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Reaktionen auf den Rückzug

Ade! Das sagen Merkels Männer an der Müritz

Waren/Rechlin / Lesedauer: 3 min

Angela Merkel geht als CDU-Parteivorsitzende – zwei CDU-Männer aus Waren und Rechlin haben ihre eigene Sicht auf den Paukenschlag aus Berlin.
Veröffentlicht:29.10.2018, 19:04

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Er hat sie in unzähligen Gesprächen verteidigt und Position bezogen. Und das zuletzt immer häufiger. Denn auch an der Müritz wurde die Kritik an Angela Merkel immer lauter. Als langjähriger Weggefährte kennt Jürgen Seidel (CDU) die Kanzlerin und das Politikgeschäft wie kaum ein anderer Müritzer.

Seidel ist seit 1971 Mitglied der CDU, war Bauminister und Wirtschaftsminister von MV, fünf Jahre Landrat des Müritzkreises, vier Jahre Landesvorsitzender der Christdemokraten, stellvertretender Ministerpräsident und hatte so manches Vieraugengespräch mit seiner Parteichefin.

Oft zu Unrecht kritisiert

„Sehr analytisch, sehr nachdenklich. Überhaupt nicht so, wie man sich einen Politiker vorstellt“, so hat Jürgen Seidel Angela Merkel vor 24 Jahren kennengelernt. Jetzt will sie den Parteivorsitz abgeben. „Man muss die Macht des Faktischen anerkennen. Das hat sie jetzt getan“, sagt Seidel. Nicht jede ihrer Entscheidungen habe er teilen können. Zu oft sei sie aber zu Unrecht kritisiert worden, besonders in der Flüchtlingsfrage.

Auch Wolf-Dieter Ringguth, CDU-Bürgermeister von Rechlin und ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter, bedauert den Rückzug von Angela Merkel. „Sie hat unglaublich viel für Deutschland geleistet. Wenn wir in Europa und in der Welt so gut da stehen, dann haben wir das vor allem auch ihr zu verdanken. Ich habe allergrößten Respekt vor ihrer Leistung. Und das wird sich auch nicht ändern“, sagt er.

Auf einen Rotwein mit der Kanzlerin

Er habe in seinem politischen Leben Angela Merkel nicht nur als Kanzlerin erlebt, sondern auch des öfteren im privateren Rahmen bei einem Glas Rotwein als beeindruckende Persönlichkeit kennengelernt. „Sie hat Deutschland wirklich gedient, verantwortungsbewusst und ohne sich selbst als Person in den Mittelpunkt zu rücken. Das kann man ja beileibe nicht von allen Politikern sagen“, meint Ringguth.

Er könne aber Merkels Rückzug nachvollziehen, auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und in Hessen. „Die Menschen wollen, dass in einer Regierung gearbeitet wird, dass ihre Probleme gelöst werden. Streit, auch wenn der nicht von der Kanzlerin ausging, wollen sie nicht“, sagt der Rechliner.

Die Bayern sind auch verantwortlich

Für Jürgen Seidel ist klar, wer für das schlechte Ansehen der Regierung verantwortlich ist. „Was da in Bayern gemacht wurde, war überhaupt nicht seriös, um es mal freundlich auszudrücken“, sagt er. Die Querelen mit der CSU zu beenden, sei aber schwieriger als man glaube. „Politik ist komplizierter geworden und für viele Menschen kaum noch durchschaubar. Einen Wunschkandidaten für die Nachfolge hat der 70-jährige Warener nicht. „Ich bin mir sicher, dass meine Partei eine kluge Entscheidung treffen wird“, sagt Jürgen Seidel.

Wolf-Dieter Ringguth wirft einen überraschenden Namen in die Runde. „Ich würde mir für eine Übergangszeit Wolfgang Schäuble wünschen, eine Person, die Ruhe bringt und einen Neuanfang initiieren könnte. Aber das ist wohl tatsächlich nur eine Wunschvorstellung“, räumte der Rechliner Kommunalpolitiker selbst ein. Für ihn bleibe die CDU eine wichtige Kraft in Deutschland: Konservative Werte in den jetzigen Zeiten des Wandels werden gebraucht, ist Ringguth überzeugt.