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Leseförderung

Gräfin übt mit Schülern das Lesen

Möllenhagen / Lesedauer: 2 min

Einmal wöchentlich besucht eine Gräfin die Evangelische Schule Möllenhagen, um mit Kindern parallel zum Unterricht zu lesen. Lehrkraftsaufgaben sollen damit aber nicht kompensiert werden.
Veröffentlicht:29.10.2018, 08:06

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Dass eine Gräfin zu Besuch kommt, ist kein alltägliches Ereignis. Meist betritt Annette Gräfin Hahn einmal wöchentlich das Schulparkett, um etwas Gutes zu tun. Mindestens eine Stunde lang. Ehrenamtlich. Die hochgewachsene, schlanke Frau mit dem grau gelockten Haar strahlt etwas Ruhiges aus. Das kommt ihr beim Umgang mit einigen Schülern, ausgewählt durch die Lehrkräfte, zugute. „Ich wollte mich nützlich machen und habe unter anderen hier gefragt, wie ich helfen kann“, erklärt die waschechte Gräfin aus der Nähe von Malchin.

Kaum hat sie in einem Raum Platz genommen, öffnet sich schon eine Tür. Mit einem Lächeln geht die zehnjährige Ida auf die erfahrene Frau zu. Man kennt sich. In der Hand hält das Mädchen ihr Lieblingsbuch. Um daraus vorzulesen, hat Ida den Raum gewechselt. Während im Nachbarzimmer der Unterricht weiterläuft, schlägt Ida bei der Gräfin das Buch auf und liest von der Stelle an, bei der sie letztes Mal aufgehört hat. Die Gräfin Hahn wirft ein genaues Auge darauf, korrigiert das Mädchen, wenn sie etwa Wortendungen zu undeutlich ausspricht oder ganz und gar verschluckt.

Fünfzehn Minuten reichen für Fortschritte

Das kann beim Schreiben zu Fehlern führen, weiß Hahn aus eigener Erfahrung. Eine pädagogische Ausbildung hat die „Lernpatin“ nicht. Sie übt vielmehr das Lesen in „Oma-Manier“ mit Grundschülern, bei denen das entweder noch stockend vorangeht oder aber mit denen, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorweisen und denen eine Einzelbetreuung gut tut. Fünfzehn Minuten lang. Fortschritte sind zu bemerken. „Ich hätte mir zu meiner Schulzeit oder der meiner Kinder auch so etwas gewünscht“, schwärmt sie von der umgesetzten Idee.

Vielleicht fände sich sogar noch jemand für Mathe, hofft die stellvertretende Schulleiterin, Ulrike Ziem-Arber.

Obwohl sogenannte Leseomas oder Lernpaten auch in Sachsen-Anhalt auf diese Art zum Einsatz kommen, stellt das Schweriner Bildungsministerium klar: „Ehrenamtliche übernehmen keine Unterrichtstätigkeiten von Lehrkräften“, so Pressesprecher Henning Lipski. Aufgaben von Förderschullehrern würden so nicht kompensiert.