StartseiteRegionalMüritzKönnen Bäckereien an der Müritz ihre Preise noch halten?

Steigende Kosten

Können Bäckereien an der Müritz ihre Preise noch halten?

Röbel / Lesedauer: 3 min

Über 200 Brote und 1000 Brötchen backen Andreas Gryphan aus Röbel und sein Team täglich. Kostenexplosionen machen ihm und anderen Betrieben zu schaffen.
Veröffentlicht:31.03.2022, 05:41

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Das, was sich derzeit auf den Rohstoffmärkten abspielt, ist für Bäckermeister Andreas Gryphan etwas noch nicht Dagewesenes. In der Ukraine als „Kornkammer Europas“ herrscht Krieg und regionalen Unternehmen treiben geradezu explodierende Rohstoffpreise die Sorgenfalten auf die Stirn. Gryphan etwa verarbeitet fünf Tonnen Weizen- und drei Tonnen Roggenmehl im Monat. Bezogen wird das aus den brandenburgischen Oderland-Mühlenwerken. Von Februar auf März sprangen dort die Einkaufspreise für Weizenmehl um 24 Prozent nach oben; bei Roggenmehl liege der Preissprung binnen eines Monats sogar bei 28 Prozent, so der Handwerksmeister.

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Unverzichtbares Mehl

Die Entwicklung ist dramatisch. Denn auf Mehl kann ein Bäcker nicht verzichten. Als eher kleines Unternehmen mit 17 Mitarbeitern und drei Filialen erhält der Röbeler Handwerksbäcker auch geringere Mengenrabatte als Großabnehmer. „Für ein Weizenbrot mit 500 Gramm brauche ich 250 bis 300 Gramm Mehl“, gibt der 50-Jährige einen Einblick in sein Handwerk. Nachts in der Backstube schiebt der Röbeler zwischen 230 und 250 Brote in den Backofen. Zusätzlich werden durchschnittlich 1200 Brötchen in einer Schicht gebacken. Das ist das Pensum in der Nebensaison. Die Hauptsaison nähert sich mit schnellen Schritten. Ist sie erst einmal da, falle in der Bäckerei schon mal das Doppelte an Brot- und Brötchen an, so Gryphan.

Mehrkosten werden weitergegeben

Nicht nur diese Entwicklung, auch die der Energiekosten nehmen besorgniserregende Ausmaße an, findet Marion Slezak, Betriebswirtin bei der Bäckerei Gryphan. Denn Zulieferbetriebe geben ihre Mehrkosten an ihre Kunden weiter. So verteuerte sich laut Slezak beispielsweise die Entsorgung von Speiseresten um etwa zehn Prozent. Der Chef der Firma begründete das in einem Infoschreiben vorwiegend mit derzeitigen Krisen und erhöhten Beschaffungskosten für Entsorgungsbehälter.

Veränderungen für Kunden

Bisher wurden die teils extremen Kostensprünge nicht an die Kundschaft des Röbeler Innungsbetriebes weitergegeben. Zum April wird die Bäckerei ihre Verkaufspreise laut Gryphan aber um 10 bis 15 Prozent erhöhen. Damit müssten die Kunden etwa mehr als 2,20 Euro für ein 500 Gramm schweres Weizenbrot und mehr als 35 Cent für ein Weizenbrötchen ausgeben. Es geht ums wirtschaftliche Überleben, begründeten Gryphan und Slezak die Entscheidung.

Lohnen die Verkaufsfahrzeuge noch?

In den nächsten Wochen soll auch das mobile Verkaufsfahrzeug der Bäckerei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen werden. Denn Dieselpreise jenseits der 2,10 Euro pro Liter machen das bedeutsame Geschäft in entlegenen Müritzorten wie Kambs, Groß Kelle oder Evchensruh nicht kostendeckender. Von heute auf morgen wird das Verkaufsfahrzeug seine Touren von montags bis samstags aber nicht einstellen, beruhigt Gryphan.

Keine Engpäaae bei Rohstoffen

Ein kleiner Trost in diesen Tagen: Lieferengpässe bei wichtigen Rohstoffen drohen erst einmal nicht. Weder bei Gryphan noch bei den Mecklenburger Backstuben. „Wir beziehen unser Mehl aus Deutschland und haben dafür Rahmenverträge, die bisher wie geplant bedient werden. Bei einigen Lieferanten erleben wir bereits Forderungen nach Preissteigerungen, die wir intensiv verhandeln“, hieß es von Backstuben-Geschäftsführerin Kathrin Rossa.