Bürgermeister-Wahl
Teterow plant mehr Einwohner-Versammlungen
Teterow / Lesedauer: 2 min
Gut zwei Stunden nahmen Teterower vor Wochenfrist die sechs Bewerber um das Bürgermeisteramt ins Kreuzverhör. 250 Frauen und Männer hatten sich mit ihren Fragen zum Wählerforum des Nordkurier eingefunden. Ein beredtes Zeugnis dafür, dass in der Bevölkerung ein großes Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten besteht.
Dem ist in der Vergangenheit offenbar nicht in angemessenem Umfang Rechnung getragen worden. So wollte ein Fragesteller von allen Kandidaten wissen, wie sie zu Einwohnerversammlungen stehen. Die Antwort fiel einmütig aus. Alle sprachen sich dafür aus, regelmäßig solche abzuhalten.
Versammlung fand zu spät statt
Jürgen Paries betonte, dass der Bürgermeister dazu laut Hauptsatzung sogar verpflichtet sei. Amtsinhaber Reinhard Dettmann war dem aber nur sporadisch nachgekommen. Stephan Richter erinnerte an das Hin und Her um die Einwohnerversammlung im Mai letzten Jahres.
Anlass dafür waren Pläne des Landkreises Rostock, in der Schule Nord eine Asylbewerberunterkunft einzurichten. Das hatte ein Rumoren unter Einwohnern ausgelöst. Bürgermeister Dettmann versuchte, den Kreis in die Pflicht zu nehmen. Dieser habe für Aufklärung zu sorgen.
Doch Landrat Sebastian Constien spielte den Ball zurück. Der Bürgermeister solle eine Einwohnerversammlung einberufen, dort stünden die Mitarbeiter des Kreises dann Rede und Antwort. Als diese Monate später stattfand, hatte sich das Hauptthema erledigt.
Der Kreis hatte das Flüchtlingsheim in Teterow aufgegeben. Dennoch sprachen Bürger auf dem Forum eine ganze Reihe von Problemen an, die ihnen zum Teil schon lange auf den Nägeln brannten.
Mehr Einwohner bei der Stadtvertretung
Stephan Richter kam zu einer bedeutsamen Diagnose. Er stellte eine Entfremdung zwischen der Stadtverwaltung und der Gesellschaft fest. Die „kritische Distanz zueinander“ erscheint ihm bedenklich. Diesen Zustand müsse man überwinden, Bürger und Verwaltung wieder aufeinander zugehen. Dabei machte der Ordnungsamtsleiter klar, dass dies nicht mit flammenden Appellen zu erreichen ist, sondern nur gemeinsam in der täglichen Arbeit.
Einwohnerversammlungen will Andreas Lange nicht auf den regelmäßigen Termin beschränkt wissen. Diese Treffen von Stadtverwaltung und Bürger müssten inhaltlich gut vorbereitet werden. Lange wies auf weitere Möglichkeiten der Teilhabe an den öffentlichen Angelegenheiten hin. Konkret sprach er die Sitzungen der Stadtvertretung und ihrer Fachausschüsse an. Da lasse sich nur selten ein Bürger blicken, obwohl hier die inhaltlichen Debatten ausgetragen werden. Ausnahmen wie anlässlich der neuen Badeordnung seien selten.
Neue Wege zu beschreiten ist Jürgen Paries wichtig. Er regte die Bildung von Ortsteilvertretungen an. Das seien Gremien, denen weitgehende Mitwirkungsrechte einräumt sind. „Wir verschenken Teile unserer Demokratie, wenn wir diese Möglichkeiten nicht nutzen“, macht er geltend.