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Friedliche Revolution

Bekommt Waren ein zweites Wendedenkmal?

Waren / Lesedauer: 4 min

Wurde der Mut der vielen Warener bei der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren ausreichend gewürdigt? Die Warener Ärztin Gisela Dunker war mit den Feierlichkeiten im Herbst nicht zufrieden.
Veröffentlicht:10.02.2020, 07:38

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Gisela Dunker möchte ein Zeichen setzen. Die Ärztin aus Waren hat wie viele Zeitzeugen mit großem Interesse die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum der Friedlichen Revolution im vergangenen Herbst verfolgt. Doch mit der Einbeziehung und Beteiligung der Warener Bürger war sie gar nicht zufrieden. Dabei waren sie es doch, die im Oktober 1989 Mut bewiesen und darum geehrt werden sollten. Zwar diente Waren als zentraler Erinnerungsort des Landes als Bühne für zahlreiche Spitzenpolitiker. Doch von den Warenern selbst, sei zu wenig gekommen, findet Gisela Dunker.

„Man wird auch zur Verantwortung gezogen für das, was man nicht tut. Bald wird 30 Jahre Einheit gefeiert und bis dahin möchte ich gern den Mut der Warener, die trotz Stasi-Bespitzlung und Gefahr von Repressalien und Verhaftung zur Demo aufriefen, in Art eines Warener Denkmals gewürdigt wissen“, sagt Gisela Dunker und darum hat sie die Initiative ergriffen. Gisela Dunker macht sich stark für ein Denkmal der Warener für die Warener von 1989. „Ich möchte unsere Geschichte lebendig und sichtbar machen zur Erinnerung und Mahnung zugleich“, sagt sie.

Wer die langjährige Stadtpolitikerin kennt, weiß, wie hartnäckig, engagiert und leidenschaftlich Gisela Dunker sich hinter Herzensangelegenheiten klemmt und dass sie dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Für die Gestaltung hat sie den Künstler Franz Poppe angesprochen.

Der Warener Keramikmeister hat als Zeitzeuge beim Umbruch mitgewirkt und darum sei er aus Sicht von Gisela Dunker genau der richtige für die Umsetzung des Themas. Poppe schwebt ein Entwurf vor mit drei pulverbeschichteten Stahlrohren und stilisierten Flamme, die Kerzen symbolisieren sollen.

Intensive Beschäftigung mit Warener Geschichte

Das geplante Denkmal möchte Gisela Dunker nicht als Konkurrenz zum Erinnerungszeichen „Perspektiven zur Freiheit“ verstanden wissen, das noch in diesem Jahr an der St. Georgenkirche errichtet wird. Zehn Künstler hatten bei einem Wettbewerb ihre Gestaltungsideen für das Erinnerungszeichen an die Friedliche Revolution vor 30 Jahren eingereicht. Das Kunstwerk der Stuttgarter Künstler Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper soll über die Ereignisse vor Ort hinausweisen und an die Friedliche Revolution im Nordosten der DDR erinnern.

Neben Warens Bürgermeister Norbert Möller war der Warener Andreas Handy als Zeitzeuge für eine sachliche Beurteilung in die Jury eingeladen. Bei der Abstimmung auf der Internetseite des Nordkurier bekam der Siegerentwurf „Perspektiven der Freiheit“ die zweitmeisten Stimmen.

Als Ort für das zweite Denkmal spricht sich Gisela Dunker für den Vorplatz der Marienkirche aus, weil dieser für Besucher zentral erreichbar sei und die Kirche bei der Friedlichen Revolution eine wichtige Rolle gespielt hat, die in der öffentlichen Wahrnehmung bisher nicht so zum Tragen gekommen sei, wie Gisela Dunker meint. Denn schon vor dem 16. Oktober startete der Protest mit Sonntag-Abend-Gebeten in der Marienkirche und im Gemeindehaus in der Unterwallstraße.

Einen Mitstreiter hat Gisela Dunker in Christian Holz gefunden, der das Thema in die CDU-Fraktion und die Stadtvertretung einbringen möchte. „Seit zwei Jahren beschäftige ich mich intensiv mit diesem Kapitel der Warener Geschichte. Es hat mich stark berührt und ich möchte die Idee unterstützen“, versichert Christian Holz. Dem Gemeinderat der Marienkirche hat Gisela Dunker ihr Anliegen mit dem Wunsch, das Denkmal auf dem Kirchengelände zu errichten auch schon vorgestellt und eine durchweg positive Resonanz erfahren, was auch Margitta Kuka bestätigt.

Für die Finanzierung des Kunstwerks könnte es Fördermittel vom Land geben, wie Gisela Dunker in Erfahrung gebracht hat. Die müssten durch die Stadt beantragt werden. Christian Holz würde es begrüßen, wenn auch eine Informationstafel aufgestellt wird, wo sich Besucher über die Ereignisse informieren können. Vielleicht ist es auch möglich, durch einen QR-Code auf die neue Publikation in der Schriftenreihe des Warener Museums-und Geschichtsvereins verlinkt wird. Denn Jürgen Kniesz hat Erinnerungen von20 Zeitzeugen, darunter der ehemalige Kinderarzt Thomas Müller und Christoph de Boor, zusammengetragen. Das Manuskript sei schon fertig und bis zum Mai, wo vor 30 Jahren die ersten freien Wahlen stattfanden, soll es erscheinen.

Viele weitere Ideen entwickelt

Museumsmitarbeiterin Jasmin Glause brachte den Vorschlag ins Spiel, dass vielleicht auch der Weg zwischen den beiden Kirchen durch Symbole im Pflaster gestaltet werden könnte. „Dies würde die Leute neugierig und auf das Thema aufmerksam machen“, sagte Jasmin Glause.

Für Gisela Dunker ist es wichtig, dass aufgrund der Standortwahl nicht der Eindruck entstehen sollte, dass ein kirchliches Denkmal geplant wird. „Christen und Nichtchristen sind damals gemeinsam auf die Straße gegangen. Das soll in Erinnerung bleiben. Diese Chance sollten wir nicht fallen lassen“, sagt Gisela Dunker.