StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizStadtwerke kündigen Erhöhung der Strompreise an

Vor allem für Neukunden

Stadtwerke kündigen Erhöhung der Strompreise an

Teterow / Lesedauer: 3 min

Der Teterower Versorger sah sich gezwungen, Energie nachkaufen zu müssen. Das ist im Moment sehr teuer und wirkt sich vor allem auf Neukunden aus.
Veröffentlicht:07.03.2022, 10:30

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Mit Strom und Gas für 2022 hatten sich die Teterower Stadtwerke eigentlich bereits im vergangenen Jahr eingedeckt. Doch das wird wohl nicht reichen. Die Stadtwerke bekommen immer mehr neue Kunden, wodurch der Verbrauch steigt. Nun musste nachgekauft werden, allerdings zu deutlich höheren Preisen als noch im vergangenen Jahr, wie Stadtwerke-Chef Hagen Frank Böhme berichtet.

Moderater Anstieg für Bestandskunden

Und das hat Konsequenzen: „Wir müssen unsere Preise nun noch einmal nachbessern“, sagt der Stadtwerke-Chef und meint damit eine Erhöhung. Die soll allerdings moderat ausfallen, geplant sei ein Anstieg von zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde Strom für Bestandskunden.

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Wesentlich höher könne die Strompreissteigerung für Neukunden ausfallen. Bei den Stadtwerken Laage, für die die Teterower die Betriebsführung übernommen haben, ist das seit Kurzem schon Realität. Dort müssen Neukunden etwa 50 Cent pro Kilowattstunde statt bisher 30 Cent zahlen. Es gebe keine Möglichkeit, die höheren Einkaufspreise sonst aufzufangen, verdeutlich Hagen Frank Böhme. Bei der Aufsichtsratssitzung in Teterow Mitte März werden die höheren Preise ebenfalls zur Diskussion stehen.

Versorgungssicherheit mit großen Fragezeichen

Probleme bei der Energieversorgung gibt es nach Ansicht der Stadtwerke-Chefs trotz des Ukraine-Kriegs vorerst nicht. Die Gasspeicher in Deutschland seien noch zu gut einem Drittel gefüllt. Zudem habe es auch keinen knackig kalten Winter gegeben. Doch wie die Energieversorgung im Herbst oder im Winter aussehe, sei nicht mit Sicherheit absehbar.

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Denn es sei möglich, dass Putins Antwort auf die vom Westen verhängten Sanktionen sei, den Gashahn für Europa zuzudrehen. Das könnte dramatische Auswirkungen haben, stammen doch mehr als 50 Prozent der Erdgasmengen in Europa und damit auch in Deutschland aus Russland. Sollten sie wegfallen, müsste man auf andere Lieferanten wie Norwegen, das bisher etwa 30 Prozent Marktanteil hat, umsteigen. „Was das für die Preise bedeutet, kann momentan niemand sagen“, erklärt Hagen Frank Böhme. Neue Lieferketten aufzubauen, würde Monate dauern.

Skeptisch bei alternativen Energien

Teterows Stadtwerke-Chef hätte sich deshalb schon längst ein Krisenstab auf Bundesebene gewünscht. Ein Stück weit Sicherheit könnte der Bau eines großen Gasspeichers bringen, wie ihn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ins Spiel gebracht hat. Allerdings brauche ein solches Projekt Zeit und auch eine aufwändige Infrastruktur, um den Speicher etwa mit Gas aus Amerika zu füllen.

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Auch bei Steinkohle, Wasserstoff und alternative Energien ist Böhme skeptisch, wenn es darum geht, einen möglichen Ausfall an russischem Erdgas zu kompensieren. Die Kohle stamme ebenfalls zu 50 Prozent aus Russland. Beim Wasserstoff bewege man sich momentan nicht im „Kraftwerksmaßstab“. Solarstrom und Windkraft seien auf entsprechende Wetterbedingungen angewiesen. Zudem bräuchte es mehr Speichermöglichkeiten, die für die Wirtschaft derzeit aber wenig attraktiv seien. Die Stadtwerke haben auf ihren Gebäuden in der Gasstraße und beim Bauhof Photovoltaikanlagen – für den eigenen Strombedarf.