Gekürzte Beihilfen
Linke will bei Nachhilfe für Schüler in der Seenplatte nachbessern
Neu Schloen / Lesedauer: 3 min
Wie kann man den Nachhilfeunterricht gerade für sozial schwächere Schüler oder für Schüler auf dem Land künftig sicher stellen? Diese Frage treibt nicht wenige Sozialpolitiker im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte um. Denn der Landkreis hat die Fördergelder für diesen Zweck aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erheblich gekürzt, weil die Kosten immens angestiegen waren. Dabei orientierte man sich an anderen Landkreisen und kreisfreien Städten, erläuterte Sozialdezernent Michael Löffler (SPD) nochmals im Kreis-Sozialausschuss am Dienstagabend in Neu Schloen bei Waren. Etliche Anbieter sehen sich nun in Schwierigkeiten, ihre Leistungen aufrechtzuerhalten.
Torsten Koplin (Linke) und Kilian Schneider (Grüne) befürchten aber, dass diese Kürzungen gerade die Kinder im ländlichen Raum oder sozial schwache Schüler treffen können. Zumal die Große Koalition in Berlin in Aussicht gestellt hat, die Zahlungen in diesem Bereich zu erhöhen, wie Schneider anmerkte.
Auch Fahrtkosten anpacken
Torsten Koplin hat deshalb am Dienstag angekündigt, dass seine Fraktion das Thema im kommenden Kreistag Ende September noch einmal auf die Tagesordnung heben will. Er sagt: Jeder Schüler, der Hilfe braucht, sollte sie bekommen. Und die Anbieter sollten das auch leisten können. Eigentlich wollte man nur Missbrauch verhindern, weil einige „schwarze Schafe“ aus der Schülernachhilfe ein Geschäftsmodell entwickelt haben – stattdessen treffe die Kürzung nun alle.
Allein der Vergleich mit anderen Landkreisen dürfe kein Maßstab sein, vielmehr müsste es darum gehen, dass jeder bedürftige Schüler die Hilfe bekommt, die er benötigt. So müsse auch das Thema Fahrtkosten für Nachhilfelehrer und auch Schüler, das bislang in der Förderrichtlinie ausgeklammert sei, nochmal diskutiert werden. Zudem dürfe man an die Qualifikation der Nachhilfelehrer nicht strengere Maßstäbe ansetzen als sie das Land für Quereinsteiger an Schulen festlegt. Unter anderem soll weiterhin die Bestätigung eines Lernanbieters deutlich entbürokratisiert werden.
Harsche Kritik: „System Schule“ hat versagt
In der Diskussion sorgte Cornelia Ruhnau, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, auch für deutliche Worte in Richtung der Schulen. Das Geschäftsmodell der Nachhilfe habe sich nur deshalb in Richtung Geschäft entwickeln können, weil „das System Schule versagt“. Wenn die Schulen alle Kinder und Jugendlichen mitnehmen und fördern würden, dann bräuchte man keine außerschulische Nachhilfe.
Das sollte eigentlich das Thema sein, über das man reden müsse. Sie sehe auch die vielen Familien, die an der Einkommensgrenze leben und nicht vom Bildungs- und Teilhabepaket profitieren können, die Nachhilfe also selbst bezahlen müssten, das aber nicht können. Diese bleiben dann komplett außen vor. Hier seien die Schulen in Verantwortung.
Michael Löffler nahm die Schulen allerdings in Schutz. Momentan gebe es im Land rund 700 offene Lehrerstellen – gewisse Leistungen können bei dieser Personalsituation nicht erbracht werden.