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Festival-Impressionen

Grell und bunt − die Erste Nacht auf der Fusion

Lärz / Lesedauer: 4 min

Eine Fusion, wie in alten Zeiten, groß, bunt und nicht zurückhaltend. Die erste Festivalnacht ist vorüber − Und sie war erst der Vorgeschmack, meint unsere Reporterin.
Veröffentlicht:30.06.2022, 16:25

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Die letzten Meter sind erstaunlich enspannt. Kaum Menschen an der „Botschaft“, wo es das Bändsel gibt. Ein paar Fusionisten tummeln sich vor den Testcontainern.

+++So liefen die ersten Anreisen zur Fusion ab+++

Es ist Mittwochabend, 22.30 Uhr, der größte Ansturm ist durch. Noch einmal Maske aufsetzen, als es vorn am Tresen beim Datenabgleich etwas enger wird. Dann rückt das Thema Corona aber auch in den Hintergrund. Die Fußgängerbrücke über die Kreisstraße, von der sich der Blick über das Zeltlager erschließt, ist die Verbindung in eine andere Welt.

Wie in einer anderen Welt − kunterbunt und ohne Sorgen

Die Sorgen bleiben draußen. Respekt, Achtung und Vorsicht; naja vielleicht auch Ohropax, dürfen gern mitgenommen werden. Und dann ist man auch schon da und erkennt sie wieder: die glitzernde Festivalkulisse, die in dieser Größe drei Jahre auf sich warten ließ. Dass das Wetter mitspielt, ist in diesen trockenen Tagen nichts Besonderes. Aber wer weiß, was noch kommt – von der Fusion ist man schließlich einiges gewöhnt.

Der Krieg in der Ukraine ist auch auf der Fusion Thema

Doch gleich bei den vorderen Hangars erinnert man sich: dort, wo jahrelang das Wörtchen „Kino“ prankte, steht jetzt in kyrillischen Buchstaben „MIR“, was soviel wie „Frieden“ heißt. Unweigerlich denkt man an den Krieg in Europa, ans Aufrüsten und bei all den Lichtern, die den Himmel berühren; für einen Moment vielleicht auch an Flugabwehr.

Aber dann atmet man auf, weil hier alles betont friedlich ist. So ergeht es auch Tanja und Oleg, die aus Odessa kommen und erstmals auf dem Festival sind. „Mir gefällt es sehr“, sagt der 23-Jährige schon nach wenigen Metern in sehr gutem Deutsch. Nach drei Monaten ausharren und nur Nachrichten konsumieren, erweist sich die Atmosphäre als spannende Abwechslung.

Rückkehr zur Normalität

Für denjenigen, der die Fusion kennt, ist diese 23. Auflage vor allem eines, die Rückkehr zur Normalität. Denn ein Fest dieser Größenordnung, bei der sich die Menschen achtsam, aber frei bewegen, ist alles andere als selbstverständlich.

Noch sind die großen Bühnen leise, in dieser ersten Nacht der Fusion. Noch werkeln vereinzelt sogar Aufbauteams in abgesperrten Bereichen, um den Dancefloors den letzten Schliff zu verpassen. Es wirkt alles ziemlich beschaulich, wenngleich im Dorf die ersten Vibrationen an Verandatüren und Gartentischen zu spüren sind.

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Es ist Fusion, eine Freude, all die Freiwilligen zu sehen, aber auch eine Geräuschkulisse, die für die nächsten Tage – wenn sämtliche Lautsprecherboxen ans Netz gehen, nervenaufreibende Stunden für Anwohner befürchten lässt.

Ordner und Helfer in hoher Alarmbereitschaft

Indes waren Ordner und Helfer, die am Nachmittag den Verkehr regelten, auf höchsten Gehorsam eingeschworen. „Ich muss mal schnell zum Bootschuppen“. Fehlanzeige. „Haben Sie ein Durchfahrtsschild?“ Da half kein Reden. Der Streckenposten, der den Ortsausgang bewachte, blieb konsequent. Dass er nach Rücksprache mit dem Backstageteam dann eine halbe Stunde später doch die Durchfahrt gewährte, entlockte ihm zumindest ein: „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, aber Sie müssen verstehen, ich muss mich an meine Vorschriften halten“.

Derweil grübelten Berufspendler, wie sie den Stau auf der B 198 an der Straußenfarm umfahren könnten. In den sozialen Medien machten Ausweichempfehlungen für Schleichwege die Runde.

Trotzdem, wer es am Abend aufs Festivalgelände schaffte und die ersten Fusionslichter aus der Nähe sah, wusste, warum gut 70.000 Menschen aus aller Welt wieder einmal in die „Einöde“, so nannte eine Berliner Tageszeitung die hiesige Region in jüngster Berichterstattung, pilgerten. Von wegen Einöde! Die Rakete ist gestartet, und schon heute werden weitere Triebwerke zugeschaltet.

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