Was sie verbindet, ist die Sorge wegen des zunehmenden Hasses und der Gewalt zwischen den Menschen. Darum haben jetzt Warens Präsident der Stadtvertretung, Rüdiger Prehn (Die Linke), die Pastorin Anja Lünert, Dr. Gisela Dunker, Andreas Handy und Eberhard Albinsky gemeinsam einen Warener Appell formuliert. Der bezieht sich auf die Corona-Demos, die seit der Adventszeit jeden Montag in Waren, Röbel, Malchow und anderen Städten im Land stattfinden. Man erlebe bei diesen Veranstaltungen eine Art der Auseinandersetzung mit der Corona-Politik und anderen gesellschaftspolitischen Themen, die man in wichtigen Punkten nicht teilen könne und die große Sorgen mache, schreiben die Autoren.
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„Das eigene Ich bei Demos im Vordergrund”
Sie hätten bei den Demos eine Auffassung von Freiheit wahrgenommen, die sehr stark das eigene Ich in den Vordergrund stelle und zum Maß aller Dinge mache, andere verletze und beleidige. „Mit einer solchen Auffassung werden wir die Pandemie nicht besiegen. Sie untergräbt aber die Solidarität mit anderen und die Verantwortung, die wir gerade in dieser Zeit füreinander haben“, heißt es in dem Appell. Wie berichtet, hatte am Vortag der auch Warener Unternehmer und Umweltpreisträger Thomas Pilgram in einem „Offenen Brief an die Gesellschaft“ dazu aufgerufen, sich für die Demokratie zu engagieren.
Erste Unterstützer haben sich angeschlossen
Die Aktion der fünf Warener sei keine Petition, sondern eher eine Kampagne, erklärt Rüdiger Prehn. Ziel sei es, denjenigen, die bei den Montagsdemos ihre Positionen eher nicht vertreten können, eine Plattform zu geben. Prehn verweist dabei auch auf den ehemaligen Malchower Bürgermeister Joachim Stein (Grüne) und den Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt (SPD). Beide hielten Reden auf den Demos und mussten heftigen Gegenwind aushalten. „Wir sorgen uns auch wegen der zunehmenden Verbreitung extremistischen, faschistischen und antisemitischen Gedankengutes unter dem Deckmantel des Protestes gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie“, schreibt Prehn und ruft mit den anderen Autoren zu einem solidarischen Miteinander auf.
Gegen jede Form von Radikalisierung
Erste Unterstützer sind mit Peter Balsam, Dagmar Albinsky, Birgit Prehn, Christiane Scherfig, Thomas Scherfig, Elke Schönfelder und Edo Kuhlmann bereits gefunden. „Ich unterstütze diesen Appell, weil ich auch nach Wegen suche, den offensichtlich zunehmenden Radikalisierungstendenzen offen entgegenzutreten“, erklärt Christiane Scherfig. Die Mitgründerin des Neuen Forums in Waren hatte bereits öffentlich kritisiert, dass sich einige Demonstranten in der Tradition der Montagsdemos während der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 sehen und auch Symbole dieser Zeit für sich vereinnahmen wollten. Laut Christiane Scherfig müsse man jetzt nach Mitteln suchen, wie man den durchaus verständlichen Ängsten vieler Mitläufer mit klugen Argumenten begegnen und sie für das wirklich nötige Impfen motivieren könne. Gleichzeitig vermisst Scherfig aber auch das so wichtige Agieren der kommunalen Entscheidungsträger. Der Appell könnte eine Möglichkeit sein, „endlich aus ihrer Lethargie zu erwachen und aktiv gegen die kruden Umsturzideen vorzugehen“, sagt sie. „Vielleicht kann der Appell doch noch den einen oder anderen und am Ende viele zur Einsicht und damit zur aktiven Mitarbeit gegen jede Form von Radikalisierung überzeugen“, hofft die Gastronomin.
Kommentare und Meinungen möglich
Der Appell ist unter folgenden Links zu finden: www.t1p.de/warener-appell und www.openpetition.de/!warenerappell. Neben der Kommentarfunktion gibt es die Möglichkeit, Pro- und Contra-Meinungen zu formulieren. „Auch für mich ist diese Art der Beteiligung Neuland. Ich bin gespannt auf den Prozess und darauf, ob diese Form auch für Beteiligungsprozesse für die Weiterentwicklung eines Leitbildes unserer Stadt nutzbar sind“, erklärt Prehn.