Die Staatsanwaltschaft wollte eine Festnahme am späten Abend zwar nicht bestätigen. Aber: "Es gab Durchsuchungen und es ist jemand mitgenommen worden, das stimmt", sagte Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler auf Anfrage zu den Gerüchten über eine Festnahme: "Der Mann wird gegenwärtig vernommen." Erst danach werde geprüft, ob der Mann in Gewahrsam bleibe. Weitere Informationen werde die Staatsanwaltschaft am Abend nicht mehr herausgeben, sagte Zeisler.
In einer Anwaltskanzlei in der Großen Mauerstraße in Waren wurde am Donnerstagmittag die dort ansässige Anwältin erschossen. Das bestätigte die Neubrandenburger Polizeisprecherin Diana Mehlberg. Zeugen hatten drei Schüsse gehört und die Polizei alarmiert.
Dringend tatverdächtig ist ein Mann, der aus dem Haus entkommen und mit einer Waffe auf der Flucht durch Waren ist. Mit einem Großaufgebot und einem Sondereinsatzkommando ist die Polizei dem Täter auf der Spur. Das Gebäude, in dem geschossen wurde, ist von Sicherheitsbeamten umstellt. Einige tragen Maschinenpistolen. Die Spurensicherung und Gerichtsmediziner haben ihre Arbeit aufgenommen.
Hubschrauber kreist über Waren
Laut der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg handelt es sich bei der getöteten Person um die dort ansässige Rechtsanwältin Gabriele B.. "Endgültige Feststellungen zur Identität und zur Todesursache werden nach der rechtsmedizinischen Obduktion erwartet", heißt es weiter in einer Mitteilung.
Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler hat sich mittlerweile vor laufenden Kameras geäußert:
Ein Polizei-Hubschrauber kreist über Waren. Auch Spürhunde sind zum Einsatz gekommen.
Bürger berichten, dass an Ausfahrtsstraßen der Stadt Autofahrer kontrolliert werden. Offenbar suchen die Polizisten nach einer älteren Person, heißt es von Zeugen.
Vor Ort ist von Einsatzkräften zu hören, dass es sich um eine Beziehungstat handeln könnte. Mitarbeiter eines Geschäftes im benachbarten "Haus des Gastes" berichten, dass die Polizei bislang noch nicht dieses Gebäude abgesucht hätte.
Es habe mehrere Hinweise auf Männer gegeben, sagt Oberstaatsanwalt Zeisler. Anwohner wollen auch mindestens einen älteren Mann gesehen haben, der sich durch eine Hecke hindurchzwängte und flüchtete.
„Wir hatten anfangs 30 Beamte im Einsatz, aber konnten keinen Tatverdächtigen finden“, sagt Polizeisprecherin Diana Mehlberg. Das bleibt auch bis zum Abend so. „Wir müssen erst noch ermitteln, was zu diesem Tötungsdelikt geführt hat“, erläutert Zeisler. So gebe es bisher noch keine Klarheit, ob der Fall mit der anwaltlichen Arbeit der Frau zu tun habe. Die 67-Jährige arbeitete allein und war im Verkehrs-, Straf- und Arbeitsrecht sowie im immer wieder zu Konflikten führenden Familienrecht tätig.
Eine Übersicht darüber, ob sie am Donnerstag mit einem Mandanten verabredet war, habe man noch nicht. „Man guckt nicht gleich in die Schränke“, sagt Zeisler. Jetzt müssten erst „Millimeter für Millimeter die Spuren gesichert werden“. Durch die Unklarheiten verbreiten sich auch andere Vermutungen. So kann die Polizei bisher auch nicht ausschließen, dass es um eine Beziehungstat aus dem Umfeld des Opfers gehen könnte.
Auf jeden Fall handele sich aber nicht um einen Amoklauf, sagt die Polizeisprecherin. Die Absperrmaßnahmen sollen weiter beibehalten werden, kündigt Zeisler an, man könne jederzeit einen Hinweis bekommen und dann sei es wichtig, auch Autos zu kontrollieren, die aus der Stadt hinauswollten. Am Freitag soll es eine Obduktion der Toten geben. Dann hoffe man auch, mehr über die Tatwaffe zu wissen: Man habe mehrere Patronenhülsen sichergestellt.
Schüler sollen Innenstadt meiden
Die Schüler eines benachbarten Gymnasiums wurden dazu aufgerufen, nach dem Unterricht direkt den Heimweg anzutreten. Sie sollen die Innenstadt meiden, heißt es.
Frau in #Waren erschossen, Anwaltskanzlei von schwer bewaffneten Polizisten umstellt, Hubschrauber in der Luft. Alle Infos >> https://t.co/3ePh9aJlwE pic.twitter.com/99qlR89SNL
— Nordkurier (@Nordkurier) 1. Februar 2018
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