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Sanierung von Kulturgut

Marode Gutshäuser dringend gesucht!

Rensow / Lesedauer: 2 min

Die einen nennen es verrückt, die anderen verantwortungsvoll: Zwei Gutshausbesitzer wollen ruinöse Herrenhäuser kaufen, um sich darum zu kümmern. Sie handeln, bevor andere mit dem Abrissbagger anrücken.
Veröffentlicht:05.07.2019, 09:50

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Weil „überall viel zu schnell abgerissen wird“ haben Knut Splett-Henning aus Rensow und Ronald van der Starre aus Dölitz jetzt kurzerhand gehandelt – und „einfach mal“ ein marodes Gutshaus gekauft, um es vor der Abrissbirne zu retten und dann wiederum jemanden zu finden, der es übernimmt. „Jedenfalls haben wir erst mal zusammengelegt, bevor es zusammenfällt und schauen nun, wie wir die Kuh vom Eis bekommen“, sagt Knut Splett-Henning. Also, wer ein Herz für Gutshäuser hat, aufgepasst! Der barocke Fachwerkbau steht in Kowalz nördlich von Gnoien. Es ist das Geburtshaus der Kinderbuch-Schriftstellerin Margarete von Oertzen.

Mittlerweile gibt’s schon „ein paar Löcher im Dach“, räumt Knut Splett-Henning ein. Aber wenn man die Ärmel hochkrempelt und 120  000 Euro in die Hand nimmt, könne man im jüngeren Gebäudeteil schon einziehen und habe 150 Quadratmeter zur Verfügung. „Das Haus mit seinem mittelalterlichen Keller selbst steht nicht unter Denkmalschutz. Die Lage ist toll, mitten in einem gemeindeeigenen denkmalgeschützten Park samt Lindenalleen“, meint Knut Splett-Henning. Der betagte dänische Vorbesitzer habe es nicht mehr geschafft, sich zu kümmern. Und es soll weitergehen: Splett-Henning sowie Ronald van der Starre, beide Mitglieder der AG zum Erhalt und Nutzung von Gutsanlagen, appellieren nun an Gemeinden oder Personen, sich bei ihnen zu melden, wenn sie derartige Häuser besitzen. „Wir nehmen uns gerne dieser an, übernehmen und erwerben sie, sichern die Gebäude und finden dann auch jemanden, der sich wiederum dieser annimmt.“

Dass es den beiden Gutshausrettern nicht ums Geld, sondern um die Rettung bedeutsamer historischer Substanz gehe, zeigt sich an dem, was sie bislang geschafft haben. Knut Splett-Henning und Christina von Ahlefeldt-Laurvig haben aus dem unscheinbaren Barockgutshaus Rensow ein mittlerweile international gefragtes Gästehaus gemacht und einen Treffpunkt, von dem aus weitere Herrenhäuser ihre „passenden Herren und Damen“ mit Ausstrahlungskraft für die ganze Region und weit darüber hinaus gefunden haben: Dölitz, Klein Roge, Behren-Lübchin, Pohnstorf, um nur einige zu nennen. Es ist bereits das fünfte Gutshaus, das das Paar zum Erhalt gekauft hat. „Wer jetzt schon mal in Kowalz mitmachen will beim Aufräumen, der kann sich gern bei uns melden“, bittet Knut Splett-Henning um Mithilfe.