StartseiteRegionalMüritzImmer mehr Sorgenfalten an der Müritz – so lief die Feriensaison

Umfrage im Tourismus-Bereich

Immer mehr Sorgenfalten an der Müritz – so lief die Feriensaison

Müritzregion / Lesedauer: 4 min

Die Bilanz für den Tourismusbereich an der Müritz fällt durchwachsen aus. Einige sind zufrieden, andere blicken mit Sorgen zurück und nach vorn.
Veröffentlicht:05.10.2022, 10:10

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„Das Geschäft lief schleppend“, bilanziert Wolf-Dieter Schott. Mehr als 15 Prozent Rückgang bei den Fahrgastzahlen im Vergleich zu Vor-Coronazeiten stellt der Inhaber der Blau-Weissen Flotte fest. Die Ursache sieht Schott unter anderem darin, dass die Menschen wieder mehr in die Ferne reisen können.

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Dazu komme die allgemeine Unsicherheit. Und den Kapitän plagen Personalsorgen: „Wochenendarbeit – und die fällt bei uns nun mal regelmäßig an – ist nicht mehr gefragt. Außerdem können wir nun einmal nur Halbjahresjobs während der Saison anbieten – und sind deshalb zum Beispiel gegenüber der Industrie im Hintertreffen.“

Nicht nur pessimistische Blicke in die Zukunft

Da schaut Andreas Weidler um einiges optimistischer in die Zukunft. Er betreibt im Dorf Sietow einen Campingplatz mit Stellplätzen für Dauer- und Feriencamper. Für ihn war es „von den Zahlen her eine durchschnittliche Saison, gemessen an den letzten fünf Jahren. Allerdings hat sich die Saison im Vergleich zu den letzten Jahren verkürzt. Mit Ende August ging die Zahl der Übernachtungen deutlich zurück.“

Sorgen macht sich Weidler noch nicht. Was die Energiesituation angeht, machen sich jetzt die Investitionen der Vorjahre bezahlt: „Ich habe in Solarthermie für unser Sanitärgebäude investiert und die Beleuchtung – wo immer es sinnvoll war – auf LED-Technik umgestellt.“ Zwar sei das Heizöl deutlich teurer geworden, doch das spiele in der Gesamtbilanz keine entscheidende Rolle. Und steigende Strompreise müsse er halt direkt an die Gäste weitergeben. Existenzsorgen kennt Weidler jedenfalls nicht, denn „Camping ist seit Jahren immer beliebter geworden.“

Weiger Besucher als vor der Pandemie

„Bei uns war es besser als im letzten Jahr, weil es weniger Einschränkungen durch das Infektionsschutzgesetz gab“, bilanziert Karin Franz vom Müritzeum in Waren. Dennoch seien im Vergleich zu Vor-Coronazeiten weniger Besucher zu verzeichnen gewesen. Nun sei man gespannt auf die Oktoberzahlen: „Viele Gäste sind zur Kranichzeit ja noch in der Region. Wenn die Besucherzahlen in der nächsten Saison wieder zurückgehen, kommen wir allerdings in unsichere Gewässer“, bedauert Karin Franz.

Schon jetzt sei man gezwungen, die Eintrittspreise für Kinder und Jugendliche anzuheben. Die Preise für Führungen steigen sogar sehr deutlich. Sorgen macht dem Müritzeum auch die Energiekrise. „Wir werden versuchen, bei den Heizkosten zu sparen“, kündigt Franz an. Sollte es allerdings zu längeren Engpässen beim Strom kommen, wäre das für die Aquarien und ihre Bewohner eine Katastrophe.

Im Team sind noch mehrere Plätze frei

„Bisher sehr zufrieden“ zeigt sich Mario Reincke, Direktor des Schlosshotels Klink, mit der aktuellen Saison. Zwar seien die Buchungen im Frühjahr verhalten gewesen, doch habe sein Haus in den vergangenen Monaten eine gute Belegung erreichen können. Personalsorgen plagen den Hotelchef nicht. Er freue sich darüber, ein „sehr tolles Team“ zu haben, in dem es allerdings aktuell noch sechs freie Plätze gebe.

Was die steigenden Energiekosten angeht, so seien diese vor allem im Bereich der Dienstleistungen wie der Wäscherei spürbar. Durch rechtzeitigen Abschluss langfristiger Verträge sei es dem Hotel aber gelungen, die eigenen Energiekosten noch relativ stabil zu halten.

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Sorgen bereitet dem Direktor des Schlosshotels eher die aktuelle Stimmung in der Gesellschaft. Sie führe zu einem erhöhten Anteil spontaner Buchungen und mache die Planung dadurch schwieriger. Dennoch treibe das Schlosshotel seine Renovierung weiter voran: „Ein großes Projekt ist dabei der komplett neue Wellnessbereich, mit dem wir uns konzeptionell neu aufstellen werden. Dazu haben wir einen Profi ins Team geholt, der bereits weltweite Erfahrung hat“, verkündet Mario Reincke stolz. Ansonsten hofft er, möglichst bald wieder eine normale Saison ohne Krise zu erleben.