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Kommunalpolitik

Teterower SPD-Fraktion setzt ihre Chefin ab

Teterow / Lesedauer: 3 min

Die Teterower Stadtvertreterin Grit Schmelzer ist nicht mehr Vorsitzende der SPD-Fraktion. Dafür haben die eigenen Genossen gesorgt.
Veröffentlicht:18.01.2023, 15:30

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Eine ganz normale Sitzung ihrer Stadtfraktion – die hatte Grit Schmelzer erwartet, als sie sich Anfang der Woche auf den Weg machte zum Hotel Blücher in der Warener Straße. Was sie dort aber in den folgenden zwei Stunden erlebte, das habe sie nicht nur enttäuscht und traurig, sondern regelrecht sprachlos gemacht, sagt die SPD-Frau.

Das Vorbereiten der nächsten Stadtvertretersitzung – darum geht es in aller Regel, wenn sich die Fraktion trifft – spielte an diesem Abend nur eine Nebenrolle. Vielmehr wurde die Fraktionschefin selbst zum wichtigsten Tagesordnungspunkt der abendlichen Zusammenkunft.

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Was die eigenen Parteigenossen da gegen Grit Schmelzer anzettelten, das beschreibt man in der großen Politik nicht selten als „Palastrevolution“. Ihre Fraktionsmitglieder wollen von so einem Ausdruck aber nichts wissen. Man wolle sich breiter aufstellen für die Kommunalwahlen im nächsten Jahr, dem Nachwuchs eine Chance geben. Dafür müsse in der Fraktion einiges neu ausgerichtet werden, erklärte der Abgeordnete Adi Schlaak.

Leidtragende der „neuen Ausrichtung“ ist einzig und allein Grit Schmelzer. Nach dem Willen ihrer Genossen soll sie ab sofort gleich mehrere Ämter verlieren: den Vorsitz ihrer Fraktion, das Amt der ersten stellvertretenden Bürgervorsteherin und ihr Mandat als Mitglied im Aufsichtsrat der Teterower Stadtwerke.

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Mit einer Ausnahme winkte die Fraktion alle drei Personalien einstimmig durch. Nur als es um den Fraktionsvorsitz ging, bekam Grit Schmelzer Rückendeckung von Stadtvertreter Bastian Karge. Seine Gegenstimme vermochte aber auch nichts daran zu ändern, dass Grit Schmelzer den Vorsitz der SPD-Fraktion verliert.

Die personellen Veränderungen hätten rein gar nichts mit der Arbeit der 50-Jährigen zu tun, erklärten auf Nordkurier-Nachfrage fast im gleichen Wortlaut die SPD-Stadtvertreter Adi Schlaak und Nils Saemann. Mit der sei man durchaus einverstanden gewesen. Die parteipolitische Arbeit solle einfach auf mehrere Schultern verteilt werden. Und weil Grit Schmelzer schon Vorsitzende des SPD-Ortsvereins ist, sollen auf den anderen Positionen neue Leute zum Zuge kommen.

Auch in Zukunft kritische Stimme angekündigt

Die hat man auf der Zusammenkunft gleich präsentiert. Den Fraktionsvorsitz soll künftig Nils Saemann übernehmen, das Amt des stellvertretenden Bürgervorstehers Bastian Karge und das Mandat im Aufsichtsrat der Stadtwerke Norman Pehl. Dass die personellen Veränderungen von ihren Fraktionskollegen mit der Kommunalwahl im kommenden Jahr begründet werden, das will Grit Schmelzer so nicht stehen lassen. In einem Schreiben an unsere Redaktion schildert sie ihre Sicht der Dinge.

„Es kann natürlich sein, dass ich als Fraktionsvorsitzende nicht immer alles richtig gemacht und ausreichend erklärt habe. Das rechtfertigt aber meiner Meinung nach keine direkte Abberufung von meinen Funktionen“, steht für sie fest. Offenbar habe so manchem in ihrer Fraktion ihr konsequentes Auftreten gegenüber dem Bürgermeister nicht gepasst. Im Sinne der Einwohner von Teterow sei aber genau das ihre Aufgabe, erklärt sie. Ohnehin sei ein Mitglied ihrer Fraktion – einen Namen nennt sie nicht – eng mit dem Bürgermeister verbandelt.

Inwieweit das mit ihren Abberufungen im Zusammenhang steht, darauf könne sich jeder selbst seinen Reim machen. Ihr Mandat als Stadtvertreterin werde sie auf jeden Fall weiterhin behalten und wolle auch in Zukunft eine kritische Stimme im Kreis der Abgeordneten sein.