Südbahn
Bauerei in Waren schreckt Zug-Fahrgäste ab
Waren/Malchow / Lesedauer: 3 min
Seit genau einem Jahr fährt die Hanseatische Eisenbahn GmbH mit Sitz im brandenburgischen Putlitz, kurz Hans, auf der Strecke Malchow-Waren, finanziert mit Mitteln des Landes und im Auftrag des Landkreises. Sie hatte nach Auskunft von Hans-Geschäftsführer Ralf Böhme zunächst mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Anfangs musste noch an einigen Stellschrauben gedreht werden, um Personal und Zugverfügbarkeit zu realisieren.
„Wir haben ja recht kurzfristig die Strecke übernommen. Natürlich haben wir geplant, aber im Praxistest mussten wir dann etwas nachbessern. Dann aber lief es gut, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie den Bahnunfall bei Silz, als ein Auto und unsere Bahn zusammenstießen“, sagte Böhme auf Nordkurier-Nachfrage. Pro Tag wurden im Sommer durchschnittlich zwischen 150 und 200 Fahrgäste auf der Strecke zwischen Waren und Malchow gezählt. „Es gab aber auch Fahrten, wo wir über 100 Fahrgäste bei 55 Sitzplätzen in einem Zug hatten“, so Böhme weiter.
Um 30 bis 40 Prozent weniger Passagiere
Der Schlag ins „Kontor“ kam dann Mitte des Jahres: Denn mit Beginn der Bauarbeiten am Warener Bahnhof durch die Bahn AG blieben Fahrgäste aus. „Ich vermute, das hat damit zu tun, dass viele Gäste denken, die Bahn fährt nicht oder nicht pünktlich, egal, ob es unsere Hans-Bahn betrifft oder die Züge der Bahn AG“, sucht Böhme nach Erklärungen.
Fakt sei aber, dass mit Beginn der Bauarbeiten in Waren bei der Hans-Bahn die Fahrgastzahlen um 30 bis 40 Prozent gesunken sind. „Das ist natürlich ein schwerer Schlag, den wir so nicht erwartet hatten“, muss Böhme zugeben. Denn gerade im Sommer hatten die Verantwortlichen bei der Hans-Bahn eher mit einem Boom gerechnet, vor allem Touristen sollten auf die Strecke zwischen Waren und Malchow gelockt werden.
Seit Dezember 2017 sind die Hans-Züge unterwegs
Wenn Fahrgäste mit Verspätungen oder Zugausfällen rechnen müssten, dann würden sie das auch auf andere Anbieter übertragen und nähmen dann lieber den Bus oder das eigene Auto, so Böhme. „Wir können sagen, dass unsere Züge pünktlich sind. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass wir aufgrund der Bauarbeiten in Waren nur ein sehr kurzes Zeitfenster haben, um in den Bahnhof Waren ein- und wieder auszufahren, denn derzeit ist dort ja nur ein Gleis nutzbar“, machte Böhme deutlich.
Da auch 2019 am Gleissystem und an den Bahnsteigen in Waren gebaut wird, geht Ralf Böhme auch künftig von schlechteren Fahrgastzahlen und damit von finanziellen Einbußen für die Hans-Bahn aus. Dennoch: „Der Bahnverkehr zwischen Malchow und Waren steht für 2019 nicht zur Disposition“, betonte Böhme gegenüber dem Nordkurier.
Seit Dezember 2017, seit genau einem Jahr also, bestellt der Landkreis die Bahnstrecke zwischen Waren und Malchow, die Hans-Eisenbahn garantiert den Zugverkehr.
Noch eine Strecke gerettet
Das Land finanziert das Ganze: vom ersten bis zum dritten Jahr mit jährlich 650 000 Euro und vom vierten bis zum zehnten Jahr mit jährlich 420 000 Euro. Der Kreis muss keine weiteren eigenen Mittel zuschießen. Der Landkreis hatte zuvor auch schon eine andere Strecke, die zwischen Mirow-Neustrelitz gerettet. Dort rollen seit sechs Jahren die Hans-Züge. „Wir sind in ständigen Gesprächen mit dem Landkreis. Wir müssen abwarten, wie es 2019 auf der Strecke Waren-Malchow läuft. Dann müssen wir weiter sehen“, so Geschäftsführer Böhme. Er betonte: Die Hans-Züge fahren weiter, trotz Bauarbeiten am Warener Bahnhof.