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Wald statt Weizen

Landwirt räumt Fehler bei Ackerflächen-Umnutzung ein

Kraase / Lesedauer: 3 min

MV soll mehr Wald bekommen. Das hatte jüngst zur Folge, dass ein Weizenfeld bei Möllenhagen für das Anpflanzen von Bäumen vorbereitet wurde. Nun äußert sich das Land.
Veröffentlicht:07.04.2022, 09:20

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Der Krieg in Europas Kornkammer hat auch mehr sechs Wochen nach seinem Beginn noch kein Ende gefunden. Ein Müritzer Landwirt ärgerte sich angesichts dessen über das Land, in dieser Situation nach wie vor zusätzliche Waldflächen anstatt landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen. Willkür des Landes? Das Landwirtschaftsministerium verneint – und der Landwirt Roland Wilisch räumte einen Fehler ein, für den es offensichtlich keinen Kompromiss gab.

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Die knapp neun Hektar große Ackerfläche nahe Kraase, nördlich der B192 bei Möllenhagen, um die es geht, befindet sich im Eigentum des Landes MV. Ein bestehender Pachtvertrag mit dem Landwirtschaftsbetrieb Wilisch wurde vom Land zum September 2021 gekündigt. Zurzeit der Aussaat geschah dann laut Betriebsinhaber ein Malheur: „Versehentlich“ hätten seine Angestellten auch auf der bereits gekündigten Pachtfläche Weizen ausgebracht, obwohl klar war, dass auf jenem Areal im Rahmen des Aufforstungsprogrammes MV Bäume wachsen sollen.

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Telefonanrufe und Mengen an Papierkorrespondenz folgen. Vergeblich. Der Pachtvertrag für den überaus guten, ertragreichen Boden wurde nicht verlängert und zwei vorgeschlagene, etwa gleichgroße Tauschflächen nicht als Kompromiss angenommen. Vom angebauten Weizen ist auf den knapp neun Hektar nichts mehr zu sehen. Subunternehmer rückten an und bereiteten die Fläche für das Pflanzen von Bäumen vor.

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Auf Nachfrage bestätigte Claus Tantzen, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, gewisse Kriterien für die Auswahl der Aufforstungsflächen. Die Bodenpunktzahl spielt dabei eine wichtige Rolle. Dazu heißt es, dass „minderwertige Böden grundsätzlich vorzuziehen“ sind. Wasser auf die Mühlen von Landwirt Wilisch, der von dieser einzigen Landesfläche schätzungsweise 70 Tonnen Weizen hätte ernten können.

Für das Land seien überdies landwirtschaftliche Nutzflächen zu bevorzugen, die aufgrund ihrer Topografie schwer zu bearbeiten sind. Stichwort: Hanglage beispielsweise. Schwieriger zu bewirtschaften und weniger Bodenqualität? Diese Flächen hätte Wilisch dem Land bieten können. Doch vergebens.

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Die Absicht, trotz des Ukraine-Kriegs weiter am Aufforstungsprogramm festzuhalten, um zu mehr Klima- und Artenschutz beizutragen, schmeckte nicht jedem. Das Ziel, innerhalb von zehn Jahren 4300 Hektar neuen Wald auf landeseigenen Flächen anzulegen, um dem Ziel der Klimaneutralität näherzukommen, verteidigte Landes-Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) zuletzt. Trotz Ukraine-Krise ist die Ernährungssicherheit aufgrund des hohen Selbstversorgungsgrades auch auf längere Sicht nicht bedroht, hieß es von Backhaus. MV könne beides – „hochwertige Lebensmittel produzieren und ressourcenschonend wirtschaften“, so der Minister.

Allein in der Pflanzperiode 2021/22 wurden 773 Hektar landeseigene Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen; für 2022/23 sind 440 Hektar für die Waldmehrung vorgesehen, teilte Sprecherin Eva Klaußner-Ziebarth mit. All jene Flächen waren zuvor verpachtet. In jedem Einzelfall werde das Aufforsten geprüft und durchlaufe ein behördliches Genehmigungsverfahren.