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Investition

Wasserverband „Obere Peene“ leistet sich eigenen Bauhof

Neukalen / Lesedauer: 3 min

Nicht weniger als 2,5 Millionen Euro nimmt der Wasser- und Bodenverband mit Sitz in Neukalen in die Hand, um sich einen eigenen Betriebshof aufzubauen. Das ist umstritten.
Veröffentlicht:12.12.2022, 15:45

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So groß wie in der Peenestadt Neukalen waren die Bedenken wohl nirgendwo anders. Sich in diesen unsicheren Zeiten einen Millionen Euro teuren Bauhof zulegen zu wollen, das geht ja gar nicht. „Solche teuren Investitionen sollten wir uns wirklich genau überlegen. Wir brauchen kein großes Bauhofsgelände. Man kann auch zwei Maschinen anschaffen und zwei Arbeitsplätze dazu. Und dann kann man so weiter arbeiten“, meinte Stadtvertreter Herbert Wilke (CDU) und warnte gar vor dem Bau eines „zweiten Luxusgebäudes“ in der Region – der Wasserzweckverband in Stavenhagen habe ja bereits eines.

Nun also der Wasser- und Bodenverband „Obere Peene“ mit derzeitigem Sitz in Neukalen. Von „Luxus“ mag man hier nicht reden, wenn es um den Bau eines Betriebshofes – nicht Bauhofes – geht, wie Verbandsgeschäftsführerin Anke Tiefmann gleich mal klarstellt. Auf der Verbandsversammlung in der vergangenen Woche hat eine Mehrheit der 52 Mitgliedsgemeinden die Neukalener Bedenken nicht mitgetragen und damit den Weg frei gemacht für die Millionen-Investition. „Ich bin den Mitgliedern dafür sehr dankbar. Sie stellen den Verband mit ihrer Entscheidung auf solide Füße“, sagt die Geschäftsführerin.

Nicht mehr an Fremdfirmen vergeben

Der Verband „Obere Peene“ bewirtschaftet auf 95  000 Hektar in einem Gebiet von Dargun bis kurz vor Waren und von Linstow bis Penzlin etwa 1500 Kilometer Gewässer, darunter sind 1000 Kilometer offene Gräben. Die Verbandsarbeiter sorgen zum Beispiel dafür, dass auf Flüssen wie etwa der Kittendorfer Peene das Wasser ordnungsgemäß fließen kann. Wenn ein Teil der dafür notwendigen Arbeiten künftig nicht mehr an Fremdfirmen vergeben wird, sondern sich ein verbandseigener Betriebshof darum kümmern würde, könnten jährlich 200 000 Euro eingespart werden. Das hatte zumindest ein Gutachten im Mai ergeben, auf das sich die Befürworter der Investition gern berufen. Seit Mai sei bei den Kosten aber viel passiert, halten die Kritiker dagegen.

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Für Diskussionen hatte in den vergangenen Wochen aber vor allem die hohe Investitionssumme gesorgt. Für den Bau des Betriebshofes und zwei zusätzliche Stellen als Verbandsarbeiter sind im neuen Verbandshaushalt etwa 1,5 Millionen Euro eingeplant. Hinzu kommt eine weitere Million für die Ausstattung des Hofes mit Technik wie Traktor, Tieflader oder Bagger. Der Verband muss für diese Summen Kredite aufnehmen.

Unzufrieden mit den Gebührenerhöhungen

Die Gründung eines Betriebshofes sei durch die Initiative des Amtes Malchin entstanden, machte Verwaltungschef Axel Müller unlängst vor den skeptischen Stadtvertretern in Neukalen deutlich. „Wir waren schließlich öfter unzufrieden mit den Gebührenerhöhungen des Verbandes und dem kurzfristigen Zeitpunkt der Erhöhung“, erinnerte Müller. Es gebe zudem bei Aufträgen wie etwa der Reparatur von Drainagen immer weniger Firmen, die sich für solche Arbeiten bewerben würden, was die Kosten weiter in die Höhe treiben würde. Der Verband finanziert sich durch die Beiträge der Mitgliedskommunen, die sich das Geld dann von den Grundstückseigentümern zurückholen.

Dass der Argwohn gegenüber einem Verbands-Betriebshof besonders in Neukalen so heftig ausfällt, dürfte noch einen anderen Grund haben. Die Stadt Malchin hat für den Bau nämlich ein Grundstück in ihrem Gewerbegebiet „Mühlenfeld“ angeboten. „Optimal – mitten im Verbandsgebiet zwischen Malchiner und Kummerower See“, findet Geschäftsführerin Tiefmann. Die Neukalener Stadtvertreter haben dagegen die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Betriebshof am Verbandssitz auf dem Peenebau-Gelände entstehen könnte. Falls sich aber doch Malchin durchsetzen sollte, dürfte dann wohl auch irgendwann der Verband mit seinem Sitz aus Neukalen wegziehen.