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Klimawandel an der Müritz

Förster erklärt, wie man Bäumen mit Trockenstress helfen kann

Zepkow / Lesedauer: 3 min

Wasser fehlt, und zwar nicht nur in den Seen der Müritzregion, sondern auch in den Wäldern. Ein Förster erklärt, was man da tun kann.
Veröffentlicht:28.08.2019, 16:45

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Förster Karl-Jörg Käther gräbt mit dem Spaten in den Waldboden. Um zu zeigen, wie trocken es hier ist. Der Gewitterregen, der in der Nacht zuvor auch über das rund 200 Hektar große Waldgebiet Demminholz bei Wredenhagen niedergegangen ist, hat kaum Spuren hinterlassen. Nicht einmal die oberste Schicht ist feucht. Krümmelig und staubig liegt der ausgehobene Waldboden in der Hand.

„Diese Trockenheit macht mir große Sorgen“, sagt der Förster. Denn nicht nur den obersten Schichten des Waldbodens fehlt Wasser, auch den tieferen. Förster Käther hat alles genau dokumentiert: Im Jahr 2018 fielen in seinem Revier Neukrug bei Wredenhagen nur 63 Prozent des langjährigen Mittels, von Mai bis September 2018 sogar nur 42 Prozent des langjährigen Mittels. Und obwohl der Winter Niederschläge mitbrachte, lag die Regenmenge im April 2019 nur bei 55 Prozent des langjährigen Mittels. „Der Wald hat sich vom vergangenen Jahr noch nicht richtig erholt, da geht es in diesem Jahr mit der Trockenheit weiter“, sagt Käther.

Die Bäume bekommen immer weniger Wasser ab. Und selbst wenn Regen fällt, kommt der kaum auf dem Waldboden an: Ein Großteil des Regens verdunstet bereits auf dem Blättern. Das fehlende Nass bedeutet Stress, Trockenstress für die Bäume, die nicht gut ernährt werden. Sie lagern, sagt Käther, zu wenige Reservestoffe ein. Die Abwehrkräfte der Bäume schwinden, Schädlinge haben ein weitaus leichteres Spiel als in „normalen“ Jahren, in denen genügend Regen fällt.

Kurzfristig dem Wald zu helfen ist nicht möglich

Mit seinem Fernglas beobachtet Förster Käther die Baumkronen: Einige sind braun, vertrocknet, sie haben den hohen Temperaturen und der Trockenheit nichts mehr entgegen zu setzen. Immer häufiger sieht der Förster in seinem Revier diese braunen Bäume, die inmitten (noch) grüner Wälder stehen und aussehen, als hätte der Herbst längst Einzug gehalten.

Karl-Jörg Käther ist klar, dass er diesem Trend, der aus dem Klimawandel resultiert, momentan ziemlich machtlos gegenüber steht. Denn kurzfristig in den Wald einzugreifen, das ist nicht möglich: Bäume und Wälder brauchen Zeit, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte, um sich zu entwickeln „Förster denken langfristig, in langen Zeitdimensionen, rund 100 Jahre im Voraus“, macht er klar.

Und so zwingt der Klimawandel die Förster nicht nur im Revier Neukrug dazu, dort wo es geht, auf andere Baumarten zu setzen, auf solche, die mit dem Trockenstress, der wohl auch in den kommenden Jahren zu erwarten ist, besser gewachsen sind. „Es werden daher auch solche Baumarten gepflanzt, die vor allem in Süddeutschland zu Hause sind, wie die Weißtanne, die Elsbeere, die Schwarznuss oder auch die Esskastanie“, sagt Käther. Gleichzeitig steht ein großes Ziel über allem: mehr Mischwälder sollen entstehen. Nadelbäume stehen hier in guter Nachbarschaft zu Laubbäumen. „Mischwälder sind unempfindlicher“, sagt Förster Käther.