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Schließung

Landesregierung ist bei Friedrichs-Fisch machtlos

Waren / Lesedauer: 2 min

Die angekündigte Schließung des Warener Produktionsstandortes hat landesweit für Aufregung gesorgt. Kann die Landesregierung vielleicht ein Umdenken erwirken? Die Linke-Fraktion hat eine Anfrage gestellt. Die Antwort ist ernüchternd.
Veröffentlicht:19.09.2020, 07:28

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Auch die Landesregierung beißt sich bei Friedrichs-Fisch offenbar die Zähne aus. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Henning Foerster (Die Linke) hervor. Demnach haben das Wirtschaftsministerium und das Landwirtschaftsministerium mit der Geschäftsführung der Gottfried Friedrichs KG am 28. August über die geplante Betriebsstilllegung und etwaige Unterstützungsmöglichkeiten der Landesregierung für den Erhalt des Standortes gesprochen. Die Geschäftsführung habe dargelegt und erläutert, dass es für den Erhalt des Unternehmens aufgrund gravierender betriebswirtschaftlicher Umstände unausweichlich sei, die Produktionsstandorte zusammenzulegen. Dabei habe man die Kosten für eine Erweiterung der jeweils bestehenden Produktion, die Energiekosten insbesondere für die permanente Kühlung der Produktionsstrecken, das Lohnkostenniveau der großenteils noch sehr handarbeitsgeprägten Qualitätsproduktion sowie Effekte des demografischen Wandels einbezogen. Sämtliche Faktoren sprächen nach Aussagen der Geschäftsführung für eine Konzentration am polnischen Standort Doble.

„Investitionskosten nicht maßgeblich”

Die Landesregierung habe Unterstützungsmöglichkeiten hauptsächlich für investive Maßnahmen angesprochen, falls eine Konzentration am Standort Waren ins Auge gefasst würde. Das Unternehmen habe allerdings darauf hingewiesen, dass Investitionskosten für die Standortentscheidung kaum maßgeblich wären. „Somit muss konstatiert werden, dass es für die vom Unternehmen geplanten Prozesse sowohl nach Art als auch nach Umfang keine beziehungsweise keine hinreichenden Unterstützungsmöglichkeiten des Landes gibt, die das Unternehmen gegebenenfalls in Anspruch nehmen könnte“, heißt es.

Bindungsfrist für Fördermittel meist abgelaufen

Die geplante Betriebsschließung Ende 2021 bis Frühsommer 2022 und der damit verbundene Arbeitsplatzverlust für 120 Mitarbeiter kann wohl auch das Land nicht abwenden – trotz Hilfsangebotes. Über die spezifischen Kosten am Standort Doble und über den Abstand zum Standort Waren liegen der Landesregierung keine Informationen vor.

Laut Jörg Dahms von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sollen die Stundenlöhne in der polnischen Region zwischen 3,50 und 4,50 Euro liegen. „Wir wollen diese Schließung so teuer wie möglich für das Unternehmen machen. Vielleicht überlegen sie es sich dann ja noch einmal“, sagte Dahms kürzlich bei einer Mitarbeiterversammlung. Die Geschäftsführung hatte eingeräumt, dass Friedrichs über mehrere Jahre Förderung von Land und EU für etwa 30 Prozent der Investitionen in Höhe von 10,6 Millionen Euro bekommen habe. Für das Gros der Förderung sei die Bindungsfrist von fünf bis zwölf Jahren abgelaufen. Sollte dies nicht der Fall sein, würden Fördermittel auch zurückgezahlt.