Ungewöhnliche Dürreschäden
Malchower Orgeln warten auf Regen
Malchow / Lesedauer: 3 min
Die Museumsorgeln in Malchow trocknen weiter vor sich hin. Noch kann Friedrich Drese, Leiter des Mecklenburgischen Orgelmuseums auf dem Kloster, keine Entwarnung geben. „Die Temperaturen waren auch in den vergangenen Tagen und Wochen hoch, die Luftfeuchtigkeit liegt derzeit nur bei etwas über 50 Prozent“, so Drese. Das ist nach wie vor zu wenig, um die historischen Instrumente vor einer Austrocknung zu bewahren.
Normalerweise herrscht in der Malchower Klosterkirche eine Luftfeuchtigkeit von rund 95 Prozent. Im Sommer war der Wert sogar auf 49 Prozent gesunken. Die Folge: Die zum Teil Jahrhunderte alten Holzteile der Orgeln trockneten aus, es bildeten sich Risse. Die Balg-Anlagen, das Herzstück der Orgeln, durch die der Wind zu den Orgelpfeifen transportiert wird, zogen sich zusammen und an einigen Verbindungsbereichen bildeten sich ebenfalls Risse.
Erst 2019 weiß man Genaueres
Fünf Orgeln im Malchower Museum sind massiv von den Austrocknungen betroffen. „Ich denke, dass wir aber erst 2019 Genaueres darüber wissen, wie hoch der Schaden hier bei uns im Museum tatsächlich ist und wie wir damit umgehen müssen“, so Drese, der weiß, dass der Orgel-Durst keine Malchower Problem ist, sondern sich flächendeckend übers ganze Land zieht.
Als Orgelsachverständiger hat er zum Beispiel gerade die große Orgel im Schweriner Dom begutachtet – mit einem erschreckenden Ergebnis: Die Balg-Anlage dieser Orgel ist massiv durch Austrocknung beeinträchtigt und muss voraussichtlich für einen sechsstelligen Euro-Betrag repariert werden.
Sehr viele Orgeln im Land betroffen
„Von dem extrem trockenen Jahr sind sehr viele Orgeln betroffen. Ich warne aber davor, jetzt schon an Reparaturen zu denken. Wir müssen abwarten, wie sich der Regen, der im Winterhalbjahr hoffentlich kommt, auf die Orgeln auswirken wird“, so Drese. Er ist froh, dass die Nächte momentan kühler sind und dass sich morgens Nebel bildet. „Wir öffnen dann bei uns in der Klosterkirche alle Seitentüren, damit die Feuchtigkeit eindringen kann“, berichtet der Museumsleiter.
Gefahr von Schimmelbildung
Für die große Friese-Orgel auf der Empore der Klosterkirche hat Friedrich Drese eine andere Lösung gefunden: Im abgeschlossenen Inneren der Orgel wurde ein Luftbefeuchter aufgestellt, der seit ein paar Wochen ununterbrochen in Betrieb ist. „In einer Woche pustet der rund 24 Liter Wasser in die Luft, das ist eine ganze Menge für einen doch relativ kleinen Raum“, so Drese. Er geht davon aus, dass das Gerät auch noch bis Ende des Jahres weiter laufen wird, um die Friese-Orgel aus dem Jahr 1890 vor weiteren Schäden zu bewahren.
Doch der Einsatz des Luftbefeuchters ist ein zweischneidiges Schwert: Die Luft im Inneren der Orgel ist nun zwar feucht, könne aber wegen des abgeschlossene Raumes nicht zirkulieren. Und so besteht die Gefahr von Schimmelbildung. „Es haben sich schon kleinere Stellen gezeigt, aber alles ist noch im Rahmen“, sagt der Experte.