StartseiteRegionalMecklenburgische Schweiz▶ Wochenmarkt: Corona hält Kunden nicht vom Bummel ab

Wochenmarkt in Corona-Zeiten

▶ Wochenmarkt: Corona hält Kunden nicht vom Bummel ab

Malchin / Lesedauer: 4 min

Die meisten Malchiner gingen beim Einkauf auf dem Wochenmarkt am Freitag auf Abstand, aber nicht alle waren so vernünftig. Händler hofften, dass nicht auch noch die Wochenmärkte schließen müssen.
Veröffentlicht:20.03.2020, 15:59

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Eigentlich schien alles wie immer. Auf dem Wochenmarkt am Freitag in Malchin herrschte streckenweise reges Treiben. Die Menschen kauften ein, unterhielten sich hier und da und freuten sich über den Frühlingsanfang. Und doch war vieles anders. „Die meisten gehen auf Abstand“, stellte Händlerin Edelgard Schäfer fest, die aus Dargun mit Haushaltswaren in Malchin war. Wenn sie Geld entgegennehme, achte sie darauf, sich nicht zu berühren. Wasser, Seife und Handtuch stünden immer in der Nähe. „Und wir haben auch Desinfektionsmittel“, sagte sie. „Die Leute strahlen trotzdem ziemlichen Optimismus aus, kommen mit der Sache klar“, so Schäfers Eindruck.

Mit Sache meinte sie die Corona-Pandemie. Davon ließ sich Gisela Neumann nicht abschrecken. „Man muss eine Runde drehen, jeden Tag“, meinte sie. Vom Markt nahm sie sich Birkenzweige mit, die sie in der Vase österlich schön dekorieren will. Angst habe sie nicht, sei aber vorsichtig. Mit ihrer Bekannten Christel Dabels schnackte sie diesmal nur auf Abstand. „Ich habe auch immer Tücher in der Tasche“, sagte sie. Christel Dabels meinte, dass es wichtig sei, auch eingeschränkt ein bisschen unter die Leute zu kommen. „Einkaufen muss man sich ja etwas“, sagte indes Hans-Jürgen Magnus. Er hatte Radieschen und Käse im Beutel. „Warum soll man sich verrückt machen?“ Man brauche schließlich was zu essen. Eigentlich wollte der Leuschentiner im April seinen 85. Geburtstag feiern, aber das gehe nun nicht. Er müsse seine vielen Geschwister ausladen. „Dann wird eben der Geburtstag nachgeholt“, sagte er. Händler Wolfgang Fürstenau merkte unterdessen, dass die meisten Leute zurückhaltender geworden sind und bei ihm weniger kaufen. „Die haben jetzt anderes im Kopf als Pflanzen“, meinte der Gärtner. Vielleicht habe diese Zurückhaltung auch gar nichts mit Corona zu tun, sondern mit dem Wetter, weil Frost vorhergesagt worden sei. „Trotzdem wissen wir alle nicht, ob es heute der letzte Wochenmarkt ist.“

Verkäufer zum ersten Mal hier

Soweit wollte auch Obst- und Gemüsehändler Mirko Strehlow nicht denken. Er habe den Eindruck, dass sich die Leute auf dem Markt beim Einkaufen geschützter fühlen. Hier im Freien sei alles nicht so gedrängt wie im Supermarkt, und keiner habe die Ware schon in der Hand gehabt. Er erlebe mehr Zuspruch. Das Geschäft laufe normal. Ihm sei aufgefallen, dass die Leute am Montag und Dienstag noch sehr unvernünftig waren und in Gruppen diskutiert hätten. „Seit zwei Tagen ist das weg“, sagte der Darguner. Die Abstände seien auch größer geworden, habe er beobachtet. In Teterow, Malchin, Demmin und Stavenhagen steht er auf Märkten. Wenn auch noch die Wochenmärkte schließen müssten, wäre das tragisch. „Viele Leute sind darauf angewiesen“, weiß der Händler. Auch Dirk Kogina ging erst einmal davon aus, dass er nächsten Freitag wieder nach Malchin kommt. Der Verkäufer für hausgeschlachtete Wurstwaren war zum ersten Mal hier. „Da müssen die Leute auch erst einmal schmecken“, meinte er und reichte auf einem Messer Schinken und Leberwurst weit über den Tresen. Ein Risiko eingehen will auch er nicht.

Streit wegen Abstand

Indes glaubte Doreen Lyska-Stilling von „Lyssi’s Streetfood“, dass noch nicht allen der Ernst der Lage wirklich klar sei, so ihre Beobachtungen. Vor einem Bäckerwagen hätten sich welche gestritten, weil sie zu mehr Abstandhalten ermahnt wurden. Zu ihr kämen sogar mehr Leute als sonst. Viele mit Kindern holten sich gern Pommes. Es sei zu spüren, dass die Leute Angst haben, dass sie nicht mehr rauskommen. „Wenn ich schließen muss, bin ich die letzte, die sich aufregt“, meinte sie. In Rostock sei es ab Montag schon nicht mehr erlaubt, dass vor dem Imbisswagen Stehtische stehen. Jeder sollte sich an die Maßnahmen halten, fand sie.