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Buchpremiere in Krukow

Für diese Frau aus Bayern ist Mecklenburg die Herzensheimat

Krukow / Lesedauer: 3 min

Anna Maria Mader stammt aus Bayern und lebt seit gut 30 Jahren in Krukow. Sie findet: Mehr Zusammenhalt als in der Seenplatte hat sie nirgends erlebt.
Veröffentlicht:03.11.2020, 09:47

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Für Anna Maria Mader ist das beschauliche Krukow zwischen Penzlin und Neubrandenburg nicht nur eine Wahl-Heimat. Das weniger als 200 Anwohner zählende Kleinod ist für die gebürtige Bayerin der Ort, an dem ihr Herz zu Hause ist. Man merkt der temperamentvollen und lebensfrohen Frau ihre glühende Leidenschaft für Mecklenburg-Vorpommern, die Seenplatte und ihr Krukow in jedem Satz an. Wie eine Verehrerin über ihren Verehrten nicht schweigen möchte, will Mader genauso wenig schweigen und griff daher in den letzen zwölf Monaten zu Stift und Papier. Ihre Gedanken schrieb sie nieder. Seit Oktober stehen sie Schwarz auf Weiß auf insgesamt 160 Seiten ihres ersten Buches. Es trägt den Titel „Anna Maria Mader – Eine Frau geht ihren Weg: Bayern, meine Heimat – Mecklenburg, mein Zuhause“.

Eine Huldigung an die Dorfgemeinschaft

Die niedergeschriebene Huldigung ihrer Dorfgemeinschaft war längst überfällig, meinte die 64-Jährige, die zahlreichen Müritzern wohl als ehemalige Betreiberin des Krukower „Krempeltempels“ bekannt ist. „Solch einen Zusammenhalt habe ich noch nirgends erlebt und ist nicht selbstverständlich, dass es in den letzten 30 Jahren ein so tolles Zusammenleben gab“, lächelte die Frau bei ihrer Buchpremiere und fügte hinzu, dass „ich meinem Arbeitsleben außerdem einen Abschluss geben wollte“.

Mader ist die älteste von vier Geschwistern. In Eichstätt nahe Ingolstadt wächst Anna Maria Mader auf. Ihr Leben ist von vielen Veränderungen geprägt – so unter anderem vom Mauerfall. Die Wende-Zeit nutzte sie dazu, sich von ihrer Heimat im Altmühltal bewusst zu verabschieden. Als die Mauer fiel, fluteten Ostdeutsche Bayern. Darunter auch ein Paar aus Ferdinandshof in Mecklenburg-Vorpommern. Sie erzählten vom Leben in Norddeutschland, das ihr Interesse weckte. Ihr Glück wollte die experimentierfreudige Frau fortan im Norden Deutschlands suchen.

Seit August 1990 ist sie in Mecklenburg-Vorpommern daheim und nach 30 Jahren Wiedervereinigung stolz wie nie darauf. Seit Februar 1991 steht in Krukow das Haus ihrer Familie – das einzige Detail, das neben dem Dirndl für besondere Anlässe ebenfalls an bayerische Kultur erinnert. Die Zeit zwischen August 1990 und Winter 1991 aber wäre ohne ihre Krukower kaum für die junge Familie zu stemmen gewesen. „Es gab in Krukow damals keine einzige freie Wohnung im Neubaublock. Deshalb wohnte ich mit meinem Mann und meinen drei kleinen Kindern sieben Monate im Wohnwagen und habe 16 Stunden am Tag gearbeitet“, gab sie vor ihrer Buchpremiere einen klitzekleinen Einblick in die publizierten Anekdoten.

Bewegte berufliche Karriere

Die letzten vier Jahrzehnte zeichneten sich bei ihr durch eine besonders bewegte berufliche Karriere aus. Risikoaffin gründete sie, gerade volljährig, ihre erste kleine Firma und lieferte Backwaren aus. Sie arbeitete sogar zehn Jahre als Brezel-Verkäuferin auf dem Münchner Oktoberfest und lernte „die härteste Marktwirtschaft, die ich je gesehen habe“, kennen. Später fuhr sie für eine Spedition, hob 1992 ein Autohaus aus der Taufe, expandiert nach Russland, führte einen Getränkegroßhandel, macht Haushaltsauflösungen, eröffnet mehrere Gebrauchtwarenläden und ist erfolgreich mit einem Online-Unternehmen, das gestaltete Holzteilchen in alle Welt schickt.

Zurückgehen nach Bayern? Anna Maria Mader schüttelte den Kopf. „Sicher ist es dort auch lebenswert, aber das Miteinander würde mir dort fehlen“, so die Autorin. Von ihrem Buch wurden zunächst 500 Exemplare gedruckt. Die Erlöse sollen aber nicht in ihr eigenes Portemonnaie fließen, sondern dem Verein „Arise e.V. – Eine Schule für Ghana“ zugutekommen. Und es soll eine Lektion sein, die sie im Leben lernte: Wer etwas bewegen möchte, muss dafür selbst in Bewegung kommen.