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Satower Gärtner im Glück

Die Riesentomate aus dem Himmel

Satow / Lesedauer: 3 min

Wir legen uns fest: Das ist nicht zu toppen. Ein Satower Gärtner meldet sich beim Nordkurier und preist eine ganz und gar unglaubwürdige Geschichte an. Aber Satower schwindeln wirklich nicht. Schon gar nicht bei Gemüse aus dem Garten.
Veröffentlicht:14.08.2014, 20:06
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Man kennt das ja: Jäger und Kleingärtner. Gerade diese Zeitgenossen neigen, geht die Rede auf ihre Leidenschaft, zu Übertreibungen. Gelinde gesagt. Aber – es gibt Ausnahmen.

Jürgen Wenghöfer ist so einer. Der Landschaftsgärtner, der in Satow ein kleines Gewächshaus sein eigen nennt, ruft an beim Nordkurier und meldet fast Unglaubliches. An einem seiner Tomatensträucher, so berichtet Jürgen Wenghöfer, wachse ein Exemplar heran, welchem er ein Gewicht von gut und gern zwei Kilogramm zutraut. Eine Tomate? Nicht doch ein Kürbis? Der Satower wehrt sich entrüstet. Ob man beim Nordkurier wohl glaube, er übertreibe?

Ist die Fliese das Geheimnis?

In Satow wartet der Anrufer vor seinem Gewächshaus. Bitte schön, nur herein ins Gewächshaus zu den Tomatensträuchern. Hier, der Gärtner, schiebt grüne Blätter und kräftige Ranken zur Seite, wächst das Objekt, wegen dem er schließlich telefoniert habe. Donnerschlag! Ein wahres Riesenexemplar hängt am Strauch. Hängt ist falsch. Längst hat das Gemüse den Zweig, an dem es wächst, nach unten gezogen und folgt der Erdanziehungskraft. Zwischen Erde und Riesentomate hat Jürgen Wenghöfer eine alte Fliese geschoben. Damit die Tomate, wegen der Bodenberührung, nicht fault, erklärt er den Trick.

Nachgewogen - der Rekord ist perfekt!

Der Gärtner hat ein Auge für die Masse. Im vergangenen Jahr, erzählt er mit berechtigtem Stolz, habe sein größtes Exemplar rund 1,6 Kilogramm gewogen. Und die hier biete mit Sicherheit noch mehr. Zum Beweis, und um nicht als Angeber dazustehen, zückt der Mann die Gartenschere. Ruckzuck schneidet Wenghöfer das Gemüse vom Stamm. Vorsichtig hebt er die Tomate auf die Waage, wenn das Exemplar jetzt runterfällt, bleibt nur Matsch und der Rekord ist im Eimer. Die Waage zeigt auf das Gramm an: tatsächlich haargenau 2,071 Kilogramm. Glückwunsch!

Aber – wie kann eine Tomate derart groß und schwer werden? Denn so Sachen mit Genmanipulationen seien doch ausgeschlossen, oder? Wenghöfer erklärt das Phänomen, das sozusagen himmlischen Ursprungs ist. Der Vater des Mannes aus Satow, von Beruf Gärtner und „nebenbei“ als Jäger im Wald unterwegs, war mit einem Waidmann fremder Zunge gut bekannt. Der war nichts weniger als ein ordensgeschmückter Flieger der Sowjetarmee, stationiert in Rechlin. Der Offizier brachte seinem Jagdgefährten schon Mitte der 70er-Jahre Tomatensamen aus der Heimat in Baku mit. Seither werden in der Familie Wenghöfer nur noch Tomaten aserbaidschanischen Ursprungs gezogen und gegessen. „Etwas süßlicher als heimische Sorten“, weiß das der Fachmann in Satow.

Exemplare von 600 Gramm und mehr sind die Regel unter der Pflege und Aufzucht des Satowers. Von den größeren, schmunzelt Jürgen Wenghöfer, reiche ein Scheibe und die bedecke dann die ganze Stulle. Das spart Zeit. Was mit der Rekordtomate allerdings geschehen soll, ob vielleicht als Salat für die ganze Familie gereicht oder geschätzte 50 Butterbrote damit verziert, das weiß der Besitzer des Gewächshauses noch nicht zu sagen. Entscheiden darüber soll die Frau des Hauses, wenn sie das Riesengemüse begutachtet hat.

Klare Sache aber, dass der Gärtner Jürgen Wenghöfer die Samen aus der Zwei-Kilogramm-Tomate auf keinen Fall verkommen lassen will. Die sollen getrocknet und im nächsten Jahr wieder ausgesät werden. Und wer weiß, vielleicht folgt 2015 ein neuer Anruf beim Nordkurier in Sachen Tomaten.