
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