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Einsturzgefahr

Malchows Bürgermeister verteidigt Teilabriss

Malchow / Lesedauer: 4 min

Das Malchower Rathaus musste eilig handeln, denn es habe Gefahr im Verzug bestanden, sagt Bürgermeister René Putzar. Eigentlich wären die Besitzer selbst am Zuge gewesen, doch diese sahen sich nicht dazu in der Lage. Der Beginn einiger Missverständnisse.
Veröffentlicht:31.07.2018, 18:45

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Der Malchower Bürgermeister René Putzar hat am Dienstag das Vorgehen der Stadt bei den Abrissmaßnahmen am Haus der Familie Borngräber erklärt und verteidigt. Dazu gebe es schon eine lange Vorgeschichte, an der die Familie Borngräber zu jeder Zeit beteiligt gewesen sei.

Im Januar 2018 habe es ein Angebot des Sanierungsträgers, der für die Baumaßnahmen in der Malchower Innenstadt verantwortlich ist, gegeben, die Fassade des Vorderhauses neu zu gestalten sowie die Brandmauer und die beiden maroden Nebengebäude abzureißen. Am 10. April sei es zu einer entsprechenden Vereinbarung gekommen, die am 11. April mit allen Beteiligten bei einem Vor-Ort-Termin mit der Familie Borngräber, dem Sanierungsträger und Vertretern der Stadtverwaltung konkretisiert worden sei. Dabei sei aber noch keine Rede davon gewesen, dass die Maßnahme während der Sommermonate durchgeführt werden sollte.

Seit Mai Gefahr in Verzug

Im Mai sei dann plötzlich Druck in die Sache gekommen. Denn die Brandmauer, die einerseits die Grundstücksgrenze zum Nachbarn darstellte und andererseits statisch wichtig für die beiden rückwärtigen Anbauten war, senkte sich und drohte umzustürzen. Nun herrschte Gefahr in Verzug, so Bürgermeister Putzar. Eigentlich hätten die Eigentümer sofort handeln und ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen müssen. Doch dazu sei Familie Borngräber finanziell nicht in der Lage gewesen. Deshalb habe die Stadt in der Pflicht gestanden, zu handeln – im Rahmen einer sogenannten Ersatzvornahme.

Bis es so weit war, dauerte es allerdings noch, immerhin mussten die Abrissmaßnahmen erst ausgeschrieben werden. Am 11. Juli sei die Familie Borngräber informiert worden, dass am 18. Juli der Rückbau beginnt, so René Putzar. So hätten sie Zeit gehabt, die anscheinend immer noch bewohnten Räume im Anbau zu räumen. Die Firma Ziems habe erst mit der Entfernung des Daches begonnen.

Baustopp der Polizei wieder aufgehoben

Dann nahmen allerdings verwirrende und widersprüchliche Vorgänge ihren Lauf. Am 23. Juli hätten die Kinder die Polizei gerufen und erklärt, dass die Abrissmaßnahmen unrechtmäßig seien. Die Beamten verhängten tatsächlich vorerst einen Baustopp, hoben diesen allerdings kurze Zeit später wieder auf, nachdem sie sich in der Stadtverwaltung überzeugt hätten, dass die Maßnahme rechtens ist und die Familie Borngräber schriftlich eingewilligt hatte, so Putzar.

Auch zur Frage, ob die Bewohner am 24. Juli während der Abrissarbeiten am Anbau im Haus waren, gebe es verschiedene Aussagen der Familie Borngräber. Gegenüber Medien hatte sie erklärt, die Kinder seien im Haus gewesen. Gegenüber Putzar habe sie gesagt, sie seien zu dem Zeitpunkt zu dritt bei einer Bekannten frühstücken gewesen. Auch die Abrissfirma hatte versichert, dass zu dem Zeitpunkt niemand im Haus gewesen sei.

Der Bagger habe, wie von Anfang an vereinbart, nur die Brandmauer und die beiden Anbauten, die statisch mit dieser verbunden waren, abgerissen. Das im Wohnhaus entstandene Loch, wo früher die Verbindung zum Anbau war, sei wie geplant wieder verschlossen worden.

Schon einen Käufer für das Haus gefunden

Auch zum Thema Wohnung gibt es widersprüchliche Aussagen. Immerhin hatten die Borngräbers erklärt, dass sie das Haus plötzlich verlassen und vorübergehend in eine Ferienwohnung ziehen mussten. Aber eigentlich hatten sie schon seit dem 11. Mai einen gültigen Mietvertrag für eine 95 Quadratmeter große Wohnung in der Malchower Schubertstraße, sagt Putzar. Der Vertrag galt ab dem 1. Juli. Denn sie hätten das Haus verkaufen wollen und hatten auch schon einen Käufer gefunden. Dieser sei ihm bekannt und ebenfalls über die Maßnahmen informiert gewesen, so Putzar.

Schon seit Wochen hätte die Familie also umziehen können. Um der Familie dann kurzfristig zu helfen, habe die Stadtverwaltung am vergangenen Donnerstagabend einen Lkw zur Verfügung gestellt und am Freitagmorgen einiges an Mobiliar zur neuen Wohnung gefahren. Aber am Freitag habe Heidrun Borngräber neue Probleme bei Putzar vorgetragen: Sie könne in der neuen Wohnung noch nicht wohnen. Er habe sich entgegenkommend gezeigt und ihr eine Ferienwohnung der Stadt über das Wochenende kostenlos zur Verfügung gestellt, damit sie ohne Druck auspacken könne, so Putzar.

Putzar: Am Ende gewinnen nur die Anwälte

Der Bürgermeister bedauere außerordentlich, dass es zwischen der Stadt und Familie Borngräber offensichtlich zu einigen Missverständnissen gekommen war. Er könne aber nicht verstehen, was jetzt aus der Geschichte gemacht werde. Der Anwalt von Familie Borngräber versuche offenbar, aus einem ganz normalen Verwaltungsakt Kapital zu schlagen. Daran werde am Ende nur der Rechtsanwalt verdienen – und der Anwalt der Stadt, meint Putzar.

Der Bürgermeister bedauert auch, dass es am Montag keine Presseauskunft zu diesem speziellen Vorgang aus dem Malchower Rathaus gegeben habe. Der Bauleiter und er selbst hätten den Sachverhalt erklären können. Beide seien aber im Urlaub und offensichtlich hätten die Mitarbeiter sie nicht stören wollen – in diesem Fall keine gute Entscheidung.