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Chemie-Einsatz

Landwirt hat Gärten in Göhren-Lebbin kontaminiert

Göhren-Lebbin / Lesedauer: 4 min

Ein Paar aus Göhren-Lebbin erlitt nach eigenen Angaben gesundheitliche Schäden, nachdem ein Landwirt auf seinem Feld Pflanzenschutzmittel versprühte. Der Bauer beteuerte, sich an alle Vorschriften gehalten zu haben.
Veröffentlicht:21.08.2018, 16:28

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Vor etwa zwei Monaten berichtete der Nordkurier von einem Streit um einen Chemie-Einsatz auf einem Acker in Göhren-Lebbin. Der Anwohner Rainer Boos beschwerte sich über Atemnot, seine Lebensgefährtin über einen Juckreiz. Dafür verantwortlich soll der Landwirt gewesen sein, der zu viel Pflanzenschutzmittel versprüht haben soll.

Die Pestizide wurden – so die Aussage von Rainer Boos – bei der Bewirtschaftung des Ackers auch auf sein angrenzendes Grundstück getragen, wo das Paar kontaminiert wurde. Zwei Mitarbeiter des Landesamts für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei MV (LALLF) nahmen Bodenproben und schickten sie zur Analyse.

"Wenn etwas auftaucht, ist etwas schief gelaufen"

Die zuständige Agrargesellschaft war sich keiner Schuld bewusst und beteuerte gegenüber dem Nordkurier, dass sich der zu dem Zeitpunkt des Vorfalls im Einsatz befindliche Mitarbeiter an alle gesetzlichen Regelungen gehalten habe. Doch nun liegen die Analyse-Ergebnisse vor – und die beweisen das Gegenteil!

„Es wurden Werte festgestellt”, sagt die Pressesprecherin des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) Antje Krüger dem Nordkurier. Was genau und in welchen Mengen, das darf Krüger aufgrund des laufenden Verfahrens leider nicht preisgeben. Nur so viel: „Normalerweise darf nichts festgestellt werden. Wenn etwas auftaucht, ist etwas schief gelaufen.”

Nachbarn wollen auch Prüfungen vornehmen lassen

Und wie geht es nun weiter? Rainer Boos, der betroffene Dorfbewohner, der das LALLF und den Nordkurier eingeschaltet hat, teilte uns jetzt mit, dass er die Analyse-Ergebnisse bekommen hat. Die Werte für das Feld seien geschwärzt. Die Proben, die in seinem Garten genommen wurden, würden aber Werte aufweisen, die 15-fach höher seien als der erlaubte Wert. Das Feld grenzt unmittelbar an das Grundstück von Rainer Boos.

„Ich werde mich mit einem Experten besprechen, wie es weitergeht“, sagte Rainer Boos. Die ersten Nachbarn haben ihn schon informiert, dass sie nun auch ihre Böden untersuchen lassen wollen. 20 Häuser stehen an dem Feld im Urlauberdorf. Der überwiegende Teil davon sind Ferienhäuser. „Dort spielen Kinder, die auch mal Gras in den Mund nehmen. Das geht nicht. Die Landwirte haben sich an die Gesetze zu halten. Wir müssen weiter Druck ausüben, damit wir auch für die Zukunft sicherstellen können, dass unsere Gesundheit nicht gefährdet wird“, fordert Boos.

Landwirt verspricht für die Zukunft mehr Vorsicht

Landwirte, die sich nicht an das Pflanzenschutzgesetz halten, haben mit drastischen Konsequenzen zu rechnen. So werden Wiederholungstätern die staatlichen Beihilfen gekürzt. Auf mehrere tausende Euro muss eine Firma dann verzichten. Was auf die Agrargesellschaft zukommt, ist noch nicht klar. „Wenn das erste Mal etwas auftritt, folgt eine behördliche Anordnung, ein Schreiben, das zu unterlassen. Der erste Verstoß ist noch nicht mit einer Kürzung der Fördermittel verbunden”, sagt LALLF-Sprecherin Antje Krüger.

Und was sagt das betroffene Unternehmen dazu? Jan Hendrick-Rust, Betriebsleiter der Agrargesellschaft Sietow, kann die Analyse-Ergebnisse kaum glauben. „Ich habe mich geärgert. Wir haben eine Technik eingesetzt, die sicherstellt, dass es nicht zu solchen Vorfällen kommen kann”, wundert sich der Landwirt. „Ich behaupte nach wie vor, dass wir alles richtig gemacht haben.” Er kann sich den Vorfall nur so erklären, dass die Thermik zu einem Abdrift gesorgt hat. Sprich: Die versprühten Mittel durch den Wind weiter getragen wurden als geplant.

Wie es für ihn und das Unternehmen jetzt weitergeht, weiß Rust noch nicht genau. „Ich habe wirklich keine Ahnung. Ein Schreiben ist jedenfalls noch nicht eingetroffen.” Der Betriebsleiter ärgert sich, dass die Situation so eskalieren musste, obwohl Rainer Boos betont habe, ein friedliches Miteinander anzustreben. Rust stellt klar, dass es sich bei dem Vorfall nicht um Vorsatz handle und er und seine Mitarbeiter künftig vorsichtiger arbeiten werden.