StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizScharfer Gegenwind für Windkraftpläne bei Teterow

Dorf macht Front

Scharfer Gegenwind für Windkraftpläne bei Teterow

Bartelshagen / Lesedauer: 3 min

In den Dörfern nördlich von Teterow herrscht Aufruhr. Auslöser sind die Planungen für neue Windräder. Aktivisten erheben gar einen schweren Vorwurf gegen die Autoren des Raumentwicklungsprogramms.
Veröffentlicht:26.03.2019, 18:44

Artikel teilen:

„Das Dokument ist ganz böse.“ Zu diesem Schluss kommt Uwe Grimm nach der Lektüre von gut 600 Seiten des regionalen Raumentwicklungsprogramms. Der Entwurf behandelt den künftigen Ausbau der Windenergie. Drei Standorte im Dreieck Warnkenhagen, Bartelshagen, Thürkow sind darin vorgesehen. Für die Bewohner dieses Gebietes nördlich von Teterow bedeutete es einen gravierenden Einschnitt, wenn die Anlagen wie geplant errichtet würden.

Uwe Grimm als Eigentümer des denkmalgeschützten Gutshauses Bartelshagen wäre unmittelbar betroffen. Was ihn erzürnt, ist, dass sich die Bürger als für dumm verkauft sehen müssen. „Da ist viel aufgeschrieben. Man muss sich durch Hunderte Seiten lesen, doch konkrete Inhalte sind rar. Entscheidende Kriterien sind nebulös formuliert oder fehlen ganz“, kritisiert Grimm. Die Folge: Kaum jemand kennt den Entwurf.

Geräuschbelastung im Bereich von Ruhestörung

In den vergangenen Tagen haben Aktivisten in mehreren Gesprächsrunden ihre Mitbürger aufgeklärt, was da auf sie zukäme. Beispiel Dauerbeschallung durch die Windräder: Dafür ist ein Maximalwert von 45 Dezibel angegeben. Mit der nackten Zahlenangabe kann niemand etwas anfangen. „Man muss wissen, dass in Wohnhäusern eine Überschreitung von 40 dB am Tag und 30 dB des Nachts rechtlich als Ruhestörung gilt. Hier sollen es 45 dB in Dauerbelastung sein“, zeigt Grimm auf. Auf Gefahren für die Gesundheit durch Infraschall gehen die Planer gar nicht ein. Sie führen zwei Studien an, die solche ausschließen. Internationale Gutachten, die zu ganz anderen Ergebnissen kommen, werden ignoriert.

Das habe offensichtlich Methode, findet Uwe Grimm. Die Auswirkungen für die Vogelwelt beispielsweise würden stark heruntergespielt. Das hatte man auch in Thürkow festgestellt. „Den Rotmilan, der hier brütet, bilden wir uns nur ein“, hatten Jäger sarkastisch kommentiert.

„Sind Bayern andere Menschen als wir?“

Überhaupt entstehe bei der Lektüre der Eindruck, Fakten würden so ausgewählt, dass sie ins Konzept passen. So heißt es unter dem Punkt schützenswerte Kulturgüter, dass sich im Umkreis bis sechs Kilometer nur neun Denkmale befänden. „Tatsächlich sind in der Landesdenkmalliste 56 Objekte gelistet, wenn man alle zusammenhängenden Anlagen als ein Denkmal zählt, ebenso ganz Teterow. Zählt man alle einzeln sind es 280“, hält Uwe Grimm dagegen.

Wolfram Gritzan aus Bartelshagen empfindet die festgesetzten Mindestabstände der Windräder zu bewohnten Gebäuden als nicht akzeptabel. „Von meinem Haus in Amalienhof beträgt der Abstand mal gerade 800 Meter, wenn überhaupt. In Bayern ist das Zehnfache der Windradhöhe als Mindestabstand festgelegt. Bei den derzeit gängigen Anlagen wären das 2000 Meter, das entspricht dem Zweieinhalbfachen des hiesigen. Sind Bayern andere Menschen als wir?“ fragt er.

Frist für Stellungnahmen endet

Mit ihrer Aufklärungskampagne wollen die Aktivisten möglichst viele zu einer persönlichen Stellungnahme bei der Planungsbehörde bewegen. Die Frist dazu läuft am 28. März aus. Inwieweit ihre Einwände Berücksichtigung finden, stehe auf einem anderen Blatt. Illusionen macht sich darüber niemand. Unter Umständen müsste man den Klageweg beschreiten, blicken einige schon voraus.