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Kommunalpolitik

SPD in Teterow lässt „Palastrevolte” platzen

Teterow / Lesedauer: 3 min

Eine Teterower SPD-Abgeordnete behält vorerst alle Funktionen im Stadtparlament. Ihre Fraktion zog alle Abberufungsanträge zurück.
Veröffentlicht:27.01.2023, 16:12

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Das stand für Ulrich Nitzschke schon seit Tagen fest. Die Stadtvertretersitzung im Saal der Teterower Feuerwehr lässt er sich auf keinen Fall entgehen. Antworten erwarte er. Antworten aus der SPD-Fraktion, die wenige Tage zuvor ihre Fraktionsvorsitzende Grit Schmelzer abgesetzt hatte.

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Auf die hält Nitzschke große Stücke, nennt sie eine der herausragenden Persönlichkeiten im Stadtparlament, die sich nicht nur für die Kleingärtner engagiere, sondern bei Problemen immer ansprechbar sei und nach Lösungen suche. Warum ihr die eigenen Genossen so übel mitspielen und sie aus mehreren Ausschüssen und vom Amt der stellvertretenden Bürgervorsteherin abberufen wollen, dafür erwarte er eine Erklärung, sagte der 77-Jährige.

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Auf der Stadtvertretersitzung am Donnerstagabend wartete er darauf aber vergeblich. Genauso wie die etwa zwanzig Gäste auf den Besucherstühlen. Viele von ihnen waren gekommen, um Grit Schmelzer moralisch den Rücken zu stärken. Schon zehn Minuten nach Sitzungsbeginn trat große Ernüchterung ein. Bürgervorsteher Werner Herzlik (CDU) teilte den Abgeordneten mit, dass die SPD alle Abberufungsanträge gegen Grit Schmelzer von der Tagesordnung genommen hat. Eine Begründung dafür gab es von Herzlik nicht.

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Auch nicht vom neuen Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten Nils Saemann. Und das aus einem ganz einfachen Grund: Nils Saemann war gar nicht anwesend. Das sorgte nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei vielen Stadtvertretern für Verwunderung. Schließlich waren doch alle Abberufungsanträge von Saemann eingereicht und unterzeichnet worden. „Dann mit Abwesenheit zu glänzen, das muss man erst einmal verstehen“, wunderte sich auch Ulrich Nitzschke.

Ein weiterer Platz blieb leer

Und nicht nur Saemann fehlte in der SPD-Fraktion. Auch der Platz von Bastian Karge, der Grit Schmelzer auf dem Posten des Vizebürgervorstehers beerben soll, blieb frei. Die Gäste im Saal machten sich darauf ziemlich schnell ihren eigenen Reim. Weil der SPD zwei Stimmen bei den geplanten Abberufungen fehlen, wurden die Anträge wohl wieder zurückgezogen und auf Februar vertagt, munkelte man auf den Besucherplätzen. Warum Saemann nicht da war, klärte sich nach der Sitzung auf. Der Nordkurier erreichte ihn noch am Donnerstagabend telefonisch im Schweriner Landtag. Hier habe er Präsenz bei der Landtagssitzung zeigen müssen. Das habe sein parlamentarischer Geschäftsführer gefordert. „Und dann habe ich zu gehorchen“, erklärte er.

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Was unterdessen in Teterow vor sich ging und dass seine Anträge zurückgezogen wurden, davon habe er nichts gewusst. Auf weitere Nachfrage überlegte er sich dann aber noch einmal anders. Es sei im Gespräch gewesen, es so zu machen. Sein Stellvertreter Adi Schlaak sollte sich was einfallen lassen. Und dann wurde Saemann plötzlich ungehalten. „Zu dem ganzen Thema sind viele Lügen in der Welt. Dazu werden wir uns noch äußern. Aber nicht im Nordkurier, sondern in der richtigen Presse.“ Welche Lügen denn in der Welt seien und was der Landtagsabgeordnete unter „richtiger Presse“ verstehe, darauf gab es für den Nordkurier dann aber keine Antwort mehr. Saemann legte den Hörer auf und beendete das Gespräch.

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