StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizNeukalen lässt über Flüchtlinge abstimmen

Asylbewerberheim ja oder nein

Neukalen lässt über Flüchtlinge abstimmen

Neukalen / Lesedauer: 2 min

Die kleinste Stadt in der Region hat bisher noch gar keine Asylbewerber aufgenommen. Doch das wird sich nun wohl ändern. Ausgerechnet ein Wohnblock, den der Landkreis vor anderthalb Jahren noch strikt abgelehnt hatte, ist nun wieder in die engere Wahl für ein Asylbewerberheim gekommen.
Veröffentlicht:09.06.2015, 06:00

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Das geht ja schon mal gar nicht: So hatte vor anderthalb Jahren der Seenplatten-Landkreis noch über die Neukalener Ziegelei als Standort für ein Flüchtlingsheim geurteilt. Viel zu abgelegen, keine Einkaufsmöglichkeit, kein Arzt und keine Kindereinrichtung in der Nähe. Der Landkreis lehnte das Angebot des Hauseigentümers dankend ab. Doch die Zeiten ändern sich. Die Zahl der Asylbewerber steigt und steigt. „Die Dramatik zwingt uns, jetzt auch wieder Objekte aus der Schublade zu holen, die wir schon abgelehnt hatten“, sagt der Vize-Landrat des Seenplatten-Landkreises Siegfried Konieczny. Um dann aber auch gleich zu betonen, dass noch gar nichts entschieden sei. Der Wohnblock an der Ziegelei, der derzeit nur noch einen Mieter hat, würde etwa 60 bis 70 Flüchtlingen Platz bieten. Eigentlich zu wenig für ein Asylbewerberheim. „Da orientiert man sich an einer Grenze von 100 Leuten“, erklärt Konieczny. Auch um das Wach- und Betreuungspersonal effizient einsetzen zu können.

Einwohnerversammlung am 23. Juni

Doch das Landesamt für Flüchtlings- und Asylangelegenheiten könnte ausgerechnet im Fall von Neukalen eine Ausnahme machen. Die Peenestadt ist eine der ganz wenigen Städte in Mecklenburg-Vorpommern, die bisher noch gar keine Flüchtlinge aufgenommen haben. „Können wir ja auch gar nicht, weil wir keine kommunalen Wohnungen haben“, wendet Bürgermeister Willi Voß (CDU) ein. Doch auch ihm ist klar, dass sein kleines Städtchen nicht auf Dauer drum herumkommen wird, Flüchtlinge zu beherbergen. Voß lädt jetzt für den 23. Juni zu einer Einwohnerversammlung ein, um zu informieren, aber auch um die Stimmung bei den Neukalenern auszuloten: „Die Leute müssen auch ihre Befürchtungen äußern können.“

Zwei Tage später will Voß dann sogar einen Stadtvertreter-Beschluss zur Aufnahme der Flüchtlinge herbeiführen. Dass seine Abgeordneten die Asylbewerber ablehnen werden, glaubt er nicht. Es komme ihm darauf an, möglichst viele Leute in die Entscheidung mit einzubinden.

Deshalb denkt der Bürgermeister auch schon an einen Beirat für den Fall, dass Neukalen tatsächlich Flüchtlinge zugewiesen bekommt. Anwohner, die Kirchgemeinde aber auch Vertreter der Kindergärten könnten in dem Gremium mitarbeiten.