Teterow ist ein kunstbegeistertes Städtchen. Und das liegt nicht nur an der Galerie, die seit vielen Jahren erst am Schulkamp und seit einiger Zeit im Bahnhofgebäude die Freunde der Kunst immer wieder in Scharen anlockt. Eine kulturelle Einrichtung von diesem Format hat nicht jeder Ort in der Größenordnung von Teterow zu bieten.
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Für Kunstfreunde wird viel geboten
Die Feingeister kommen in der Bergringstadt aber nicht nur am Bahnhof auf ihre Kosten. Wer wachsamen Blickes durch Teterows Straßen spaziert, der findet die Kunst an vielen Ecken und Enden. Wer kennt sie nicht: Blüchers Pfeife am Platz des Friedens, die ewig schlummernde Katze auf dem Stein in der Malchiner Straße, den dreisten Herren, der einer Dame am Rostocker Tor ganz unverhohlen in den Ausschnitt schaut, oder die Darstellung eines legendären Schildbürgerstreiches auf dem Kirchplatz hinter dem Rathaus. Und das sind längst nicht alle. Teterow ist mit Kunstwerken so reich gesegnet, dass die Touristinformation vor einigen Jahren sogar einen kleinen Flyer aufgelegt hat, mit dem auswärtigen Gästen ein Kunstspaziergang durch die Stadt wärmstens ans Herz gelegt wird.
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Kleine Kunstwerke idyllischer Landschaft
Auf die Mitarbeiter in der Infostelle könnte jetzt neue Arbeit und eine Aktualisierung des Werbeflyers zukommen. Fast unbemerkt von einer breiten Öffentlichkeit ist vor den Toren der Stadt ein Kunstpfad entstanden, der noch in keinem touristischen Wegweiser zu finden ist. Gemeint ist der Wanderweg, der zu Füßen des Ehrenmals beginnt und von den Heidbergen in das kleine Dörfchen Mieckow führt. An dem idyllisch gelegenen Pfad, der durch Strauchtunnel führt und immer wieder einen herrlichen Blick auf die Hügellandschaft der Mecklenburgischen Schweiz bietet, kann man neuerdings viele kleine Kunstwerke bestaunen. Dabei handelt es sich um Türmchen, die jemand Stein für Stein aufeinandergestapelt hat und die dem aufmerksamen Wanderer in allen möglichen Facetten begegnen. Mal entdeckt man die Steinskulpturen direkt am Wegesrand, mal behutsam in die Stammgabelung eines Baumes gestapelt.
Spontane Idee mit Nachahmern?
Wer für die kleinen Kunstwerke verantwortlich zeichnet oder ob dahinter sogar mehrere Feingeister stecken, das ist bisher unbekannt. Eine Antwort darauf kann auch der Teterower Stadtvertreter Wolfgang Blanck nicht geben, der in der Bergringstadt als leidenschaftlicher Wandersmann bekannt ist und in der Gegend so ziemlich jeden Weg und Steg kennt. Auch ihm sind die kleinen Kunstwerke schon aufgefallen. „Vielleicht hat einfach jemand damit angefangen und dann hat das Ganze eine gewisse Eigendynamik entwickelt und andere haben den Bau der kleinen Türmchen einfach fortgesetzt“, vermutet er.
Gibt es ein Vorbild am Ostseestrand?
Möglich ist es aber auch, dass die Idee einfach von der Ostseeküste in die Mecklenburgische Schweiz exportiert wurde. Unweit der Seebrücke im Ostseebad Sellin gibt es Hunderte dieser kleinen Steintürmchen. „Urlauber machen das, um sich hier zu verewigen und auf diese Weise zu sagen: Wir waren hier“, berichtet Iris Böhnke, Mitarbeiterin der Selliner Kurverwaltung. Der Türmchenpfad auf dem Weg nach Mieckow zählt mittlerweile 31 Steinskulpturen. Ob hier in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere hinzu kommen, das werden die Wanderfreunde der Region sicherlich sehr aufmerksam beobachten.