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Nationalpark-Ranger

Ihre Mission gilt Natur und Menschen

Schwarzenhof / Lesedauer: 5 min

Ranger: Der Beruf klingt nach Abenteuer und Kampf fürs Gute. Martina Fuhrmann aus dem Müritz-Nationalpark liebt vor allem die Begegnungen in der Tier- und Pflanzenwelt.
Veröffentlicht:31.07.2022, 21:58

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„Bist du ein Ranger?“, fragte der kleine Junge aufgeregt, „ein richtiger Ranger?“ Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Martina Fuhrmanns Beruf einen riesigen Coolness-Faktor hat, dann war es wohl diese Zufallsbegegnung auf dem Weg zum Käflingsbergturm, einem der schönsten Aussichtspunkte des Müritz-Nationalparks. Mit einem Knirps, der die einstige erfolgreiche (West-)Fernsehserie ja nicht kennen kann, in der Ranger in einem amerikanischen Nationalpark die Wildnis schützen, Menschen aus gefährlichen Situationen retten und Bösewichtern das Handwerk legen.

+++ Mehr lesen: Aktueller Bericht vom Weltrangertag im Nationalpark Müritz +++

Längst ist der Beruf auch in Deutschland etabliert, ebenso in vielen anderen Ländern: Martina Fuhrmann hat rund 300 000 Kollegen weltweit. Sie alle können am Sonntag den vor 15 Jahren ins Leben gerufenen World Ranger Day begehen. Gewidmet ist der 31. Juli dem Einsatz der Ranger für Natur und Umwelt, aber auch dem Gedenken an all jene, die in dieser Mission verletzt oder getötet wurden – zum Beispiel im Kampf gegen Wilderei. Im Nordosten Deutschlands leben Ranger gewiss weniger gefährlich als in anderen Regionen; ein Spaziergang aber ist ihr Beruf keineswegs.

Allemal jedoch macht das Draußen-Sein, das In-Bewegung-Sein für Martina Fuhrmann die schönsten Seiten ihrer Arbeit aus. Als „Wald-und-Wiesen-Kind“ beschreibt sich die 52-Jährige. Geboren in einem Krankenwagen mitten im Wald und als Tochter eines Fischers quasi auf dem Wasser aufgewachsen, war sie von klein auf fasziniert von der Natur samt allem, was da kreucht und fleucht; sie wurde zunächst Forstwirtin und wechselte 1996, als ihr Forstamt aufgelöst wurde, zum Müritz-Nationalpark.

Verschiedene Landschaften in zwei Bundesländern

Der ist heute einer von 14 Nationalparks deutschlandweit; unter den dreien in Mecklenburg-Vorpommern der waldreichste im Vergleich zu den Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft und Jasmund. In Brandenburg wiederum trumpft der Nationalpark Unteres Odertal mit seiner einzigartigen Auenlandschaft auf. So verschieden die Landschaften, so vielgestaltig ist die Tätigkeit der Ranger. Deren Berufsbezeichnung macht sie im Sinne des englischen Wortes „range“ für „Gebiet“ oder „Bereich“ zu Hütern eines Schutzgebiets – und zu Mittlern zwischen der Natur und den Menschen, die sie besuchen.

Einen Rucksack voller Fundstücke hat Martina Fuhrmann bei ihren Führungen immer dabei: die abgestreifte Haut einer Ringelnatter; ein Schneckenhaus, das von einer Drossel aufgehackt wurde; Gewölle, das eine Eule aus unverdaulichen Nahrungsresten hervorgewürgt hat; oder etwas Wolfslosung inklusive ebenfalls unverdauter Tierhaare und Knöchelchen. Vor allem Kinder können von solch anschaulicher Naturkunde gar nicht genug bekommen, weiß die Geprüfte Natur- und Landschaftspflegerin.

Sie selbst ist ebenfalls immer aufs Neue begeistert von den besonderen Momenten, die in Flora und Fauna zu erleben sind. Vor allem frühmorgens, wenn alles noch still ist und zunehmendes Rauschen sich als Vorbote entpuppt für ein Rudel Rotwild, das im nächsten Moment durchs flache Uferwasser stiebt. Das Kreisen des Seeadlers, die Wildschweinfamilie beim Schwimmen, Fuchs und Hase am Wegesrand oder das Trompeten der Kraniche, während es hell wird: „Das ist traumhaft, egal bei welchem Wetter“, sagt die Rangerin.

Um diesen Lebensraum zu bewahren, sind ihre Aufgaben so umfang- wie abwechslungsreich: Führungen zu verschiedenen Themen gehören dazu, die Besetzung der Nationalpark-Informationsstelle, die Mitwirkung bei Monitoring-Projekten etwa zu Vogelvorkommen oder Wasserständen, die Prüfung und Erneuerung von Schildern, Stegen, Absperrungen, überhaupt regelmäßige Gebietskontrollen zu Fuß oder per Fahrrad.

Denn bei Weitem nicht alle Menschen, die im Nationalpark unterwegs sind, wissen sich auch angemessen zu verhalten. Gerade entlang der Wasserwanderstrecken wird immer mal illegal gezeltet oder ungeachtet aller Waldbrandwarnstufen Feuer entzündet. Der wohl häufigste Regelverstoß ist das Parken abseits ausgewiesener Flächen.

Einige Besucher lassen die Einsicht vermissen

Verdruss bereiten auch nicht angeleinte Hunde – vor allem in der Brut- und Setzzeit – oder Müll. Dass Zellstofftaschentücher (leicht vorstellbar, was sie bedecken sollen) oder Mund-Nasen-Masken schwerlich „abbaubar“ sind, machen sich viele offenbar nicht bewusst. „Es ist sehr schade, dass oft die Einsicht fehlt“, berichtet die Rangerin auch von Unbelehrbaren, die darüber schimpfen, was sie „in diesem Staat alles nicht dürfen“.

In der Überzahl sind zweifellos jene Besucher, die Natur erleben wollen, wenngleich manche in etwas untauglicher Manier unterwegs sind: „Wenn die mitgebrachte Musikbox schon von Weitem zu hören ist, werden sie nicht viel Wild zu sehen bekommen“, stellt Martina Fuhrmann lapidar fest. Aus häufiger Erfahrung rät sie auch dazu, solides Kartenmaterial dabei zu haben.

Nicht nur in ratlosen Momenten lohnt es sich, einem Ranger oder einer Rangerin (die Anrede ist der Fachfrau egal) zu begegnen. Klingt schon die Berufsbezeichnung nach Abenteuer und Kampf für das Gute, gibt es darüber noch viel mehr zu erfahren – zum Beispiel bei Veranstaltungen zum World Ranger Day am Sonntag von 12 bis 18 Uhr in der Nationalpark-Information des Müritz-Nationalparks in Federow nahe Waren (Müritz) oder von 10 bis 13 Uhr im Nationalparkhaus Criewen des Nationalparks Unteres Odertal in der Uckermark.