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Erstes Wolfsrudel am Plauer See nachgewiesen

Waren / Lesedauer: 4 min

Am Plauer See gibt es jetzt ein Rudel – und in der Nossentiner Heide wohl bald. Landwirte und Kreispolitiker fordern die Einführung einer Obergrenze .
Veröffentlicht:01.03.2018, 18:50

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Die Zahl der Wölfe nimmt weiter zu. Nun ist auch in der Nähe der Müritzregion ein neues Rudel nachgewiesen worden. Das erklärte Kristin Zscheile vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie jetzt vor den Mitgliedern des Kreisumwelt- und Landwirtschaftsausschusses in Waren.

Das Rudel – ein Elternpaar mit mindestens drei Welpen – wurde in der Retzow-Jännersdorfer Heide beobachtet. Diese befindet sich südlich des Plauer Sees an der Landesgrenze zu Brandenburg. Zudem erklärte Kristin Zscheile, dass seit dem Herbst ein Wolfspaar in der Nossentiner Heide beobachtet wird – in diesem Jahr müsse man mit Nachwuchs rechnen.

60 Rudel bundesweit

Auch der Müritz-Nationalpark sei attraktiv für Wölfe. Seit 2012 werden hier immer wieder Wölfe nachgewiesen. Allerdings seien diese immer nur auf der Durchreise – die Spuren zeugen stets von verschiedenen Tieren. Mirows Bürgermeister Karlo Schmettau (FDP) hatte erst kürzlich erklärt, dass er Hinweise auf eine Wolfs-Sichtung in der Nähe von Peetsch erhalten habe. Der Wolfsbeauftragte des Forstamtes Mirow habe bestätigt, dass es sich bei den Spuren mit hoher Wahrscheinlichkeit um die eines Wolfes handelte.

Bundesweit wisse man aktuell sicher von 60 Rudeln, 14 Paaren und drei Einzeltieren, sagte Kristin Zscheile. Markant sei, dass diese Tiere in einem diagonalen Streifen von der Lausitz über Brandenburg bis Niedersachsen ansässig seien. MV sei nur am Rande betroffen – neben den erwähnten Tieren auch bei Lübtheen und in der Ueckermünder Heide.

Die Angriffe auf Nutztiere haben seit einigen Jahren sehr zugenommen. Bis 2013 waren es in MV pro Jahr nur sehr wenige Vorfälle. 2017 allerdings wurden schon 28 Übergriffe mit 66 getöteten und 22 verletzten Tieren gezählt. Zscheile betonte aber, dass in einigen Fällen auch große, wildernde Hunde als Verursacher in Betracht kämen. Das Land habe deshalb einen Fonds aufgelegt, aus dem nicht nur Entschädigungen, sondern auch Wolfs-Präventionsmaßnahmen wie Zäune bezahlt werden. Für Präventionen hat das Land 2018 insgesamt 250 000 Euro eingeplant – 2017 waren es nur 45 000 Euro.

Landwerte fordern eine Obergrenze für den Wolf

Das allerdings ist den Landwirten der Region zu wenig. Rainer Tietböhl (SPD), der nicht nur Chef des Kreis-Landwirtschafts- und Umweltausschusses, sondern selbst auch Landwirt und ehemaliger Landesbauernpräsident ist, zweifelte mit anderen Ausschussmitgliedern nicht nur den Sinn der Zäune an, sondern forderte auch eine regionale Obergrenze für Wölfe. Alle Tiere, die darüber hinausgehen, müssten geschossen werden dürfen, sagte er. Er sehe nicht nur den Schaden für die betroffenen Tierhalter, sondern auch für die Allgemeinheit. Nicht auszudenken, was eine flüchtende Rinderherde anrichten könne, wenn sie auf ein ICE-Gleis gerate. Laut Zscheile sei eine regionale Obergrenze aber nur schwer durchzusetzen – das müsse auf Bundesebene geklärt werden.

Revierförster Fred Zentner, Wolfsbeauftragter des Forstamtes Nossentiner Heide, war erst diese Woche unterwegs, um im Schnee Fährten des Wolfes zu finden. Dabei ging es ihm vor allem um Urinproben, mit denen das Tier sein Revier markiert. „Anhand dieser Proben könnten wir eindeutig das Geschlecht des Tieres feststellen“, so Zentner. Doch er fand nichts.

Eine Jagd wird abgesagt

Klar ist aber, dass eine für Dezember 2018 geplante Jagd schon jetzt abgesagt wurde. „Im Dezember 2017 hatte die Jagd vor allem im Revier Bornkrug keinen großen Erfolg. Wir gehen davon aus, dass das auf den Wolf zurückzuführen ist“, macht er deutlich. Vor allem der Bestand des Damwild sei zurückgegangen, so dass es aus Sicht Zentners nicht viel Sinn mache, dort zusätzlich eine Jagd auszurichten. Er hat damit kein Problem: „Der Wolf hat seine Berechtigung. Wir müssen mit ihm leben lernen.“

Tietböhl sieht das anders: Der Mensch dürfe sich nicht nach dem Wolf richten, der Wolf müsse sich nach dem Menschen richten. „Und wenn er zuviel ist, muss er weg.“