Der Arbeitsmarkt an der Seenplatte ist so ziemlich leer gefischt. Wie der Vize-Chef der Arbeitsagentur Neubrandenburg, Stephan Bünning, sagte, sei die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbereich von 2015 bis 2021 um 35 Prozent gesunken. Gleichzeitig steige aber auch die Zahl der offenen Stellen.
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Unterhaltsame Verkaufsprofis im Fischkaufhaus
Wer qualifizierte Fachkräfte sucht, muss gute Köder haben, oder schauen, ob in den eigenen Reihen Leute weitergebildet werden können. Genau diesen Weg gehen die Müritzfischer. Das Traditionsunternehmen ist seit Jahren breit aufgestellt und hält sich vor allem durch den Tourismus über Wasser. Längst sind die hochqualifizierten Fischer auch unterhaltsame Verkaufsprofis im Fischkaufhaus und den vielen urigen Fischerhöfen. Doch selbst eine Rampensau wie der Röbeler Kultfischer Steffen Steinbeck handelt intuitiv, denn gelernte Verkäufer sind sie nicht.
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Zertifikate für die erste Prüfung erhalten
Noch nicht. Denn sieben Mitarbeiter drücken jetzt noch einmal die Schulbank und sind bundesweit die ersten, die sich in einer berufsanschlussfähigen Teilqualifikation neben dem Job zum Verkäufer ausbilden lassen. Am Donnerstag wurden die Zertifikate für die erste von insgesamt fünf zu bestehenden Prüfungen überreicht. Wer im Zeitraum von vier Jahren alle fünf Kompetenzfeststellungen erfolgreich meistert, kann sich zur Prüfung anmelden und den Berufsabschluss erwerben.
16 verschiedene Berufsabschlüsse
Laut Sebastian Bensemann, Koordinator für Beratung Aus- und Weiterbildung bei der IHK Neubrandenburg, gibt es vom Tierwirt über den Industrieelektriker und Mechatroniker mittlerweile 16 verschiedene Berufsabschlüsse, die auf diesem Weg erlangt werden können. Vorreiter war vor zehn Jahren das Gastgewerbe und auch bei den Müritzfischern wurden Mitarbeiter über diesen Bildungsweg zum Fischwirt nachqualifiziert. Gegenwärtig befinden sich in der Seenplatte 400 Beschäftigte in solchen Programmen, womit man bundesweit ganz vorne sei, wie Stephan Bünning sagte. Die Arbeitsagentur stellt die Gelder zur Verfügung. Pro Teilnehmer ist das ein fünfstelliger Betrag. Eine Investition, die sich lohne, wie Bünning sagte.
Im November wieder Schule
Vor den Mitarbeitern der Müritzfischer liegt noch ein langer Weg. Im November geht es mit der Schule weiter, und bevor die Hauptsaison 2023 startet, kommt die zweite Prüfung. „Bildung tut weh“, sagte Müritzfischerchef Jens-Peter Schaffran, der sich für das Engagement seiner Mitarbeiter bedankte. Es sei ein klarer Mehrwert für das Unternehmen, ein wichtiger Schritt für eine Dauerbeschäftigung und auch ein klares Statement der Angestellten für die Bindung an das Unternehmen.