Die SEK-Einheit des Landeskriminalamtes kam auf leisen Sohlen. Als sie am Donnerstagmorgen um 6 Uhr in ein Haus im beschaulichen Ort Fincken bei Röbel eindrangen, schliefen die meisten Einwohner noch. Die Elite-Einheit durchsuchte das Haus, in dem ein 40-jähriger Mann lebt. Gegen ihn lag der Verdacht des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor. Die Ermittlungen seien aufgrund eines anderen Verfahrens zustande gekommen, erklärte Diana Mehlberg, Sprecherin der Polizeiinspektion Neubrandenburg.
In dem Haus wurden nach ihren Angaben fünf Luftgewehre, ein Butterfly-Messer sowie zweimal Munition, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt, gefunden. „Es wird noch alles ausgewertet“, sagte Diana Mehlberg. Allerdings seien aber keine Waffen sichergestellt worden, die gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen.
Keine Verbindungen zu Preppern oder Reichsbürgern
In diesem Zusammenhang machte sie auf Nachfrage deutlich, dass keine Hinweise auf eine Beziehung des Mannes zur sogenannten Prepper- oder Reichsbürgerszene vorliegen. Als Prepper werden Menschen bezeichnet, die sich beispielsweise mit Lebensmitteln, Waffen und anderen Dingen eindecken, um sich auf einen von ihnen erwarteten Ausnahmezustand vorzubereiten. Reichsbürger lehnen die Legitimität und Souveränität der Bundesrepublik Deutschland ab.
Laut Mehlberg wurde noch eine Extra-Anzeige aufgenommen. „Nach dem Waffengesetz ist das Butterfly-Messer ein verbotener Gegenstand“, erklärte sie. Ob der Betroffene von diesem Verbot im Vorfeld wusste, ist unklar. Wie er dem Nordkurier in einem kurzen Gespräch mitteilte, benutze er dieses Messer lediglich „zum Äpfel schälen“. Und die Luftdruckwaffen nutze er, um damit auf Ratten zu schießen. „So kann man die Tiere schnell beseitigen“, meinte er zu seiner Verteidigung. Von der Polizei sei er noch nicht zu dem Sachverhalt angehört worden. Mehr sagte er nicht. Die Waffen werden dem Betroffenen in Absprache mit der Staatsanwaltschaft zurückgegeben, hieß es von der Polizeisprecherin.
Nie Probleme mit den Nachbarn
Im Ort war am Donnerstagvormittag schon nichts mehr von dem SEK-Einsatz zu spüren. Kaum eine Person war an dem warmen Sommertag in Fincken auf der Straße. Viele Einwohner erfuhren von dem Vorfall entweder durch Verwandte oder aus dem Internet. Letzteres war bei Felix Radke der Fall. Er wohnt nur vier Häuser von dem betroffenen Gebäude entfernt. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass so etwas in unserer Nähe passiert“, sagte der 17-Jährige. Die Einsatzkräfte hätten wohl alles auf den Kopf gestellt, wie er aus der Nachbarschaft erfahren habe. Allerdings hätte er zu dem Betroffenen immer ein gutes Nachbarschaftsverhältnis gehabt. Es habe nie Probleme gegeben, so Radke.
Auch Bürgermeister Erich Nacke kann über den Betroffenen nichts Negatives berichten. Im Gegenteil. Dieser stamme aus einer ordentlichen Familie, die bislang nie auffällig gewesen sei. Der 74-jährige Nacke wohnt seit seiner Geburt in Fincken. Seitdem seien ihm keine größeren Polizei-Einsätze – weder vor noch nach der Wende – bekannt.