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Rassistisch?

Bilder auf dem Campingplatz Kamerun irritieren Urlauber

Waren / Lesedauer: 3 min

Diskriminierung? Ein Gast des Campingplatzes Kamerun stört sich an der Darstellung afrikanischer Ureinwohner und fordert, „dass diese Bilder entfernt werden.“
Veröffentlicht:13.11.2020, 11:16

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Für die meisten sind die Bilder offenbar Kunst – passend zum Namen des Campingparks Kamerun bei Waren, der in seiner jetzigen Form im Jahre 2008 eröffnet wurde. Doch nun erreichte den Nordkurier die Mail von Urlauber Kurt Nellessen, der sich nach eigenen Aussagen in Waren und auf dem Platz sehr wohl gefühlt hat, sich aber an den Bildern afrikanischer Menschen im Bereich der sanitären Anlagen stört. Sie seien rassistisch geprägt und würden die afrikanische Bevölkerung als primitiv abstempeln und diskriminieren, kritisiert der Urlauber. „Die Gesichter sind grob gezeichnet, sie erinnern stark an frühe Vorfahren der Menschheit, … die gezeigten Accessoires verweisen auf längst überwundene Kulturtechniken“, ist das Empfinden des Düsseldorfers. „Hier werden Afrikaner durch die Darstellungen als ungebildet, rückständig und nicht wirklich zur Menschheit gehörend diskriminiert“, so Kurt Nellessen.

Künstler hat Bilder gestaltet

Für Campingplatz-Inhaber Heiko Thomä, der die Mail des Urlaubers ebenfalls erhielt, ist diese Behauptung aus der Luft gegriffen, doch um der Sache den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat er sich entschlossen, den betreffenden Bereich umzugestalten und die entblößten weiblichen Geschlechtsmerkmale in passender Weise übermalen lassen. Gespräche, wie das Vorhaben umgesetzt werden kann, gab es inzwischen. „Mir liegt es fern, rassistische Bilder oder Ausdrücke zu provozieren. Die Bilder hat ein Künstler gestaltet und den Bezug zu Kamerun gewählt, als das Gebäude entstand, und Bilder und Reliefs entwickelt.“ In fast realistischen Abbildungen sind Löwen, Affen und viele andere Tiere Afrikas zu sehen und eben afrikanische Ureinwohner.

Bilder bleiben, Details werden übermalt

„Dem Einen gefällt es und ein Anderer stößt sich daran. Ich kann daran nichts Schlechtes finden. Mit Tausenden von Besuchern habe ich gesprochen, denen es gefällt. Kann sein, dass die Brüste etwas groß geworden sind. Bis zur nächsten Saison wird die Nacktheit passend übermalt“, verspricht Heiko Thomä. Das Konzept des gesamten Gebäudes sollte jedoch beibehalten werden und werde in abgeänderter Form bestehen bleiben. Schließlich sei es in all der Zeit erst der zweite Fall, bei dem ein Gast seinen Unmut über die Darstellungen zum Ausdruck gebracht habe.

Kamerun gibt es in Mecklenburg öfter

Doch wie kommt der Campingplatz beziehungsweise das Gebiet überhaupt zu dem Namen Kamerun? Dazu gibt es verschiedene Versionen. So soll der deutsche Farmer Frank Hamann kurz vor dem Ersten Weltkrieg aus der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun zurückgekehrt sein, das Land gekauft und es im Grundbuch als ,Kamerun‘ eintragen gelassen haben. Darauf jedenfalls beriefen sich vor einigen Jahren die Betreiber. Jürgen Kniesz vom Stadtgeschichtlichen Museum Waren verwies indes damals darauf, dass der Flurname Kamerun allgemein und häufig für abgelegene Wiesen und Häuslereien verwendet wurde. Der Name komme als Flur- oder Ortsname allein in Mecklenburg elf Mal vor. Bekannt ist er aber zum Beispiel auch in Westfalen. Er bürgerte sich wahrscheinlich erst mit dem Erwerb der deutschen Afrikakolonie ein. In Waren fand der Name für eine Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gaststätte Verwendung, die im ersten Warener Fremdenführer 1888 noch „Schweizerhaus“ hieß, umgangssprachlich aber schon Kamerun genannt wurde und etwa 30 Minuten Fußweg von Waren entfernt lag.