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Eltern fühlen sich überrumpelt

Kita-Träger muss Hortkindern kündigen

Hohen Wangelin / Lesedauer: 3 min

Für einige Eltern kam die Kündigung des Hortplatzes ihrer Kinder in der Kita von Hohen Wangelin überraschend. Den Ärger kann der Träger verstehen. Allerdings wehrt er sich auch gegen böse Gerüchte, die jetzt über die JuS-Einrichtungen in Umlauf sind.
Veröffentlicht:14.11.2020, 07:32

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Bisher hatte die siebenjährige Maja mit dem vormittäglichen Schulbesuch und der Betreuung im Hort in ihrem Heimatort Hohen Wangelin einen geregelten Tagesablauf. Diese Stetigkeit im Alltag und die Bindung zu den Erziehern der Kita Sonnenschein, die das Mädchen seit ihrem ersten Lebensjahr kennt, haben dem lernbeeinträchtigten Kind gut getan. Das zumindest meint ihr Vater Torsten Zarnikow. Doch mit der Kündigung des Hortplatzes für ihre Tochter zum31. Dezember 2020 fühlt sich die Familie ebenso wie sieben weitere Familien überrumpelt und einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.

Kapazitäten reichen nicht aus

Anlass für den Ärger und Frust der Eltern sind die Schreiben, die das Jugend- und Sozialwerk (JuS), der Träger der Wangeliner Kita, verschickt hat. Der versandte nämlich acht Kündigungen. Sie gingen an alle Eltern, deren Kinder derzeit den Wangeliner Hort besuchen. Der Nordkurier-Redaktion liegt ein Kündigungsschreiben vor. Darin wird der Schritt als notwendig dargestellt, da die „Kapazitäten in der Einrichtung ab Januar 2021 nicht mehr ausreichen, um den Bestimmungen, insbesondere im Hortbereich, nachzukommen“. Zum jetzigen Zeitpunkt seien die Kündigungen unvermeidbar gewesen, betonte JuS-Sprecher René Boldt auf Nachfrage des Nordkurier. Mit dem Bürgermeister sei man jedoch auf der Suche nach einer Lösung, den Hort zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Um Möglichkeiten zu eruieren, bedürfte es eines Treffens mit Gemeinde- und Kreisvertretern. Corona bedingt werden diese Zusammenkünfte und damit auch eine zeitnahe Lösung jedoch auf sich warten lassen.

Seit die Einstellung des Hortbetriebes ab 2021 bekannt ist, werde der Träger mit wüsten Beschimpfungen und unwahren Behauptungen konfrontiert, ergänzte Boldt. Ihm liegt viel daran, klarzustellen, dass die Hortschließung weder etwas mit einer Umstrukturierung noch mit Unwirtschaftlichkeit zu tun habe. Keine der Einrichtungen – auch nicht die in Moltzow – sei unrentabel, so der JuS-Sprecher. „Wir wollen keine Kinder abschieben“, betonte er ausdrücklich.

Kein Rechtsanspruch auf Hortplatz

Wie es der Panne mit den Kapazitäten kam, darüber konnte Boldt nur spekulieren. Wahrscheinlich, sagte er, gab es eine befristete Betriebserlaubnis, die auch Hortbetrieb ermöglichte. Bei einer neuerlichen Überprüfung der Betriebserlaubnis durch das Jugendamt stellte sich eine geringere Zahl der zu Betreuenden heraus. Der Hort müsse nun weichen, weil es gerade für diese Kinder und deren Eltern keinen gesetzlich verankerten Rechtsanspruch auf einen Platz gebe. Ganz im Gegenteil zu Krippen- und Kita-Plätzen. Darauf haben Eltern nämlich einen gesetzlichen Anspruch. Genau den will die Wangeliner Kita nun zunächst abdecken. Um solch ein Dilemma künftig zu vermeiden, wünscht sich Boldt von der Politik, dass endlich auch ein Rechtsanspruch auf einen Hortplatz durchgesetzt wird.

Alternative nicht angenommen

Die Auswirkungen für Maja kann ihr Vater Torsten Zarnikow derzeit noch nicht abschätzen. Die Eltern entschieden sich bewusst für die Kita im Heimatort. Einerseits, damit sie den Kontakt zu den Kids im Dorf nicht verliert, andererseits weil dadurch keine zusätzlichen Transportkosten entstehen. Die Kündigung betrachtet er als „besondere Härte“ und fordert eine Sonderregelung. Durch die JuS wurde ihm zwar ein Hortplatz in der Moltzower Kita zugesichert, doch das Angebot nehme er wegen den unwägbaren Transportkosten nicht an.

Eine Anfrage beim Kreis zu dem Thema brachte bis Freitagabend keine auskömmliche Antwort auf Fragen nach dem Warum und der Möglichkeit einer Ausnahmeregelung in der ohnehin angespannten Corona-Situation. Von dort hieß es nur, dass die Kollegen im Jugendamt anderweitig eingebunden seien.