StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizWurden hunderte Ferkel aus politischen Gründen erstickt?

Einbruch in Schweinestall

Wurden hunderte Ferkel aus politischen Gründen erstickt?

Gülzow / Lesedauer: 3 min

Spektakuläre Wende im Fall der 416 toten Ferkel in der Seenplatte: Nachdem in einem weiteren Betrieb sogar 900 Schweine erstickten, ermittelt die Polizei in eine neue Richtung.
Veröffentlicht:15.01.2019, 14:53

Artikel teilen:

Nachdem mehr als 400 Ferkel in einer Schweinezucht in der Seenplatte einen qualvollen Erstickungstot sterben mussten, weitet die Polizei ihre Ermittlungen aus. Grund dafür ist ein Vorfall im Münsterland, bei dem ebenfalls hunderte Tiere ums Leben kamen.

Nach Polizeiangaben fand der Besitzer eines Schweinemastbetriebes in Vreden-Ellewick (Nordrhein-Westfalen) am Montagmorgen 900 Schweine in seinem Stall tot auf. Genau wie die 416 Ferkel in dem Landwirtschaftsbetrieb in Gülzow (Mecklenburgische Seenplatte), erstickten die Tiere. Zuvor waren Einbrecher in den Technikraum des Stalls im Münsterland eingedrungen.

Dort hatten die Täter den Angaben zufolge die Stromversorgung unterbrochen. Damit war die Belüftung des Stalls ausgeschaltet, die für die Schweine lebensnotwendig ist. „Derzeit gehen wir davon aus, dass der oder die Täter wussten, dass dort eine Alarmanlage existiert und sie haben, bevor sie die Belüftungsanlage manipuliert haben, die Alarmanlage ausgeschaltet”, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Gestohlen hatten die Einbrecher nichts. Besitzer des Stalls ist die Familie des CDU-Bundestagsabgeordneten und Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes Johannes Röring. Mittlerweile ist die Staatsschutzabteilung des Polizeipräsidiums Münster in die Ermittlungen eingebunden worden. Der Staatsschutz ermittelt bei Straftaten mit einem politischen Hintergrund.

Zusammenhang mit Einbruch in Stall von Bundestagsabgeordneten wird geprüft

Medienberichten zufolge waren bereits im Jahr 2013 hunderte Schweine in dem Betrieb des Bundestagsabgeordneten erstickt. Damals ist jedoch ein technischer Defekt als Ausfall für die Belüftung Stalls ermittelt worden. Später drangen Einbrecher in den Betrieb ein, um vermeintliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu dokumentieren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Bauernpräsident Röring hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Die Hintergründe der Tat im Münsterland sind genau wie bei den toten Ferklen in der Seenplatte bislang unklar. Es werde geprüft, ob der Einbruch in den Landwirtschaftsbetrieb in Gülzow politische Hintergründe hat und ob ein Zusammenhang mit der Tat im Münsterland besteht, heißt es von der Polizeiinspektion Neubrandenburg. Allerdings gebe es dazu noch keine weiteren Erkenntnisse.

Auch Stall in Gülzow nicht zum ersten Mal von Verbrechern heimgesucht

Ähnlich wie jetzt im Münsterland hatten Einbrecher im Dezember in dem Betrieb bei Stavenhagen die Stromversorgung der Stallbelüftung unterbrochen. Als Züchter Helmut Peters einen Tag vor Weihnachten seinen Stall betrat, bot sich dem Landwirt ein grausamer Anblick. „Die Ferkel waren blau angelaufen“, schilderte er dem Nordkurier, „und wegen der Hitze aufgedunsen.“ Genau wie im Münsterland hatten die Einbrecher nichts geklaut.

Wer oder was hinter der Tat steckt, kann sich der Schweinezüchter nicht erklären. Allerdings wurde auch sein Betrieb nicht zum ersten Mal von Verbrechern heimgesucht: Bereits Ende 2017 seien Stalltore geöffnet worden, so dass die Sauen „kalte Ohren“ bekamen. Und im Jahr 2002 habe man ihm den Technikstand in Brand gesetzt, sagte Peters dem Nordkurier. Beide Fälle seien nicht aufgeklärt worden.