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Schülerpraktikant

Auf der Suche nach den Wurzeln

Malchow / Lesedauer: 3 min

Praktikum hört sich nach Kaffeekochen und Akten-Sortieren an. Mit Akten hat ein Malchower Schüler bei seinem Prakitkum im Malchower Stadtarchiv zwar auch zu tun, die aber sind spannend und helfen einem Brasilianer bei der Suche nach seinen Vorfahren.
Veröffentlicht:28.10.2013, 19:05

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Alles begann mit einer einfachen E-Mail – gerichtet an die Malchower Stadtverwaltung. Dass die Nachricht aus Brasilien kam, das war schnell klar. Doch was wollte die Schreiberin nun genau? „So gut ist unser Englisch leider nicht, dass wir gleich schlau daraus wurden“, gibt Malchows Stadtarchivar Dieter Kurth unumwunden zu. Wie gut, dass Philip Thiel, Schüler der 10. Klasse der Fleesenseeschule,  gerade ein Praktikum im Stadtarchiv absolviert. Der Gymnasiast übersetzte die Mail aus Südamerika. Sie enthielt die Bitte einer Frau, bei der Suche nach den Mecklenburger Vorfahren ihres Lebensgefährten Fabio Bünger zu helfen.  „Wir haben viele Anfragen dieser Art. Es ist gewissermaßen modern geworden, nach seinen Wurzeln zu forschen. Und wenn wir können, helfen wir auch gerne“, macht Stadtarchivar Kurth deutlich.

Die Suche nach dem Malchower, der offenbar schon vor vielen Jahrzehnten nach Südamerika ausgewandert sein musste, legte er jedoch in die Hände von Philip Thiel. Und der Schüler machte sich ans Werk, das ihm Geduld, sehr viel Geduld abverlangte. „Ich habe wohl tausend Seiten der alten Standesamtlichen Bücher durchgeblättert, bis ich endlich auf den Namen gestoßen bin. Das war gar nicht so einfach, denn die alten Handschriften zu entziffern ist eine Herausforderung“, erzählt Philip. Der Schüler musste ziemlich weit zurück blättern, denn Heinrich Bünger, offenbar der gesuchte Vorfahr des Brasilianers Fabio Bünger, hat bereits 1924  die Inselstadt verlassen. Nicht jedoch, ohne vorher Spuren in der alten Heimat zu hinterlassen: Im Stadtarchiv hat Philip Thiel zum Beispiel die Heiratsurkunde Büngers gefunden. „Warum Heinrich Bünger damals ausgewandert ist, das wissen wir nicht, noch nicht, aber vielleicht erfahren wir es. Das wäre schön, denn die eigentliche Auswanderungswelle, von der auch viele Malchower erfasst wurden, lag viel früher, um 1848/49“, weiß Dieter Kurth.

Seine Funde im Malchower Stadtarchiv hat Philip Thiel inzwischen kopiert und auch schon das deutsche Antwortschreiben des Stadtarchivars ins Englische übersetzt, so dass die Mail mit den Malchower Daten nach Brasilien geschickt werden kann. „Das ist sehr spannend, vor allem wenn es eine Rückantwort gibt“, meint der Schüler, der Lehrer für Geschichte und Geografie werden möchte.