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Steile Böschung

Ist diese Kurve in Waren wirklich sicher genug?

Waren / Lesedauer: 3 min

Ein Ex-Verkehrsingenieur sieht Gefahrenpotenzial für Autofahrer, die auf der B 108 stadtauswärts fahren. Das Straßenbauamt pocht auf die Vorschriften.
Veröffentlicht:04.03.2020, 15:38

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Immer dann, wenn Dieter Krempler in der Teterower Straße von Waren über die Brücke stadtauswärts auf der Bundesstraße 108 in Richtung Teterow fährt, bekommt er ein mulmiges Gefühl. Wer aus der Innenstadt kommt und aus der Müritzstadt hinaus fahren möchte, wird mittels Warnschildern auf eine scharfe Linkskurve aufmerksam gemacht. Direkt daneben ein Abhang. Die direkt an den Bordstein anschließende Böschung ist steil. Autofahrer, die dort aus der Kurve „fliegen“ und im schlimmsten Fall die Böschung hinabstürzen, würden wohl rund sechs Meter in die Tiefe fahren oder fallen, schätzt Dieter Krempler. Für ihn ist das ein unhaltbarer Zustand, der einer zeitnahen Lösung bedarf.

„Es müsste eine Schutzplanke oder aber zumindest ein massives Geländer angebracht werden, um die Autofahrer zu schützen. An allen anderen Stellen entlang der Brücke und der Böschung gibt es so etwas ja auch“, zeigt der Warener bei einem Vor-Ort-Besuch auf die kritischen Abschnitte, die mit einem massiven Geländer gesichert sind. Nur die gefährlichste Stelle sei von den schützenden Maßnahmen ausgenommen worden, äußert der Mann, der einst Verkehrswesen studiert und zuletzt 25 Jahre als Abteilungsleiter Straßen- und Tiefbau beim Landkreis gearbeitet hat.

Dass die Absicherung vor dem Abstürzen an jener Stelle in der Teterower Straße wichtig sei, hätten Unfälle in den letzten Monaten und Jahren bewiesen. Krempler erinnert sich an einen Vorfall der jüngeren Vergangenheit.Dabei kam ein Fahrzeug auf der Brücke in der Teterower Straße in Richtung Innenstadt von der Fahrbahn ab. Hätte sich der Unfallwagen damals nicht im massiven Metallgeländer „verfangen“, wäre der Fahrer metertief die Böschung heruntergeknallt. Mit Folgen, die sich Krempler erst gar nicht ausmalen möchte.

Bei Tempo 50 muss keine Schutzplanke gesetzt werden

Vorfälle wie diese aber würden regelmäßig die Wichtigkeit eines umfassenden Schutzes zeigen. Seine Vorschläge würden allerdings derzeit bei der zuständigen Behörde, dem Straßenbauamt MV in Neustrelitz, auf taube Ohren stoßen. Dieser Behörde obliegt die Baulast der Straße. Von dort kommt auch die Regelung zur derzeitigen Situation.

Dieter Krempler fragte nach, weshalb in der scharfen Kurve nicht besser geschützt wird. Die Antwort macht ihn sichtlich unzufrieden. Ein Bord würde als Schutzmaßnahme genügen, erhielt er als Antwort. Auf Nordkurier-Nachfrage beim Leiter des Amtes, Jens Krage, heißt es: Bei Geschwindigkeiten unter 60 Stundenkilometern muss keine Schutzplanke gesetzt werden, „weil das Abkommen von der Straße bei diesen Geschwindigkeiten gering ist“. Mögliche Spielräume habe man dort ausgeschöpft, sagte er.

Vielleicht könnte es bei veränderten Vorschriften ein Nachrüsten mit den sogenannten „passiven Schutzeinrichtungen“ geben. Allein für 2020 erhalte das Landesamt für Straßenbau und Verkehr 350 000 Euro, um Planken nachzurüsten. Der Abschnitt an der Teterower Straße soll von diesem Investitionsvolumen aber nicht profitieren.

Dieter Krempler schüttelt darüber den Kopf. Wer in diesem brenzligen Straßenabschnitt die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert, der stürzt. „Ein Bord ist keine Sicherung; den überfahre ich sofort“, hofft der Senior trotzdem auf ein Umdenken in den Behördenstuben.