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Ungewöhnliches Jubiläum

Erstes Klassentreffen nach 50 Jahren

Alt Schönau / Lesedauer: 3 min

Das ist wirklich nicht einfach: Gestandene Frauen und Männer sollen sich nach einem halben Jahrhundert wiedererkennen. Die meisten geben zu, dass sich alle im Lauf der Zeit doch ganz schön verändert haben.
Veröffentlicht:26.08.2013, 12:49
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Der Klassenlehrer genießt noch immer allerhöchsten Respekt. Wenn Horst Wünsche anhebt zu reden, schweigen die anderen. Dabei sind die längst keine heurigen Teenager mehr, sondern Frauen und Männer Mitte 60. Und wie selbstverständlich duzt Horst Wünsche seine ehemaligen Schüler, wird von denen aber nach wie vor respektvoll gesiezt. „Das ist ja wohl klar“, sagt Eva-Maria Unger, „schließlich ist das unser Lehrer“.

Eva-Maria Unger hat die Fäden in der Hand. Die frühere Schülerin der Schule in Alt Schönau hat das allererste Klassentreffen der früheren achten Klasse organisiert, die sich 1963 in alle Winde verstreut hat. „Bei einem Besuch in der alten Heimat traf ich unseren Klassenlehrer“, erzählt die Frau, die schon lange in Potsdam lebt. Und Horst Wünsche habe sie gefragt, ob sie nicht Lust habe, die Ehemaligen zusammenzutrommeln. Das Internet sei dabei eine große Hilfe gewesen und tatsächlich hat es die frühere Telegrafistin geschafft, von den 14 Absolventen des Schul-Jahrgangs 1963 ganze zwölf zu finden. „Zwei Mitschülerinnen sind verschollen geblieben, Waltraut Clasen und Jutta Detloff.“ Die anderen haben anstandslos sofort zugesagt, beim Klassentreffen zu erscheinen.

So wie Hannelore Härtel, die das Leben nach Sachsen verschlagen hat. „Als Eva-Maria mich angerufen hat, wollte ich erst gar nicht glauben, wer da am Telefon ist. Und dann haben wir wirklich zweieinhalb Stunden am Stück über die alten Zeiten gequatscht“, freut sich die ehemalige Alt Schönauer Schülerin, die früher immer zu den ganz besonderen „Lieblingen“ ihres Klassenlehrers Horst Wünsche zählte. Hannelore Härtel war Mitglied jener einst so berühmten Schachmannschaft der Schönauer Schule, die seinerzeit selbst zu DDR-Nachwuchsmeisterschaften reiste und etliche Pokale einsackte.

Ohne ihren Lehrer und dessen phänomenales Gedächtnis haben die ehemaligen Mitschüler große Mühe, sich wieder zu erkennen. Klaus Gohlke, der heute Taxi in Falkensee fährt, staunt. „Die Mädchen“, flüstert der Mann leise, dessen Haarfarbe mangels Masse nicht mehr erkennbar ist, „sind ganz schön alt geworden.“ Das haben die Damen zum Glück nicht gehört.

Wünsche hingegen weiß auf Anhieb jeden Namen und erkennt seine alten Pappenheimer. „Sensationell“, flüstert Gohlke weiter, „wie macht der Alte das?“ Der stützt sich auf seinen Stock und geht von Schüler zu Schüler. Die gratulieren ihm, denn es hat sich herum gesprochen, dass der 84-Jährige erst am Donnerstag seine diamantene Hochzeit gefeiert hat.