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Superschwere Notfälle

Bei 200-Kilo-Patienten muss die Feuerwehr ran

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Allein in Waren wird die Feuerwehr bis zu zehnmal im Jahr gerufen, wenn der Rettungsdienst es allein nicht schafft, besonders schwergewichtige Personen aus ihren Wohnungen zu holen. Das DRK will nun selbst technisch aufrüsten.
Veröffentlicht:19.10.2018, 19:55

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Bei der Rettungswache des DRK in Waren geht es sehr oft auch um die reine Muskelkraft der Mitarbeiter. Brechen die Rettungssanitäter im Zweierteam zu Einsätzen auf, befördern sie die Menschen via Muskelkraft auf eine Trage. Doch alles hat ein Ende – auch die Muskelkraft der Rettungssanitäter.

Denn was ist, wenn das Retter-Duo eine Person nicht ins Krankenhaus befördern kann, weil sie schlichtweg zu gewichtig ist, um sie in den Rettungswagen zu tragen? Dann kommen die roten Engel zum Einsatz. Die Rede ist von ehrenamtlichen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren. Das Verbringen schwergewichtiger Menschen aus ihrem Zuhause in den Rettungswagen wird immer öfter zum Problem – ein zunehmender Trend.

Uwe Jahn, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Mecklenburgische Seenplatte, kennt das Problem mit den schwergewichtigen Patienten. Meist fahre ein Auszubildender bei den Einsätzen mit, dazu komme der Notarzt. In Summe stünden also drei bis vier Menschen zur Verfügung, um schwerere Patienten gemeinsam in den Rettungswagen zu hieven. Im Falle eines Falles würden zusätzlich noch zwei Kräfte vom Krankentransport zum Einsatzort beordert. Jahns Fazit: „Wir versuchen, die Feuerwehrkräfte so wenig wie möglich zu alarmieren“.

Schwerlasttücher für bis zu 250 Kilogramm

Darüber, was die Ehrenamtler in so einem Fall erwartet, weiß Warens Wehrführer Reimond Kamrath gut Bescheid. Bis zu zehnmal im Jahr werden sie gerufen, um Tragehilfe zu leisten. Sie stellen dabei die Manpower und bringen spezielle Tragetücher mit. Neben normalen Tragetüchern – ausgelegt für bis zu 150 Kilogramm – verfügt man in Waren über Schwerlasttücher für Menschen mit bis zu 250 Kilogramm.

Nicht selten braucht man sogar die Drehleiter, weil der Weg durch den Hausflur nicht möglich ist. Der neue Multifunktionskorb trägt maximal 500 Kilogramm. Der Standard liegt bei 300. Am Korb kann eine Halterung für die Krankenliege angebracht werden. „Zusätzlich haben wir nun einen Schwerlastadapter“, zeigt Reimond Kamrath auf ein metallenes Gestell. Damit könnten nun nicht mehr nur normale Schleifkorbtragen bis 180 Kilogramm, sondern auch breitere Schwerlasttragen bis 300 Kilogramm installiert werden. Der Unterschied in den Anschaffungskosten: Rund das Doppelte, statt 800 sind es rund 1600 Euro.

DRK hat schon neue Technik getestet

Es sei schon vorgekommen, dass bis zu acht Leute Menschen durch das Treppenhaus bis zum Rettungswagen brachten. Im Notfall, sagt Kamrath, diskutiere man nicht, sondern man handle. Aber „es kann nicht sein, dass Wehren auch gerufen werden, um etwa Patienten zweimal wöchentlich zur Dialyse zu fahren.“

Uwe Jahn hat hier aber gute Nachrichten: Warener DRK-Mitarbeiter hätten für solche Fälle den Einsatz von speziellen Tragestühlen angeregt, um Mitarbeiter – und Wehren – zu entlasten. Ein Jahr lang wurde ihr Einsatz schon in Neustrelitz getestet. Der DRK-Chef ist zuversichtlich, dass die Krankentransporte noch 2019 mit solchen Tragestühlen ausgestattet werden können.

Zudem prüfe der Landkreis – zuständig für die Absicherung des Rettungsdienstes – die Anschaffung eines Schwerlastrettungswagens, wie er seit kurzem in Demmin steht, auch für die Müritz.