StartseiteRegionalMüritzEx-Awo-Chefin erhebt schwere Vorwürfe

Untersuchungsausschuss

Ex-Awo-Chefin erhebt schwere Vorwürfe

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Dieser Auftritt dürfte die Awo in MV mächtig durchschütteln: Simone Ehlert, Ex-Geschäftsführerin der Awo Müritz packte und teilte vor dem Untersuchungsausschuss aus.
Veröffentlicht:24.02.2020, 13:08

Artikel teilen:

Sie war über lange Jahre die rechte Hand des mächtigen Awo-Geschäftsführers Peter Oloijnyk, sie hatte Prokura, sie war Finanzchefin – am Ende aber hatte Simone Ehlert die Nase vom Geschäftsgebaren ihres Chefs voll und zeigte ihn bei der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue an.

„Da die Verträge Olijnyks aus meiner Sicht nicht rechtens waren, ich Angst hatte, dass die Gemeinnützigkeit der Awo Müritz gefährdet war und ich die Zweckentfremdung öffentlicher Mittel befürchtete, habe ich im Frühsommer 2016 Anzeige erstattet”, begründete Ehlert am Dienstagmittag vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Awo-Affäre ihren Gang zur Staatsanwaltschaft.

Hohe Tantiemen und lebenslange Betriebsrente

Aber noch etwas hatte die heute 52-Jährige dazu gebracht, die offenbar undurchsichtigen Geschäfte innerhalb der Awo Müritz einer staatsanwaltlichen Prüfung zu unterziehen: „Der Landesverband der Awo hatte über die Jahresabschlüsse jederzeit die Möglichkeit, die hohen Tantiemen und die lebenslange Betriebsrente, die sich Olijnyk in seinen Verträgen genehmigt hatte, einzusehen. Doch da weder Landesverband noch Finanzamt irgendwelche kritischen Hinweise geäußert und ich das Gefühl und die Befürchtung hatte, dass hier alle wegschauen, habe ich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet”, machte Ehlert in aller Deutlichkeit ihre Position klar.

Doch dieser Wille zur Aufklärung kam beim damaligen und mittlerweile verstorbenen Awo-Landeschef Rudi Borchert überhaupt nicht gut an. „Er war wenige Tage später extra zu einer Vorstandssitzung des Kreisverbandes Müritz gekommen und hatte mich wegen der Anzeige angefeindet”, erinnerte sich Ehlert an den Sommer 2016. Laut Ehlert wollte der Awo-Landeschef die „Sache unter dem Deckel halten” und im Gegenzug Olijnyk nach seiner Entlassung sogar noch eine Abfindung über 100.000 Euro zahlen. Und noch etwas ließ aufhorchen: „Da die Awo Müritz sich zu der Zeit bereits in einer finanziellen Schieflage befand, war Borchert sogar bereit, dass der Landesverband finanzielle Unterstützung geben würde”, plauderte Ehlert aus dem Awo-internen Nähkästchen.

Vorwurf der "Vertuschung"

Nun, nachdem Ehlert dem Awo-Landesverband und weiteren Verantwortlichen in einem Nordkurier-Interview im Jahr 2017 „Vertuschung” vorgeworfen hatte, wurde sie fix als damalige Nachfolgerin Olijnyks auf dem Geschäftsführerposten entlassen.

Mittlerweile ist Olijnyk laut eines zivilrechtlichen Urteils dazu verdonnert worden, fast 400.000 Euro an zu viel kassierten Gehältern zurückzuzahlen. Strafrechtlich muss sich der 71-Jährige demnächst wegen des Vorwurfs der schweren Untreue vor dem Landgericht Schwerin verantworten. Ebenfalls auf der Anklagebank sitzt dann der Ex-Awo-Vorsitzende des Kreisverbandes Müritz, Götz-Peter Lohmann. Dem ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten wird Beihilfe zur Untreue vorgeworfen.

Mehr lesen: Vertuschungskartell verhindert Aufklärung der Awo-Affäre.